Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
scheinen sie ihr Werk zu begutachten, plötzlich ist einer der Kerle ganz nahe an meinem Gesicht. Er packt in meine Haare und reißt meinen Kopf zu sich herum – in meinem Genick knirscht es leise – dann streicht er mit seiner Nase ganz dicht über mein Gesicht und zieht die Luft ein.
„Hmm, hast du schon bemerkt, wie gut sie riecht, Vincent? Wie ein sonniges Blumenfeld im Frühling.“ Immer noch streicht er mit der Nase über meine Wange. In meinem Kopf formen sich die ersten Gedanken, ich kann wieder denken, das ist immer das erste, das wieder funktioniert.
Sein Kumpel scheint ungeduldig zu werden.
„Paul, komm jetzt. Wir müssen sie zum Boss bringen.“ Weiterhin ist seine Stimme unsicher und zaghaft.
„Ja, ja, einen Moment noch.“ Paul dreht meinen Kopf zu sich hin und blickt mir in die Augen.
„Hast du schon einmal solche Augen gesehen, Vinc? Das Feuer in ihnen und dann dieser rote Ring, der pulsiert ja.“ Paul schüttelt leicht mit dem Kopf und blickt ein bisschen genauer hin. In meinen Gedanken habe ich mir sein Gesicht schon für eine spätere Verwendung eingeprägt – niemand riecht mich ungefragt ab.
Als er jetzt noch näher kommt packt mich die Wut – niemals hättest du dich das getraut, wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen wäre, denke ich. Niemals!
Ich platze fast vor Wut und wünsche mir nichts sehnlicher, als aufzuspringen, mit meinen Händen seinen Kehlkopf herauszureißen und das bluttriefende Ding dann vor seinen Augen wie eine Dose zu zerquetschen.
Ich sehe plötzlich Feuerbälle vor mir lodern und spüre deutlich, wie meine Zähne wachsen. Paul stößt ein erschrecktes Keuchen aus, lässt meinen Kopf fallen und steht schnell wieder auf den Beinen.
„Was ist los?“, fragt Vincent ihn.
„N-Nichts, gar nichts. Alles in Ordnung“, ich kann hören, wie er schluckt. „Komm, wir bringen sie endlich weg.“
Ich spüre, wie ich an Armen und Beinen hochgehoben werde und merke den leichten Luftzug auf meiner unbedeckten Haut, als sie mich wegtragen. Ganz langsam kommen meine Sinne wieder – aber bis zu einer entgültigen Heilung wird noch einige Zeit vergehen. Ich versuche einen Blick ebenso auf den anderen Vampir zu werfen, aber mein Kopf hängt nur schlaff zwischen meinen Armen herunter, meine Haare schleifen den Boden entlang. Ich kann endlich meine Augen wieder schließen – mit geschlossenen Augen kann ich besser nachdenken.
Was hat der eine Bursche eben gesagt? Er hatte recht damit, dass ich hier auf die anderen warte? Wer ist Er ? Woher weiß Er das? Gibt es etwa einen Verräter unter uns? Wer könnte das sein? Sind die anderen auch in Gefahr? Warten andere Vampire auf sie, wenn Josh und Nicki mich abholen wollen? Ich hoffe inständig, dass sie mit den beiden nicht so leichtes Spiel haben werden, wie mit mir.
Mit einem Mal weiß ich, wo die zwei Vampire mich hintragen, ich kann den Fluss hören und riechen, sehe, wenn auch verkehrt herum, Bürogebäude an uns vorbei huschen. Plötzlich halten die beiden an, meine Füße fallen unsanft auf den Boden und ich sehe Füße, die an mir vorbeigehen und vor uns öffnet sich die Türe. Vincent, der meine Arme hält, schleift mich einfach hinein.
Es ist die gleiche Halle, die ich schon einmal in dieser Position betreten habe. Damals waren Ansgar und Josh hier gefangen – und ich habe Justin getroffen – mit einem Schwert getroffen. Dann kam der hohe Rat und hat die Vernichter festgenommen.
Hinter dem Eingang nimmt Paul erneut meine Füße auf, bis zur nächsten Türe, da lässt er sie einfach fallen.
Dafür wirst auch du fallen, denke ich grimmig, später, wenn es mir besser geht. Hinter der Doppeltüre, die Paul sorgfältig verschließt, werde ich wieder getragen, bis zum Fenster, dort falle ich ein weiteres mal hart auf den Boden und kann endlich das Gesicht von Vincent sehen – um es mir einzuprägen – für später, man weiß ja nie.
„Los, hol die Ketten“, sagt Paul zu seinem Kumpel, dann dreht er meinen Kopf wieder in seine Richtung und blickt mir ins Gesicht.
„Du kannst soviel Feuer spucken wie du willst, meine Süße, es nützt dir nichts. Er wird dich doch erwischen und dann wird er dich zermalmen, zwischen seinen kalten Fingern wird er dich zerreiben. Du wirst endgültig tot sein.“
Paul steht auf und nimmt Vincent die Ketten ab. Sie binden sie mir um die Handgelenke, stecken einen Bolzen hindurch und haken sie in dickere Ketten, die von der Decke herabhängen, genau vor der großen
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