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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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meinte, er hätte auch noch »verrückte Amerikanerin« hinterhergeschoben. Womit er vielleicht recht hatte. Trotzdem war sie sich in puncto Yorkshire sicher. So sicher, dass sie mit ihrer Kreditkarte ein Bahnticket erster Klasse erwarb. Aber wie sollte es nach ihrer Ankunft in Yorkshire weitergehen? In dem Punkt war sie weniger sicher.
    In der Nacht zuvor hatte sie ebenso wenig geschlafen wie Justin. Während er auf Jagd ging, durchstöberte sie die Bibliothek, um an erste Informationen zu gelangen. Einem zerfledderten Autoatlas entnahm sie, dass Havering nahe der Moorgebiete von Nord-Yorkshire und nur wenige Meilen entfernt von Whitby lag, einem Seebad und Fischereihafen an der Küste von Yorkshire. Von der Fischverarbeitung und einem historischen Bezug zu Kapitän Cook einmal abgesehen war Whitby in früheren Zeiten berühmt für seine Jett-Industrie gewesen, und in kleinem Rahmen stellte man dort noch immer Jettschmuck her. Dixies Finger umschlossen die Kette, die sie Tag und Nacht trug. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. War nicht Graf Dracula, auf der Demeter von Varna kommend, auch in Whitby gelandet? Das konnte kein Zufall mehr sein, dieses Beziehungsgeflecht zwischen Whitby, dem Grafen Dracula, Justin, ihrem Jett-Anhänger und Christopher.
    Die Enzyklopädie von 1924 enthielt einen langen Eintrag über Druiden, berichtete von erbittertem Widerstand gegen die Römer, besonders im Norden Englands, und erwähnte einen römischen Signalturm auf dem Gebiet der heutigen Hafenstadt Whitby. Dixie las über den letzten Einsatz der Legio Nona Hispana und warum eine ganze Legion nahezu spurlos untergehen konnte. Sie erfuhr auch, dass Eburacum der römische Vorläufer der Stadt York war, der heutigen Hauptstadt der größten Grafschaft des Vereinigten Königreichs. Glück für sie, dass sie die größte erwischt hatte, aber was bedeutete schon Größe im Fall einer Grafschaft. Man war hier schließlich nicht in Texas. Sie lag jedenfalls im Norden Englands, und Christopher war nach Norden geflogen.
    Es gab zahlreiche Hinweise, und entsprechend groß war die Gefahr, einen zu übersehen. Dixie nahm sich vor, ganz Whitby und seine Umgebung Stück für Stück zu durchkämmen. Trotzdem riet ihr eine innere Stimme, einfach alles zu vergessen und zurückzufliegen, wie es Christopher und Justin ihr geraten hatten. Aber die Lektüre des Tagebuchs ihrer Großtanten belehrte sie eines Besseren. Wenn man Faith’ Worten Glauben schenken konnte, dann wurden die beiden terrorisiert und in den Tod getrieben – von Sebastian. Sie fragte sich, warum sie keine Hilfe hinzugezogen oder ihn angezeigt hatten, aber die beiden waren ja wesentlich älter als Gran und, als sie starben, hoch in den Neunzigern.
    Wenn Sebastian zwei Menschen auf dem Gewissen hatte, war er dann auch für den Anschlag auf Christopher und Vernons Tod verantwortlich? Sie hätte es zu gerne gewusst. War das der Grund, warum Christopher und Justin sie zur Abreise gedrängt hatten? Warum hatte Christopher sie vor Sebastian gewarnt? Sie wünschte Antworten auf ihre Fragen und ein bisschen Gerechtigkeit.
    Sie musste mit jemandem darüber sprechen, aber Justin hatte ja nichts anderes im Kopf gehabt als ihre bevorstehende Abreise. Christopher, davon war sie überzeugt, kannte die Antwort auf alle Fragen, und er wäre sicher eher als Justin bereit, mit der Wahrheit herauszurücken.
    Sie konnte nicht viel unternehmen in einem Dorf, in dem man ihr nach dem Leben trachtete, aber im hohen Norden, dachte sie, wäre sie in Sicherheit. Immerhin wähnte sie alle Welt auf dem Weg nach South Carolina. Mehr als ein paar Stunden zusammen mit Christopher bräuchte sie nicht. Und außerdem, wenn man als Gemeinsterbliche schon Vampire unter seinen Freunden hatte, warum sollte man diese Freundschaft nicht auch nutzen?
    In York angekommen, fühlte sie sich wie auf einem anderen Planeten. Sie war mittlerweile an den schnellen Singsang des Südens gewöhnt und verstand den schwerfälligen Yorkshire-Dialekt mit seinen ungewohnten Vokalen nur mit Mühe. Und da wagte es das Mädchen von der Autovermietung, sie auf ihren Akzent anzusprechen! Dixie schluckte eine böse Bemerkung hinunter. Dazu hatte sie als Gast kein Recht, auch wenn die Sprache ihres Gastlands so schwer verständlich war wie die Kreolsprache Gullah.
    Als Dixie in ihrem Mietwagen das Bahnhofsgebäude verließ, wäre sie beinahe von einem wahren Ungetüm von Bus abgedrängt worden. In ihren Augen war auf der High Street von

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