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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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mich nie, und selbst wenn, könnte ich mich sofort verwandeln und entwischen. Nur würde ein Gefängnisausbruch die Sache noch komplizierter machen. Da taucht man besser im Untergrund ab. Wäre nicht das erste Mal. Von Zeit zu Zeit müssen wir das sogar, denn ewige Jugend macht misstrauisch. Deshalb nehmen wir nach rund dreißig Jahren eine neue Identität an. Zu dem Zweck haben wir so eine Art Netzwerk. Ich hatte geplant, für mehrere Jahre zu ruhen, während Justin sich um alles kümmern würde.«
    »Und ich habe den ganzen Plan durcheinandergebracht.«
    »Das stimmt so nicht. Wir haben unsere Pläne nur geändert. Ich halte mich inzwischen versteckt. Wir sind hier in Sicherheit.«
    »Aber du bist Auto gefahren, und deine Nummer ist doch sicher bekannt.«
    Er legte den Arm um ihre Schulter und zog sie näher heran. »Neue Kennzeichen. Darauf sind wir eingestellt.«
    »Wie denn?« Dass man Nummernschilder dutzendweise einkauft, selbst in einem von Untoten, Mythen und Legenden bevölkerten Land, wollte sie nicht so recht glauben.
    »Später.« Seine Fingerspitzen zeichneten ihre Lippen nach. »Das kann bis morgen warten. Jetzt werde ich dich erst einmal lieben, dass deine Schreie bis zu den Sternen schallen.« Darauf knöpfte er sein schwarzes Leinenhemd auf.
    Sie schrie dreimal. Danach pries Christopher die Abgeschiedenheit der Heide und dankte dem Himmel für sein großes Glück, als sie schläfrig und erschöpft in seinen Armen lag. Bis zum Morgengrauen dauerte es noch Stunden. Er würde sie ruhen lassen und ihr dann zeigen, wie man mit dem Kopf voraus den Berg hinunterstieg. Sie war noch so hilflos, mehr als sie selbst je zugeben würde, konnte sich nicht lösen von den Legenden, die sie einmal gehört hatte, von den verzerrten Halbwahrheiten der Unterhaltungsliteratur und von Geschichten, die dem Aberglauben unwissender Bauern entstammten. Aber sie gehörte ihm, wenigstens zunächst, und er würde jede Stunde dazu nutzen, ihr die Überlebenstechniken beizubringen, die man brauchte. Sie musste noch so viel lernen, bis sie in der Welt der Sterblichen zurechtkommen würde.
    Zwei Nächte später zeigte er ihr York. Nachdem sie zweimal am Boggles’ Roost gewesen waren und dabei ihr Tempo nach und nach gesteigert hatten, hatte sie nun Ausdauer genug, um die Strecke bis York und wieder zurück zu schaffen.
    »Unglaublich. Erst vor vier Nächten kam ich aufs Geratewohl hierher, um dich zu suchen.«
    Sie machten eine Verschnaufpause auf der Stadtmauer, hoch über dem nächtlichen Verkehr, den Hup- und Motorengeräuschen und Auspuffgasen. »Andernfalls wärst du noch am Leben.«
    Sie überlegte, ehe sie antwortete, während er in gespannter Unsicherheit wartete. Waren Vampirsex und Unsterblichkeit ein ausreichender Ersatz für das, was sie verloren hatte? »Ich fühle mich keinesfalls weniger lebendig, tatsächlich sogar mehr.«
    »Aber du könntest gemütlich zu Hause sitzen, anstatt dir hier die Nächte mit einem mutmaßlichen Mörder um die Ohren zu schlagen.«
    »Du wirst ja wegen meiner großen Klappe überhaupt erst verdächtigt. Insofern kann ich mich nicht beschweren.«
    Sie saßen schweigend zusammen, unter ihnen das Brummen des nächtlichen Verkehrs. Von einem weit entfernten Baum her erklang der Schrei einer Eule. Dixie schmiegte sich eng an ihn an, den Arm um seine Taille geschlungen; dabei kitzelten ihre Haare sein Kinn. »In jener Nacht, als ich dir hinter meinem Haus in die Arme rannte, hörte ich auch eine Eule – ein Pärchen. Das erste Mal in meinem ganzen Leben.«
    »Du hattest Angst vor mir damals.«
    Er spürte, wie sie nachdachte. »Du hast mich erschreckt, ja. Ich hab da niemanden erwartet. Als du mich in die Büsche gezogen hast, wäre ich fast wahnsinnig geworden, aber ich hatte keine Angst, dass du mir was antun könntest.«
    »Was, wenn ich dich einfach gepackt und gesagt hätte: ›Ich bin ein Vampir.‹«
    »Vielleicht hätte ich geglaubt, du hättest das eine oder andere Pint zu viel im Barley Mow getrunken.«
    Er musste lächeln, lachen, fühlte sich, wie er sich lange nicht hat mehr gefühlt hatte. Justin hatte recht gehabt. Frauen wie sie gab es nur einmal im Lauf von Jahrhunderten. »Jedenfalls hatte ich nie die Absicht, dich zu erschrecken.«
    »Ich war verunsichert bei diesem ersten Mal, ging aber davon aus, dass jeder, der James in die Flucht schlägt, ein potenzieller Freund sein muss.« Sie hielt inne. »War das eigentlich Gedankenmanipulation? Derselbe Trick, den Justin bei

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