Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
stocken.
„Ja? Und weiter?“, frage ich.
„Es geht natürlich um … letzten Sommer. Um deinen Sohn und dieses Halbblut … ich meine den Vampir … Justin.“
Bei der Erwähnung seines Namens sehe ich kurz wieder diese Augen vor mir. Seine schönen braunen Augen, und wie sie sich langsam zu Raubtieraugen verändern.
„Ja und?“ Meine Verärgerung ist schon fast greifbar.
„Also, es geht darum, da Dennis nun mal dein Sohn war und Justin von dir verwandelt wurde, wollen sie wohl einen schicken, der dich … na ja, prüft.“ Wieder tauscht sie einen raschen Blick mit Josh aus. Dann seufzt sie kurz und sieht auf ihre Hände.
Josh wendet sich mir zu.
„Hör mal meine Süße, es ist im Prinzip ganz einfach. Der hohe Rat schickt einen Kerl, einen Abgesandten, vorbei, der soll prüfen, ob dein Blut wirklich so verseucht und … böse ist. Außerdem will er aus deinem Munde die Ereignisse hören, schließlich hast du auch einiges verloren. Und Franks Tod soll geprüft werden.“ Josh atmet ein bisschen schneller als sonst.
„Und wer soll das sein?“, frage ich gespannt.
„Das wissen wir nicht, aber du kannst ihn wohl als deinen“, Josh schmunzelt kurz, „Rechtsbeistand betrachten. Er ist weder auf deiner Seite, noch auf der Seite des Rates. Er ist zwar einer von ihnen, aber man könnte ihn als … nun ja, als neutral betrachten. Vielleicht ist danach der Rat nicht mehr hinter dir her, betrachte es mal von dieser Seite.“ Josh lächelt ein bisschen schief.
Ich sehe ihm gerade in die Augen und überlege, ob ich nun erfreut darüber sein soll, dass man sich scheinbar Sorgen um mich macht und mich warnen will, oder ob ich lieber wütend bin, weil die beiden hinter meinem Rücken alles aushandeln.
Ich kann mich nicht entscheiden, somit stehe ich auf und sage an Jeanie gewandt: „Danke für die Warnung.“ Dann drehe ich mich um und will gehen.
„Wo willst du hin?“, fragt Josh, steht auch auf und folgt mir in seinen Laden.
„Warte, bitte.“ Ich drehe mich halb zu ihm um.
„Wieso, was ist denn noch?“ Jetzt spüre ich, wie die Wut in mir hochsteigt.
Josh hält mich am Arm fest. „Ich will nicht, dass du so gehst – so wütend. Versteh doch bitte, dass ich es nur gut mit dir meine.“ Er zieht mich zu sich heran.
„Ich will einfach nicht, dass dir etwas geschieht.“ Er vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren und, wie immer, atmet er ganz unwillkürlich meinen Geruch tief ein.
Ich löse mich von ihm, „Josh, ich bin dir dankbar, dir und …“ Ich blicke kurz zu seinem Hinterausgang, wo Jeanie immer noch im Hof sitzt, uns aber wahrscheinlich zuhört.
„… und ihr auch, aber ich muss jetzt los. Falls du den Abgesandten siehst, kannst du ihm ja meine Adresse geben. Machs gut.“ Ich wende mich zum Ausgang, und bin überrascht, das Josh mich nicht noch einmal zurückhält. Normalerweise kommt man unter vier Versuchen bei ihm nicht davon.
„Auf bald“, seine Stimme ist nur ein Flüstern.
Draußen atme ich die warme Frühlingsluft ein, ziehe mir meinen Helm auf und starte mein Motorrad.
Unter mir erwacht das Monster wieder zum Leben.
Mein Monster in mir ist allerdings noch nicht befriedigt, es kreischt und jault und schreit nach Nahrung. Nach frischem Blut, nach herrlich, köstlichem menschlichem Blut. Ich werde ihm nachgeben, ich werde mich ihm hingeben und mit ihm meine Beute teilen. Wir werden gemeinsam unseren Blutdurst stillen, noch heute Nacht.
Ich mache mich auf den Weg.
„Ah-h.“ Ich schließe meine Augen und lehne den Kopf an die raue Mauer. Meine Zähne werden gerade wieder normal. Ich lasse das Mädchen einfach fallen, schwer plumpst sie auf den Boden. Sie ist leer und tot und interessiert mich nicht mehr. Nur ihr Blut war für mich von Interesse, und das habe ich bekommen. – Mein Monster und ich.
Ich versuche mich zu sammeln.
Mein Handy klingelt, ich gehe ran.
„Natascha? Hier ist Josh.“
Es ist schon ein paar Stunden her, seit ich ihn und Jeanie verlassen habe.
„Ja?“, ist alles, was ich herausbekomme.
„Ich wollte dir nur sagen, dass der Abgesandte nach dir sucht.“ Josh macht eine kurze Pause.
„Pass auf dich auf.“
„Danke“, ich lege auf, ich bin noch nicht in der Lage große Reden zu schwingen. Das Mädchenblut muss sich erst in meinem Körper richtig verteilen.
Ich öffne meine Augen wieder – sie sind jetzt erneut braun, mit kleinen goldenen Flitterstückchen.
Mit einem Ruck löse ich mich von der Mauer und gehe zu meinem Motorrad. Es
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