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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Geißblatt, Regenwolken und frischer Erde. Sie stand an der offenen Tür, Christophers Arm um ihre Taille und die Verlockungen des Nachthimmels vor Augen. Die Sterne leuchteten wie tausend Versprechungen, als sie durch die Hintertür ins Freie schritt. Sie schlenderte einen gepflasterten Weg entlang und streifte dabei Lavendelsträucher und Duftpelargonien. Vor ihnen lag die offene Heide, und nur eine Steinmauer trennte sie von den endlosen Weiten Nordyorkshires.
    »Wenn ich ›jetzt‹ sage, läufst du los«, sagte Christopher, »und wenn ich ›spring‹ sage, dann springst du. So einfach ist das.«
    War es das wirklich? Die Mauer war gut einen Meter hoch und sah so massiv aus wie das Haus im Hintergrund. Man könnte sich an ihr sämtliche Knochen brechen. Aber selbst das war ja mittlerweile eine Lappalie.
    Sie stand fest auf dem Boden, durch die Einlagen in ihren Schuhen sicher geerdet; auf sein Signal hin begann sie loszulaufen. Auf fünf große Sätze folgte der Absprung. Die Mauer überspringen? Mit etwas mehr Anlauf hätte sie auch jeden Schuppen problemlos genommen. Sie landete fünf Meter von der Mauer entfernt auf weicher, von Schafen kurz gehaltener Heide.
    »Sieh dir die Sterne gut an. Mit ihrer Hilfe finden wir wieder nach Hause. Hier ist der Große Wagen. Da der Nordstern. Landmarken gibt es in der freien Natur keine, und bei unserer Geschwindigkeit würden wir sowieso alle übersehen.«
    Die Sternbilder waren andere als jene, die sie von zu Hause her kannte, aber auf den Nordstern war Verlass.
    »Siehst du diese Erhebung?« Er zeigte auf eine zerklüftete Silhouette am Horizont. »Sie heißt Boggles’ Roost. Dort fliegen wir hin.«
    »Du machst Witze. ›Boggles’ Roost‹ ist doch kein Name. Außerdem ist ›to boggle‹ ein Verb.«
    »Es gibt ›boggles‹ in dieser Gegend. Oder zumindest gab es sie früher.«
    »Und was genau ist ein ›boggle‹?«
    »Ein Dialektausdruck für Hobbit.«
    »Oh, bitte.« Andererseits, warum nicht? Sie kannte mehrere Vampire persönlich. Sie war ein Vampir. Warum sollte es dann nicht auch Hobbits, Kobolde und Elfen geben?
    Christopher strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, um sie samtig heiß darauf zu küssen. »Also dann. Ich halte dich an der Hand, bis du deinen Rhythmus gefunden hast. Dann heben wir ab. Der Letzte muss den anderen küssen.«
    »Ausgemacht.«
    »Los.«
    Sekundenbruchteile später als er rannte sie los, ergriff seine Hand, und schon im nächsten Moment rasten sie, das Gesicht im Wind, kometengleich dahin. Sie war auf dem Rücken von Pferden über offene Felder galoppiert, auf Skiern über glitzernde Seen und im Winter über verschneite Hänge gerast, aber mit hundert Stundenkilometern über die Heide zu jagen, war etwas ganz anderes. Einen derartigen Kick hatte sie noch nicht erlebt.
    Christopher ließ ihre Hand los, und weg war er. Er würde also gewinnen? Aber nicht kampflos. Ihre Beine liefen wie von alleine, maschinengleich. Ohne Lungen, die atmeten, ohne ein Herz, das schlug, bewegte sich ihr Körper ganz nach ihrem Willen und ohne die Einschränkungen, denen Sterbliche unterlagen – aber mit einem Vorsprung von vierhundert Jahren war Christopher leider unschlagbar.
    Am Fuß der Erhebung erwartete er sie, fing sie auf, indem er sie an der Taille umfasste, als sie mit Schwung gegen seine Brust prallte. »Ich bin schneller.« Mit den Lippen kitzelte er ihr Ohrläppchen, während seine Hände zu ihren Brüsten hochglitten. Sie trat einen Schritt zurück, so schnell gab sie sich nicht geschlagen.
    »Das wollen wir erst mal sehen.« Berauscht von dem ungewohnten Tempo, raste sie um den Hügel herum. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass ihr Christopher dicht auf den Fersen folgte. Sie rannte weiter, umrundete den Hügel und prallte gegen ihn.
    Dieses Mal hielten sie seine Hände wie ein Schraubstock umfasst. »Und ich bin doch schneller.«
    Das glaubte sie nicht! Nicht, wenn er seine Schenkel gegen sie presste und sie mit den Armen umfasst hielt und gegen die muskulöse Wand seiner Brust drückte.
    Sein Kuss war nicht nur ein Kuss. Er war wie ein Brandzeichen, mit dem er ihr seinen Besitzanspruch aufprägte. Würde sie noch atmen, dann fiele sie jetzt wahrscheinlich in Ohnmacht. Aber sie war jetzt eine Vampirin und konnte ebenso bestimmend küssen wie er. Sie hatte ihn vor der aufgehenden Sonne gerettet, und jetzt sollte er ihr gehören.
    »Und, Frischling, wie gefällt dir das Leben als Vampir?«
    »Bis jetzt gut. Was kommt als

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