Unsterbliche Küsse
zu.
»Jemand muss dafür sorgen, dass Christophers guter Ruf wiederhergestellt wird«, sagte sie auf dem Weg nach Hause.
»Bloß keine dummen Gedanken jetzt, Dixie«, warnte Justin. »Du steigst morgen in dieses Flugzeug. Und wenn ihr beide, du und Kit, in Sicherheit seid, können wir anderen immer noch versuchen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.«
»Mit den ›anderen‹ meinst du dich und Tom?« Sie atmete tief ein. »Ihr seid also noch mehr.« Natürlich waren es mehr, wie konnte es auch anders sein, vielleicht ein ganzes Heer von Vampiren. »Ich könnte euch unterstützen.«
»Vergiss diese Anwandlungen, Dixie. Amateurdetektive sind hier nicht gefragt. Das ist kein Agatha-Christie-Krimi, sondern die knallharte Realität. Außerdem habe ich Kit etwas versprochen. Du wirst morgen zurückfliegen, einverstanden?«
Einverstanden. Dabei hielt sie aber die Finger hinter dem Rücken überkreuzt.
»Ich habe solche Schuldgefühle gegenüber Stanleys Familie. Wenn ich das Auto gestartet hätte …«
»Dann wärst du jetzt tot.« Sie fuhren auf der M26 südwärts in Richtung Gatwick. Justin ließ den Verkehr nicht aus den Augen. »Wäre das dann die Schuld von Stanley Collins? Schuldig sind einzig und allein der Bombenleger und sein Auftraggeber.«
»Aber wenn ich gar nicht erst gekommen wäre …«
»In Bringham rumort es schon lange. Deine Ankunft brachte das Fass lediglich zum Überlaufen.«
»Und jetzt hau ich einfach ab.«
»In meiner Armeezeit bezeichnete man das als strategischen Rückzug.«
»Wann war das? Zur Zeit der Kreuzzüge?«
»Viel früher. Du weißt doch, ich kam mit der Legio Nona Hispana und wurde an den Stützpunkt Eburacum abkommandiert, um einen Wundarzt zu ersetzen. Der Arme hatte sich vor Kälte und Nässe zu Tode gesoffen. Und bei unserem letzten Ausmarsch bekam ich dann diesen Pfeil durch die Kehle geschossen.«
»Und wer hat dich dann zum Vampir gemacht?« Was für ein Gesprächsthema für eine Fahrt über Land auf einer fünfspurigen Autobahn quer durch Surrey.
»Die Heilerin Gwyltha. Wir hatten uns im Winter davor, es war gerade Typhus ausgebrochen, miteinander angefreundet. Sie hat mich verwandelt.«
In diesem Punkt hielt er sich bedeckt. Sie hatte hundert Fragen, ahnte jedoch, dass sie keine Antwort bekommen würde. Außerdem wollte sie in Ruhe über etwas nachdenken. Sie lehnte sich in die schwarze Lederpolsterung zurück, schloss die Augen und schmiedete Pläne.
»Du kannst mich gleich hier absetzen«, sagte sie, als sie am Flughafen vorfuhren.
»Mir macht das nichts aus, ich kann deine Sachen tragen.«
»Bitte. Ich hasse Abschiede, und es wäre mir lieber, wenn du einfach weiterfährst. Du hast genug andere Dinge am Hals.«
Schließlich setzte sie sich durch. Der schwarze Daimler schnurrte davon, und kurze Zeit später schob Dixie einen Gepäckwagen durch das Gedränge des Terminals.
12
»Du bist dir sicher? Sie will wirklich verduften, adieu sagen?«
»Zumindest hat sie das gestern Abend noch selbst gesagt«, insistierte Emily am anderen Ende der Leitung. »Ich war hinter dem Haus im Wintergarten. Sie hat mich natürlich nicht gesehen, aber ich habe alles genau gehört. Sie war mit irgendeinem Kerl da. Lässt auch nichts anbrennen, die Kleine, hat Marlowe ruckzuck vergessen.«
Sebastian klopfte mit den Fingernägeln nervös auf die Schreibtischplatte. »Einen Schrecken haben wir ihr immerhin eingejagt. Sie ist weg. Aber eigentlich sollte sie ja tot sein, wenn man bedenkt, was wir hingeblättert haben. Schöner Bombenexperte! Pah!« Er machte ein böses Gesicht. Dafür hatte er einen fetten Vorschuss bezahlt. »Wenn sie abhaut, kann sie keinen von uns mehr abzocken. Aber das Material, auf dem sie sitzt, ist ein kleines Vermögen wert. Vielleicht wartet sie nur ab.«
»Natürlich hat sie Angst! Hätte ich auch. Ich habe die Explosion über den Dorfanger hinweg gehört. Dieses Mal bist du wirklich zu weit gegangen, Sebby. Es gab einen Toten.«
»Leider den falschen. Weißt du, welchen Flug sie nimmt?«
»Du kannst kein Flugzeug in die Luft sprengen!«
»Schrei ruhig noch lauter, Emily. Damit dich gleich die ganze Straße hört.«
»Sebby …« Ihr Flüstern ging in ein Winseln über.
»Du behältst ihr Konto weiter für mich im Auge, Emily?«
»Kann ich doch nicht. Letztes Mal war eine Ausnahme, aber ich kann nicht dauernd …«
»Ich brauche Informationen über jeden Scheck, den sie ausstellt, jeden Zahlungseingang und jede Kreditkartenbelastung. Auf diese
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