Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
ich, neugierig geworden.
„Das wirst du schon sehen“, meint er knapp.
„Kommst du?“
„Ja. Gib mir noch zwanzig Minuten, okay?“
„Ich freue mich, bis dann, meine Süße“, er legt auf.
Ich trinke den Rest von meinem warmen Blut und spüle das Glas anschließend heiß aus.
Dann schnappe ich mir meinen Bandit Helm und gehe im gemächlichen Tempo in meine Tiefgarage.
Mein heißgeliebter 66er Mustang steht immer noch in einer Werkstatt und wird hingebungsvoll neu aufgebaut. Nachdem er im letzten Sommer einen wahren Todeskuss mit einer Fichte mitgemacht, und ein wütendes Monster in ihm getobt hat, wurde er fast für tot erklärt. Aber der Mechaniker in der Werkstatt hatte ein Herz für mich und meinen roten Flitzer. Er hat versprochen, ihn mir zu reparieren, wenn ich nur genug Zeit habe.
Da Zeit, bei meinem Lebenswandel mehr als genug vorhanden ist, habe ich natürlich zugesagt.
Zumal er mir als Übergangsfahrzeug ein Motorrad geliehen hat. Motorradfahren, ist noch besser als Autofahren, selbst wenn es so ein klasse Wagen wie mein 66er Mustang ist.
Aber das Motorrad kann sich auch sehen lassen, und ich bin damit schneller unterwegs, als mit meinem Roten.
Da steht sie, auf meinem alten Parkplatz mit der Nummer 666 . Eine Honda Fireblade CBR 1000 RR , ein Superbike mit einhundertzweiundsiebzig Pferdchen. Der schwarz-rote Lack glänzt, blitzt und alles an der Kiste scheint zu röhren und zu brummen: Fahr mich, schwing dich drauf und rase mit mir durch die dunklen Straßen. Los, fahr mich.
Ich muss ein bisschen grinsen und ziehe mir den Helm an. Als ich die Honda starte, ist es so als erwacht unter mir ein Monster. Aber kein Monster, das tötet – ein Monster das schnell sein will, eines das sich bewegen will.
Ein gutes Monster.
Ich fahre aus der Garage und in Richtung Innenstadt zu Joshs Buchladen.
Ich parke mein Motorrad genau vor seiner großen Fensterfront und gehe hinein. Das zarte Glöckchen ertönt, dieses Glöckchen, das überhaupt nicht zu diesem Hexenladen passt. Weder zu der Einrichtung, noch zu den vielen tausend Dingen, die man hier erstehen kann. Und ganz bestimmt nicht zu dem Vampir hinter dem Tresen, der, wie immer, auf seine Ellenbogen gestützt, mich munter anlächelt.
Er kommt hinter seiner Verkaufstheke hervor und umarmt mich.
„Hi, meine Süße, wie geht es dir?“ Er hält mich auf Armeslänge fest und blickt mir fragend in die Augen.
„Gut, alles in Ordnung“, sage ich lahm.
Jede Begegnung von uns beginnt so. Auch weiß ich schon genau, wie sie weitergeht.
Er zieht mich wieder an seine Brust und atmet ein paar Mal tief ein. Er füllt seine Nase, seine Lungen mit meinem Duft.
„Hmm. Du riechst wieder so gut, meine Süße. Einfach zu gut.“ Er seufzt tief und es hört sich sehr alt an.
Normalerweise müsste ich wie jeder Vampir auch riechen, nach altem Papier, nach Staub – pergamentartig. Aber es ist nicht so, ich rieche eher nach Frühling, nach Butterblumen und Sonnenschein. Schon immer, und es ändert sich nicht. Ich weiß nicht, warum das so ist, es interessiert mich aber auch nicht.
„Magst du was trinken?“, er lächelt mich mit leuchtenden Augen an.
„Ja, gerne. Was gibt’s denn? Was blondes?“, ich grinse.
„Nein, wo soll ich die auf die Schnelle denn herbekommen? Aber“, er sieht mich mit einem seltsamen Blick an, „gleich kommt noch eine Blondine, wenn ich es mir recht überlege. Die wird dir aber nicht schmecken.“
Ich sehe Josh mit zusammengekniffenen Augen an und überlege. Das sie mir nicht schmecken soll, kann nur heißen, das sie ein Vampir ist.
Aber wer würde hier zu Josh kommen? Josh hat zwar enorm viele Bekannte und auch ein paar wirkliche Freunde, aber ihn besucht eigentlich niemand von denen hier in seinem Hexenladen. Meistens trifft er sich mit ihnen im Desmodus , unserer Stammkneipe, oder er geht zu ihnen. Noch nie habe ich einen anderen Vampir hier bei Josh getroffen.
Er reicht mir ein Glas mit lauwarmem Blut.
„Jeanie wird noch vorbeikommen“, sagt er leise.
Jeanie – ausgerechnet. Meine Hand, die das Glas hält, ist kurz in seiner Bewegung eingefroren.
Ich stelle es geräuschvoll auf die Theke und blicke vor mich hin. Wirklich, wie kann er nur. Er weiß doch, das sie für die Obrigkeit arbeitet, und das die nicht gerade gut auf mich zu sprechen sind seit … seit den Ereignissen im letzten Sommer.
Immerhin habe ich den Chef unseres Clans in das Reich der ewigen Verdammnis geschickt. Seit dem ist auch der hohe Rat
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