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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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Erinnerungen, nur weg von dem hasserfüllten Blick, der immer noch vor meinem inneren Auge umhertanzt. Nur weg von der Wirklichkeit, hinein in die tröstliche Wolke und die Zeit ein paar Jahre zurückdrehen. In eine Zeit eintauchen, als es noch keinen Justin gab, noch keinen Frank und noch keine Vampire – jedenfalls für mich noch nicht.
    *
    Einige Stunden habe ich am Fuße der Straßenlaterne verbracht und meine Selbstheilungskräfte für mich arbeiten lassen.
    Ich stehe auf und bewege meinen Hals ein bisschen hin und her – es geht wieder. Gleich wird es hell, ich muss schnell sein.
    Ich renne zu meinem alten Haus, die Stufen zum Eingang hoch und stehe vor der offenen Türe.
    Blutgeruch steigt mir in die Nase, ich schließe kurz die Augen.
    „Nein!“, es ist nur ein Hauch. „Oh nein, er hat es doch wahr gemacht.“
    Zögernd gehe ich in den Flur. Rechts ist die Küche, aber der Geruch kommt von oben. Langsam steige ich die Treppen empor, Stufe um Stufe kostet mich mehr Kraft. Oben angekommen verharre ich kurz. Ich muss mich orientieren, hier ist ein Geruch, den ich nicht kenne. Er kommt von rechts, ich gehe ihm nach. Die Türe vor mir, ist nur angelehnt, mit einer Hand stoße ich sie auf.
    Da liegt sie vor mir, im Badezimmer, eine hübsche Frau, braune Haare und sehr schlank. Vielleicht vierzig Jahre alt. Ich blicke sie an und lege meine Stirn in Falten, ich überlege, wer sie ist und ob ich sie schon mal gesehen habe.
    Klar, er hat wieder geheiratet, schießt es mir durch den Kopf. Er konnte zwei so kleine Kinder ja nicht ohne Mutter aufwachsen lassen. Ich betrachte sie genauer. Ihr Gesicht ist kalkweiß und schmerzverzerrt, an ihrem Hals prangen zwei Einstichstellen. Wie in Trance drehe ich mich um und folge den bekannteren Gerüchen. Im Schlafzimmer finde ich meinen Mann, er liegt noch auf dem Bett, auf dem Bauch. Ich stelle mich neben ihn, damit ich sein Gesicht sehen kann. Er ist in den letzten Jahren kaum gealtert, eigentlich sieht er noch genauso aus wie früher. Nur damals hatte er nicht so weiße Haut, in seinem Gesicht war nicht das Entsetzen eingeprägt und er war noch nicht so tot.
    Ich drehe mich um und gehe zum Kinderzimmer. Wieder ist die Türe nur angelehnt. Es ist, als sollte ich sie alle so finden, kein Mörder macht sich die Mühe, die Türen sorgfältig anzulehnen. Er knallt sie nach der Tat entweder zu, oder lässt sie einfach offen stehen. Was erwartet mich hier, frage ich mich. Der Blutgeruch ist überwältigend. Zögernd hebe ich meine Hand und stoße die Türe auf.
    Es war früher schon ihr Zimmer. Nach Osten hinaus, weil sie den Sonnenaufgang so geliebt hat. Sie hat gerne verträumt am Fenster gelehnt und den Sonnenstrahlen zugesehen, wie sie langsam die Wände berühren, wie sie sich an ihr entlang tasten.
    Auch jetzt geht gerade die Sonne auf, ihre Strahlen treffen auf die gegenüberliegende Seite, malen ein bizarres Schattenspiel auf die weiße Wand.
    Dazwischen hängt meine Tochter.
    An den Handgelenken mit Seilen aufgehängt – aufgehängt wie ein Stück Vieh. Ihr Kopf ist nach vorne geneigt, ihr langes, blondes Haar verbirgt ihr Gesicht. In dem Blond der Haare sind rote, fast rostige Stellen. Sie sehen aus wie blutige Strähnen. Sie hat ein weißes Nachthemd an, mit kleinen rosa Blümchen drauf. Überall sind Blutflecken und Spritzer. Selbst an der Decke über ihrem Kopf. Ihre Füße sind nackt, sie schwingen ganz sachte hin und her.
    Auf ihrem Nachthemd ist ein breiter roter Streifen zu sehen, er führt bis unten hin zu dem Saum. Es ist das Blut, das aus ihrer Halswunde geflossen ist. Dennis hat sich nicht die Mühe gemacht, sie auszusaugen, er hat sie gebissen und die Wunde offen gelassen, damit sie langsam verblutet.
    Ein dicker Tropfen läuft unter dem Saum ihres Nachthemdes hervor, fließt über ihren Fuß, bis zum Zeh. Dort sammelt er sich, schwillt an und wird dicker, bis er sich schließlich löst und fällt.
    Ich verfolge diesen Tropfen mit den Augen, sehe wie er sich durch den Luftzug verformt. Bis er unten auftrifft. Ein leises Plitsch ertönt, als der Tropfen sich mit den unzähligen anderen Tropfen – die unter ihren Füßen eine Lache gebildet haben – vereint. Es spritzt leicht, aber nur ein bisschen.
    Das ist mein Stichwort.
    „NEIN!“ Es ist das einzige, was ich zu brüllen in der Lage bin.
    Ich stehe da, blicke meine tote Tochter an und brülle mein Entsetzen, meine Wut und meine Trauer hinaus.
    Ich kann nicht weinen, ich bedauere das zutiefst. Ich

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