Unsterbliche Küsse
mich ja nicht reinlassen.«
»Dixie …«, begann Christopher.
»Es muss nur jemanden geben, der mich einlässt. So wie Justin Tom hereingelassen hat.«
»Und wer soll dich«, Christopher sah auf die Uhr, »um ein Uhr morgens in Caughleighs Haus lassen?«
Sie grinste.
Auf den Trichter hatte sie Ida gebracht.
»Ganz einfach – Emily.«
»Wer ist Emily?«, fragten Tom und Justin im Chor.
Christopher kam ihr mit der Antwort zuvor. »Sie ist Caughleighs Gespielin. Aber die macht das nie im Leben, Dixie. Sie ist vernarrt in ihn.«
»Das war einmal. Sie hat Ida über die Bombe in meinem Auto aufgeklärt. Die Frauen wollen ihn beide hängen sehen und sind bereit, alles dafür zu tun. Zur Polizei gehen sie nicht, weil sie fürchten, mit hineingezogen zu werden. Emily ist die Lösung für unser Problem.«
»Und woher kommt dieser Sinneswandel? Sie hätte ihm doch jederzeit die Füße geküsst«, fragte Christopher.
»Sie hat Sebastian in flagranti erwischt, als er mein vermeintliches Ableben feierte – Miss Valerie Fortune vor sich auf dem Schreibtisch.«
»Eine verschmähte Frau«, flüsterte Tom.
»Nicht nur das.« Sie sollten ruhig alles erfahren; sie selbst würde bei der Gelegenheit erfahren, was man Vampiren so alles zumuten konnte. »Sie wusste, dass er fremdging – daran hatte sie sich gewöhnt. Das Schlimme in dem Fall war, dass Sebastian mit dem Kopf zwischen Valeries Beinen steckte, wo er doch ihr diesen Liebesbeweis immer versagt hatte.«
»Und das hat dir Ida erzählt?« Christopher war schockiert.
Tom wirkte ähnlich betreten. »Über solche Themen unterhalten sich Frauen?«
»Klar, Tom. Wenn wir nicht gerade die neuesten Strickmuster besprechen.«
»Genug jetzt.«
Justin hatte ihnen gegenüber einen Vorsprung von tausend Jahren.
»Du glaubst also, diese Emily lässt dich in sein Haus?«
»Soll ich es dir beweisen?« Dixie nahm das Telefon vom Dielentisch. »Emily, hier ist Dixie … Ich weiß, es ist spät … Bin ich nicht, sein Versuch ist misslungen … Ich muss mit dir sprechen … Ich bin sofort bei dir.«
»So einfach?« Christophers Augen strahlten vor Bewunderung.
»Zuerst also statte ich Emily einen Besuch ab, und zwar jetzt gleich, dann geht es bei Sebastian zu Hause weiter. Wenn ich ihm ein Geständnis abringen kann, unterstützt ihr mich bei der Bewusstseinsmanipulation, oder?«
»Dixie, bring du ihn dazu, zu gestehen, und ich trommle die ganze Kolonie zusammen.«
»Du genügst mir schon, Christopher.«
Sie musste los. Emily erwartete sie, und wenn sie Christopher weiter so anstrahlte, würde sie ihn im nächsten Moment nach oben zerren. Da fiel ihr ein, dass sie ja auch noch was brauchte von oben. Also los. Sie stopfte sich zwei Paar Strumpfhosen in die Jeanstaschen und tauschte ihr weißes T-Shirt gegen ein schwarzes.
»Kluge Frau«, sagte Tom, als sie wieder herunterkam. »Dieses weiße T-Shirt stach heraus wie ein Waffenstillstandsangebot.«
»Nichts da. Wir sind mitten im Krieg.«
»Sollen wir nicht mitkommen?«
»Nein, ihr wartet bitte hier. Wenn Emily euch drei zusammen sieht, fällt sie mir noch in Ohnmacht, vor allem, weil sie Christopher für tot hält. Mehr als eine Wiederauferstehung pro Abend kann man keiner Frau zumuten.«
Emily wirkte, als sie die Tür öffnete, in ihrem Schlafrock und dem bodenlangen Flanellnachthemd wie der Bilderbuch-Welt von Beatrix Potter entsprungen. »Er hat felsenfest behauptet, Sie sind tot.«
»Eine glatte Lüge.«
Emily machte die Tür hinter sich zu. »Er will Sie umbringen, weil er Schiss hat vor Ihnen.«
»Nicht ohne Grund. Ich werde nämlich stinksauer, wenn jemand Bomben in meinem Auto deponiert und mich von Klippen runterstürzen will.«
Emily ließ sich auf die Sitzbank in der Diele sinken. »Schrecklich, dass Stanley so grausam sterben musste. Die arme Ida. Er war doch ihr einziger Sohn. Ich habe ihr gesagt, wir müssen was unternehmen. Er darf auf keinen Fall ungeschoren davonkommen.«
»Wird er auch nicht.«
»Was wollen Sie denn tun?« Sie fummelte nervös an den Bändern an ihrem Hals herum und starrte Dixie erwartungsvoll an.
»Je weniger Sie wissen, umso weniger Sorgen müssen Sie sich machen. Ich will da nur rein, ohne einzubrechen, und Sie können mir dabei helfen.«
»Aber wie nur?«, fragte sie jammernd. »Sebastian empfängt mich nie bei sich, sondern immer nur im Büro.«
Noch ein Grund, sich seiner anzunehmen. »Sie wollen doch Rache für Valerie, oder? Dann sehen Sie zu, dass ich da reinkomme.
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