Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
Vom Netzwerk:
getäuscht. »Zwei Burschen waren es, die haben draußen auf der Klippe kampiert. Erst letzte Woche. Sie haben sich auf die Nacht vorbereitet, und was passiert? Einer von ihnen sieht dieses Wesen von Himmel herunterkommen. Dann, es kommt gerade näher, verwandelt es sich in einen Menschen, einen Mann. Aber es ist kein Mann. Man sieht nur diese Fangzähne, die vor Blut triefen, kreidebleiche Haut, einen weiten, schwarzen Umhang und ein schickes Dinnerjackett – wie im Kino, echt. Der hätte sich beinahe in die Hosen gemacht vor Angst und stürzte prompt die Klippe runter.«
    Das kleine Männchen lachte in sich hinein. »Ist wohl zu nahe an der Kante rumspaziert, und die ist dann abgebrochen, sonst nichts.«
    »Wo war das genau? Oben auf der Klippe?« Dixie gab sich alle Mühe, nicht zu schreien.
    »Oben in der Nähe der Abtei. An Ihrer Stelle würde ich im Dunkeln da nicht hingehen«, riet die Lederjacke.
    Die reißerischen Details führte Dixie auf eine überbordende Fantasie, zu viel Alkohol und auch Angst zurück, aber sonst hatte sie nicht die geringsten Zweifel.
    »Neunundzwanzig«, rief die Glatze.
    Dixies Nummer. Sie nahm den warmen Packen Zeitungspapier entgegen und ging raus zum Auto. Nun musste sie nur noch den Wegweisern in Richtung Abtei folgen.
    Während der Fahrt knabberte sie »Chips« und biss ab und an von ihrem panierten Fisch ab. Alles war sehr heiß, und sie hätte sich beinahe die Zunge verbrannt, aber sie aß trotzdem weiter. Aus Nervosität? Zweifellos. Als sie das Auto abstellte, raste ihr Herz wie verrückt, und das schlecht gekaute Essen lag ihr schwer im Magen..
    Das war’s dann.
    Sie schloss das Auto ab und ging zur Abtei hinauf – oder jedenfalls so weit sie angesichts verschlossener Tore kam. Der Nebel hatte sich aufgelöst. Den dunklen Himmel erleuchteten der Vollmond und ein Meer von Sternen, und eine sanfte Brise kühlte ihre glühenden Wangen. Die Ruinen warfen Schatten im Mondschein, und außer dem Rauschen der Brandung am Fuß der Klippen war kein Laut zu hören. Camper waren weit und breit keine zu sehen. Die hatten sich an sicherere Plätze geflüchtet.
    Sie war allein. Wirklich?
    Christopher, bist du hier? Ihre Gedanken griffen weit aus, tasteten sich wie Fühler durch einen Nebel. Christopher! Es hatte keinen Sinn. Christopher!
    Dann endlich . Wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Dixie! Du hier?
    Sie durchströmte ein Gefühl von Wärme, Jubel, Fassungslosigkeit. Ein Wunder. Sie hätte laut aufschreien können vor Freude, lachen, weinen. Sie musste ihn finden, ihn aufspüren an seiner Ruhestätte.
    Aber wie?
    Kälte hüllte sie ein wie ein altes Leichentuch. Es wurde still um sie.
    Nichts. Keine Wärme. Keine Erwiderung.
    Da waren nur die Stille des Himmels und das Rauschen der Brandung unter ihr.
    Christopher! Aus ihrer Seele kam ein einziger Aufschrei von Verzweiflung und Einsamkeit.
    Die Stille von Jahrtausenden antwortete mit Schweigen.
    * * *
    Justin traf wenige Stunden vor Tagesanbruch ein. »Sie ist in Sicherheit, mein Freund«, sagte er, als Christopher sich bewegte.
    »Ach ja?«
    »Im Gegensatz zu dir konnte ich sie überzeugen. Sie ist nach Hause geflogen. War aber nicht alleine mein Verdienst. Es ist etwas geschehen.«
    »Was?« Christopher packte seinen Freund an der Schulter. »Was ist passiert? Ist sie verletzt?«
    »Nein!« Justin befreite sich. »Sie ist nicht verletzt. Abel sei Dank! Aber …«
    Eiskalt durchfuhr es Christopher, als Justin die Vorfälle vom Freitag schilderte. Das würde er ihnen heimzahlen und er schwor Rache, tausendmal Rache, Rache bis in alle Ewigkeit. »Sie wollten sie töten. Das müssen sie büßen. Sie werden sterben. Jeder Einzelne.«
    »Nein, beruhige dich doch, Kit! Rache ist nicht unsre Art. Du kennst unsere Grundsätze! Außerdem ist Dixie in Sicherheit. Mittlerweile ist sie längst in Charleston.«
    Sein Lachen hörte man wahrscheinlich bis Robin Hood’s Bay. Christopher war das egal. Ihm war jetzt alles egal. »In Sicherheit, sagst du? Zu Hause in South Carolina? Da täuschst du dich, alter Freund. Sie ist hier.«
    Zum ersten Mal nach hunderten von Jahren hatte er Justin Corvus sprachlos gemacht. Einen Moment lang. »Unmöglich. Ich habe sie zum Flughafen gebracht, mit ihrem ganzen Gepäck.«
    »Sie war trotzdem hier. In dieser Nacht. Vor gerade mal ein paar Stunden.«
    »Ich fass es nicht.«
    Christopher fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, kratzte sich mit den Fingernägeln die Kopfhaut auf, nur um etwas anderes zu

Weitere Kostenlose Bücher