Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
gesprochen?
Natürlich bin ich in deinem Kopf, du Dummerchen . Ich drehe mich schnell um und starre Ansgar an, es war seine Stimme, dessen bin ich mir ganz sicher.
Er aber unterhält sich leise mit Josh und beachtet mich gar nicht. Aber die Stimme ist immer noch da.
Ich kann weit mehr, als du für möglich hältst, ich kann nicht nur deine Gedanken lesen, ich kann mich auch in deinen Kopf einklinken und mit dir reden. Immerhin habe ich dein Blut getrunken, solange es in meinem Körper kreist, kenne ich alle deine Gedanken und Gefühle. Auch kann ich mit dir reden und brauche dich noch nicht einmal dabei anzuschauen. So wie jetzt. Mein hübsches Püppchen. Es folgt ein leises Lachen. Ich bin entsetzt, dann versuche ich schnell an nichts zu denken, an gar nichts.
Na, sage ich in Gedanken, wie gefällt dir das? Dieses nette Nichts. Meine Stimme in Gedanken wird flehend. Bleib bitte aus meinem Kopf, ich bin es nicht gewohnt, meine Gefühle mit jemanden zu teilen, ich möchte, das sie weiterhin mir gehören, mir alleine. Hörst du? … Hallo?
Hmm, du riechst so gut. Würdest du es mir sehr übel nehmen, wenn ich jetzt und hier, vor aller Augen über dich herfalle?
Ja, erwidere ich brüsk in Gedanken, du sollst aus meinem Schädel verschwinden, raus da.
Keine Chance, Natascha. Aber ich könnte dir deine Erinnerungen nehmen, du wärst für eine kurze Zeit wieder frei. Ich bin auch sehr vorsichtig, ich versuche dir nicht weh zu tun, jedenfalls nicht so sehr. Ich würde erst mit meinen Lippen deinen Hals hoch streichen, dich dann aufs Ohr küssen, mein kalter Atem würde dich kitzeln. Langsam streicheln meine Lippen deinen Hals herunter …
„Hör sofort auf damit, Verdammt noch mal.“ Es hallt laut in Joshs Laden, als ich die Worte herausschreie. Ansgar und Josh blicken mich erstaunt an, aber die Stimme in meinem Kopf ist ruhig – zum Glück.
„Natascha, was ist los?“ Josh wirft mir einen Blick zu, als zweifele er an meinem Geisteszustand. Ansgar steht neben ihm und hebt nur eine Augenbraue. Am liebsten würde ich ihn schlagen, aber ich würde mich nur verletzen, man schlägt nicht auf Steine ein, das bringt nichts.
Tz, tz, tz , macht die Stimme wieder.
Du kannst mich mal, denke ich, drehe mich um und gehe zu Joshs Konservenvorrat.
Gerne! Hier, oder lieber späterwieder bei dir? Die Stimme – Ansgars Stimme – klingt verführerisch und lockend. Aber ich bin so wütend, dass ich widerstehen kann.
Gar nicht, rufe ich in Gedanken, Mistkerl, setzte ich hinzu. Ich schnappe mir eine Dose Konservenblut und gehe wutschnaubend nach draußen in den Hinterhof.
Hier stehen noch die Stühle um den Tisch herum. Ich setze mich und reiße die Dose auf.
Nicht mal warm gemacht habe ich mir das Blut, ich wollte nur raus – nur weg von Ansgar mit seiner Stimme in meinem Kopf und Josh, der scheinbar an meiner geistigen Verfassung zweifelt.
Genervt schließe ich meine Augen und atme tief durch. Dann setze ich die Dose an und trinke sie in langen Schlucken leer.
Brr, kaltes Blut ist einfach entsetzlich. Da kann man sich auch in einem Leichenschauhaus über die Toten hermachen. Trotzdem breitet sich Wärme in mir aus, wenn auch nicht so tröstlich wie sonst.
Ich zerdrücke mit der Hand die Dose und lege sie auf den Tisch.
Welche Schandtaten habe ich nur in diesem und im letzten Leben begannen, überlege ich, erst verliebe ich mich in ein Monster, das mich anschließend lieber tot als lebendig sehen würde, dann kommt dieser Anzugträger aus irgendeinem der vorherigen Jahrhunderte daher, beißt mich einfach ungefragt und geht dann nicht mehr aus meinem Kopf raus. Es ist zum aus der Haut fahren.
Halb erwarte ich, dass die Stimme in meinem Kopf mir entweder Recht gibt, oder widerspricht. Aber es bleibt still – wie angenehm. Vielleicht ist mein Blut ja schon raus aus seinem Körper, denke ich fröhlich.
Aber keineswegs, mein Püppchen, ich muss dich nur sehen können und die Entfernung darf nicht zu groß sein, das ist alles.
Ich zucke kurz zusammen und sehe zur Türe, die wieder in Joshs Laden führt. Durch den Glasausschnitt kann ich Ansgar sehen, der mich anlächelt.
Josh öffnet gerade die Türe und sagt: „Kommt, wir setzen uns, es ist noch eine schöne Nacht. Wollt ihr etwas trinken?“
„Nein, danke für das Angebot, aber ich muss noch kurz weg.“ Zu mir gewand meint er: „Ich hoffe, es macht dir nichts aus, ich komme dich auch in einer Stunde wieder abholen.“ Dabei sieht er mich fragend an.
„Nein, geh
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