Unsterbliche Küsse
den typischen Vampirgeruch.«
Mit Körpergerüchen wollte sie sich im Moment nicht auseinandersetzen, weshalb sie lieber das Thema wechselte. »Wo ist denn der dritte Musketier?« Sie warf Christopher einen gekonnt wütenden Blick zu.
»Draußen.« Christopher zeigte mit dem Kopf zur Haustür. »Er kann ohne deine Einladung nicht rein. Sozusagen ein Naturgesetz in unseren Kreisen.«
Und eines, das ihre Pläne an den Rand des Scheiterns brachte. Vielleicht würde ja Tom etwas einfallen. »Lass ihn rein.«
Justin öffnete die Tür. Tom kam in die Diele und blickte in die Runde. »Ich habe Justin gewarnt, dass das keine gute Idee ist«, sagte er. »Die ganze Truppe ist vielleicht zu viel des Guten.«
»Egal. Jetzt, da du schon mal hier bist, kannst du dich auch nützlich machen.«
»Sie hat gesaugt«, sagte Tom zu Christopher. »Ich wusste gar nicht …«
»Sie hat ohne mein Beisein gesaugt.«
»Allein? Aber …«
»Nun hab dich nicht so«, fuhr sie ihn an, verzieh sich aber diesen Fauxpas im selben Moment. Schließlich hatte sie in den letzten Stunden einiges durchgemacht. »Wenn ihr euch schon so viel Sorgen um mich macht, könntet ihr mir ebenso gut auch helfen.«
»Sie hat sich Rache aufs Tapet geschrieben.«
»Nein, hab ich nicht, Christopher. Ich will nur …« Sie sah in das Dreigestirn skeptischer Gesichter. Die Schwierigkeiten gingen schon los, ehe sie überhaupt angefangen hatte. »Kommt in die Küche, und ich erkläre euch, was ich vorhabe.«
Sie setzten sich an den alten Kieferntisch und ließen sich von Dixie alles erzählen, und zwar von dem Moment an, als Sebastian ihren Einzug verhindern wollte, über ihre Entdeckung der geheimen Unterlagen bis zu den Tagebuchaufzeichnungen ihrer Tanten. »Er hat Vernon, den Kellner, auf dem Gewissen, aber sein eigentliches Opfer war Christopher. Er hat meine Tanten in den Tod gehetzt, um an ihre Papiere zu gelangen. Mich hat er sogar zweimal versucht umzubringen, was ihm beim zweiten Mal auch gelungen ist – von seiner Warte aus zumindest. Die Bombe, die mir zugedacht war, erwischte den armen Stanley, und als wäre das immer noch nicht genug, plante er auch noch, die Erpressereien meiner Tanten fortzuführen. Ganz zu schweigen von den schrecklichen Dingen, die er möglicherweise mit dem Zirkel vorhatte.«
»Wirklich zum Gruseln«, flüsterte Christopher.
Dem hatte sie nichts entgegenzusetzen. Aus ihrer Sicht war das Fass voll bis zum Überlaufen. »Mörder sollten nicht ohne Strafe davonkommen.«
»Uns ist an Rache nichts gelegen«, sagte Justin. »In der Regel warten wir den natürlichen Tod unserer Feinde ab.«
»Das weiß sie alles schon«, sagte Christopher. »Aber sie hört nicht darauf.«
»Ich hab euch sehr wohl verstanden und will mich auch nicht unbedingt rächen. Ich will lediglich, dass er sich der Polizei stellt und ein Geständnis ablegt. Alles Weitere ist dann Sache der Justiz.« Hier wurden sie plötzlich hellhörig. Sie verkniff sich ein Lächeln, denn die Sache war ernst. Todernst.
»Mach weiter«, sagte Justin.
Sie sah Tom an. Er nickte. Christopher lächelte, und sie fuhr fort. »Justin, an jenem Nachmittag auf der Polizeiwache hast du Inspektor Jones dahingehend manipuliert, mich entgegen seiner ursprünglichen Absicht ausreisen zu lassen.« Justin nickte. »Wenn ich Sebastian nun dazu bringe, seine Schuld einzugestehen, dann könnte einer von euch die Idee in seinem Kopf verankern, dass er zur Polizei geht und sich quasi selbst anzeigt.«
»Keine zehn Pferde würden ihn dazu bewegen.« Christopher schüttelte den Kopf.
»Und wenn ich ihn nun doch dazu bringen würde?« – »Wenn du das schaffst, könnten wir sein Bewusstsein in Richtung einer Selbstanzeige manipulieren«, sagte Christopher.
»Ich presse ihm das Schuldgeständnis ab. Ihr helft mir bei der Bewusstseinsmanipulation, und die Justiz übernimmt den Rest.«
Justin streckte die Finger. »Einfach so legt der kein Schuldeingeständnis ab.«
»Laut Ida ist er der festen Überzeugung, dass ich tot bin. Ich trete als mein eigener Geist auf, der Vergeltung fordert. So abergläubisch, wie der ist, nimmt er mir die Rolle sofort ab. Und Christopher könnte gleich mitmachen. Auftritt der zweite Geist.«
»Das war Will Shakespeares Trick. Ich hatte es nie so mit den Geistern.«
»Hör auf damit, Kit. Sie hat einen konkreten Plan«, sagte Tom.
»Aber der haut nicht hin. Du kannst dich nur nachts frei bewegen, und er wird dich nie in sein Haus lassen.«
»Er selber muss
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