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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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keine Liebe, kein Feuer mehr.
    Alles habe ich verloren – unwiederbringlich verloren.
    Ich atme die kalte Nachtluft ein, suche weiter nach einem Geruch, nach meiner heutigen Beute.
    Plötzlich und unerwartet umspielt ein zarter Duft meine Nase, leicht, luftig und süß. Ich habe ihn gefunden, den Geruch, der mich heute Nacht ernähren wird, der mein Monster in mir für heute ruhig stellt.
    Langsam öffne ich meine Augen – sie sind gelb, Raubtieraugen – wie immer in letzter Zeit. Das harmlose, nette Braun meiner Augen ist seit meinem Aufenthalt in Joshs Keller nicht wieder zurückgekehrt. Auch meine Zähne, diese zwei spitzen Dolche, kehren kaum noch in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Ich bin jetzt ständig ein Vampir, Tag und Nacht, die ganze Zeit über. Kaum gestatte ich mir einen anderen Gedanken, als den an heißes, köstliches und frisches Blut.
    Da ist er wieder, der Geruch, der mir die heutige Nacht versüßen wird. Ich öffne meinen Mund,
    „Ah“, ich lächle kurz.
    Das Monster in mir schreit und kreischt laut. Mein inneres Feuer lodert kurz und heftig auf – es will gelöscht werden .
    Ich will, dass es gelöscht wird, gelöscht mit dem herrlichen Duft und Geschmack. Ich mache einen Schritt nach vorne und falle in die Tiefe …
    Erschrocken reiße ich meine Augen auf. Dunkelheit umhüllt mich, ich muss ein paar Mal zwinkern, damit ich klarer sehen kann. Die restlichen roten Nebelschwaden verziehen sich gerade. Ich bin wohl in meiner Wolke der Erinnerung, eingetaucht.
    Ich kann nicht schlafen, also kann ich auch nicht träumen. Ich kann mich nur erinnern an vergangene Ereignisse.
    Es war wie ein Traum, gemischt mit Ereignissen, die tatsächlich geschehen sind.
    Ich setze mich auf. Ich habe mich eben in meinem Wohnzimmer auf das Sofa gelegt, daran kann ich mich noch deutlich erinnern. Der Rest ist überlagert von einem rötlichen Dunst. Dazwischen taucht immer wieder Justins Gesicht auf. Seine Zähne blitzen, seine schönen Augen sehen mich hungrig an, sie werden zu Raubtieraugen, sind wieder braun, die Zähne blitzen. Es ist wie in einem Wirbelsturm, immer wieder die gleichen Bilder, immer schneller fliegen sie an mir vorbei.
    Ich schüttele meinen Kopf um ihn frei zu bekommen und stehe auf, ich habe Durst.
    Die Ereignisse im letzten August – sie sind so weit entfernt, und doch ist es so, als wäre alles erst gestern geschehen. Neun Monate ist es jetzt her. Eine kurze Zeitspanne – für einen Vampir – doch kommt es mir wie Jahrzehnte vor. Die Zeit schleppt sich dahin, wenn man alles verloren hat, wenn man an nichts mehr glaubt – wenn man tot ist.
    Ich gehe zu meinem Kühlschrank und hole mir eine Büchse Konservenblut, die ich langsam in ein Glas schütte und der Mikrowelle anvertraue. Während ich auf das leise Pling warte, lasse ich mir durch den Kopf gehen, wo ich heute Nacht hin könnte. Das leise Summen meines Handys unterbricht meine Gedanken. Misstrauisch gehe ich ran
    „Ja-a?“, ich hasse dieses Telefon.
    „Hi, Natascha. Hier ist Josh.“ Als hätte ich ihn nicht schon an der Stimme erkannt.
    Das Blut ist auf Temperatur und ich nehme es aus der Mikrowelle.
    „Hallo Josh.“, meine Stimme ist reserviert. Bei ihm weiß ich nie so richtig, wie ich mich verhalten soll. Unsere Beziehung ist so … merkwürdig. So zwiespältig.
    „Bist du gerade beim … Essen?“ Ich kann das Schmunzeln in seiner Stimme hören, er hat wohl das leise Geräusch der Mikro mitbekommen.
    „Was gibt’s Josh?“ Ich seufze und trinke einen großen Schluck, es breitet sich sofort eine herrliche Wärme in meinen Eingeweiden aus, schlagartig fühle ich mich besser – wohler.
    „Hast du Lust vorbeizukommen? Wir könnten ein bisschen … quatschen.“
    „Josh, ich weiß nicht“, ich halte das Glas vor mein Gesicht, es ist fast leer.
    „Komm, Süße“, seine Stimme wird bittend, „ich lade dich auch zu einem Drink ein.“
    Ich habe wirklich keine Lust dazu, aber ich kenne mich und ich kenne Josh.
    Er wird mich irgendwie rumkriegen. Nur werde ich mich später wieder über mich selbst ärgern, weil er wieder die unausweichlichen Fragen stellt. Weil er die Wörter ausspricht, die ich auf keinen Fall hören will. Er wird mich Dinge fragen, über die ich lieber schweigen möchte.
    „Wir werden auch nicht alleine sein“, setzt er hinzu und seufzt leise.
    Da sieht die Sache schon anders aus, mit einem Zuhörer, werde ich um seine quälenden Worte und Fragen vielleicht herumkommen.
    „Wer denn?“, frage

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