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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Bringham ja auch mächtig was los, aber im Vergleich zu dem Wahnsinnsverkehr, der um halb sechs Uhr nachmittags in York herrschte, war die Rushhour von Charleston das reinste Zuckerschlecken. Die Straße führte ringförmig um das Stadtzentrum herum und an einer Mauer vorbei, deren Bau Justin möglicherweise noch miterlebt hatte. Dann geriet sie von einer falschen Spur unfreiwilligerweise auf eine schmale Straße in Richtung Zentrum, die bestenfalls für Bauernkarren, nicht jedoch für den heutigen Verkehr ausgelegt war. Als sie sich einem Kreisel à la Hyde Park Corner näherte, hätte sie am liebsten die Augen zugemacht und laut geschrien, aber sie hielt das Lenkrad fest umklammert und erinnerte sich daran, dass sie eben erst einem Bombenanschlag entgangen war und mit Vampiren verkehrte – da konnte ihr doch keine Rushhour was anhaben.
    Recht hatte sie. Kaum war eine Stunde vorüber, fand sie auch schon ein Einkaufszentrum, wo sie sich mit einem Rucksack, Wanderschuhen und sonstigen Dingen, die man so brauchte, ausrüstete. Dann ging es weiter in Richtung Whitby. Sie legte die neu erworbene Vivaldi-CD ein und entspannte sich, während ihr Mietauto fast von alleine nordostwärts fuhr.
    »Was zum Teufel will sie da?«, blaffte Sebastian ungeniert. Er hatte Emilys Panikanrufe satt. »Was hat denn York zu bieten?«
    »Das Münster, mittelalterliche Gässchen und die Sache mit den Wikingern. Sie sprechen von Jorvik oder so ähnlich.«
    Er hatte keine Auflistung irgendwelcher Touristenattraktionen erwartet. »Schluss jetzt, Emily. Bei deinem Geschwätz kann ich nicht nachdenken.«
    Stattdessen durfte er sich nun ihr schweres Atmen anhören. Warum York? Dass Dixies »Abreise« frei erfunden war, überraschte ihn weniger – es stand einfach zu viel auf dem Spiel für sie. Aber Emilys hysterischer Anruf – das Bahnticket in Kings Cross, das Mietauto in York, alles auf Kreditkarte – ergab keinen Sinn. Später vielleicht.
    »Moment bitte! Moment! Es geht weiter. Kam soeben rein.«
    »Was denn?« Er konnte es sich bildhaft vorstellen, wie sie mit ihren wässrigen Augen auf den Bildschirm glotzte und dabei mit ihren Wurstfingern auf der Tastatur herumhackte.
    »Sie hat was gekauft. Zweihundertachtundsiebzig Pfund in einem Einkaufszentrum in Clifton Moor.«
    Er fluchte frei von der Leber weg. »Bleib dran, Emily. Sollte noch was kommen, ruf mich auf dem Handy an. Sofort.«
    »Ich kann unmöglich die ganze Nacht hierbleiben.«
    »Sag einfach, die Kasse stimmt nicht. Egal. Sag irgendwas. Aber bleib dran. Ich muss genau wissen, wo sie sich aufhält. Über kurz oder lang muss sie ein Nachtquartier beziehen.«
    Er machte sich erst gar nicht die Mühe zu packen, schnappte sich Geld aus dem Safe, das er für alle Fälle dort liegen hatte, und fuhr nach einem kurzen Tankstopp sofort los. Gleich mehrere Baustellen auf der M25 ließen ihn jeden anderen Verkehrsteilnehmer verfluchen, aber er kam gut durch. Bei Watford wechselte er auf die M1 und raste nordwärts. Dieses Mal würde es keine Patzer oder Verfehlungen geben. Er würde sich selbst um sie kümmern.
    Dixie erreichte Whitby kurz vor Anbruch der Dunkelheit und sah sich schon wieder mit einem Labyrinth enger Gassen konfrontiert. Die Landstraße war im Vergleich dazu ein Kinderspiel – zumal sie halb leer war. Es wurde langsam spät; sie war ohne Unterbrechung quer durch ganz England gereist und hatte kein Bett für die Nacht. War sie verrückt? Nein. Irgendwo in dieser Stadt schlief Christopher. Sie würde ihn finden.
    Sie fuhr in den Nebel wie gegen eine Wand. Die Scheinwerfer drangen kaum mehr durch, und sie fuhr im Schneckentempo weiter. Nach links bog sie ab, weil sie andernfalls gegen einen Bordstein geprallt wäre; dabei hätte sie beinahe ein parkendes Auto gerammt.
    Sie könnte von Glück sagen, wenn sie nicht in das Hafenbecken stürzen würde, aber sie fuhr jetzt bergauf, und das Meer musste in der entgegengesetzten Richtung liegen. In einer Nebellücke trafen die Scheinwerfer auf ein Aushängeschild, auf dem es hieß » Bed & Breakfast «. Dixie sah darin ein Zeichen des Himmels und kehrte um. Der Kies knirschte unter den Reifen, als sie an dem großen Backsteinbau vorfuhr und zwischen einem zerbeulten Range Rover und einem Kleinwagen parkte.
    »Ein Einzelzimmer? Gerne. Wir haben zu dieser Stunde niemanden mehr erwartet. Die Saison hat noch nicht richtig begonnen.«
    Mrs Thirlwood führte Dixie über eine breite Treppe auf ein Zimmer, das laut Mrs Thirlwood einen

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