Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
Vom Netzwerk:
Snack nicht zur Verfügung, aber andererseits konnte sie auch nicht tatenlos zusehen, wie er starb. Er brauchte Nahrung. Das war sonnenklar. Da sie keine Ahnung davon hatte, wie man einen Vampir wieder zum Leben erweckt, konnte sie fürs Erste nur raten. Zeit, sich Sorgen zu machen, blieb später noch genug. Nun war es höchste Zeit, für sein Abendessen einzukaufen.
    Der Blutgestank ließ ihr fast den Magen hochkommen. Rohe Leber glitt durch ihre Finger und klatschte feucht und weich aus der Plastikfolie. Sie wusste genau, warum sie kein Fleisch mochte. Widerlich war gar kein Ausdruck – aber widerlich oder nicht, sie hatte den ganzen Nachmittag damit zugebracht, diverse Großpackungen mit Hühnerleber aus dem Laden in Leatherhead aufzutauen. Sie setzte ihre ganze Hoffnung darauf.
    Die eklige Masse drehte sie anschließend durch ein antikes Passiersieb. Sechs Großpackungen ergaben eineinhalb Pintgläser voll Blut. Zugeben, die Gläser hierzulande waren größer als zu Hause, trotzdem hatte sie Zweifel, ob ein Mann damit zum Abendessen genug hatte. Aber Christopher war kein Mann. Grrr. Das ständige Nachdenken darüber bereitete ihr Kopfschmerzen.
    Sie stellte den Krug mit Blut und die Leberreste in die Speisekammer und brachte die Küche wieder auf Hochglanz. Während sie sich die Hände dick eincremte, sah sie auf die Uhr. Später Nachmittag erst, noch Stunden bis zur Dämmerung. Warum wartete sie eigentlich? Hatte Christopher an jenem Sonntag nicht tagsüber bei ihr vorbeigeschaut? Vielleicht war ja das ganze Tamtam um Abend- und Morgendämmerung ein Fantasieprodukt der Hollywood-Filmindustrie. Vielleicht war der ganze Tag ein Produkt ihrer Fantasie.
    Ein Blick auf den reglosen Körper in ihrem Keller belehrte sie, dass dem nicht so war.
    »Hab ich dir nicht verboten, aus dem Büro anzurufen?« Am liebsten hätte Sebastian den Hörer aufgeknallt. Er würde kurz mit Emily sprechen und sie dann ein paar Tage lang auf die Folter spannen. Eine Woche erzwungene Enthaltsamkeit würde sie schon zur Räson bringen.
    »Es ist dringend, Sebby. Sonst hätte ich niemals angerufen. Ich bin auch in der Arbeit.«
    »Es ist doch wohl nichts Schlimmes?«
    »Es ist furchtbar! Du weißt, dass ich stichprobenartig die Kassenbücher überprüfe.«
    Er scherte sich den Teufel darum. »Mach schon.«
    »Ich bin geschockt. Es ist noch keine fünf Minuten her. Ich traute meinen Augen nicht. Ich musste zweimal hinsehen, um sicher zu sein, aber jedes Missverständnis ist ausgeschlossen. Über den Namen Dixie stolpert man nicht jeden Tag.«
    Hier wurde er hellhörig. »Was zum Teufel faselst du da, Emily?«
    Sie zog hörbar den Atem ein. »Von wegen faseln. Anfangs war ich nur erstaunt. Dann war mir klar, was das für uns bedeutet. Ich musste mich erst einmal hinsetzen, so hab ich gezittert.«
    Ihr würden die Knie richtig schlottern, wenn sie jetzt bei ihm wäre. »Komm auf den Punkt, Emily. Ich hab einen Termin. Wenn es wichtig ist, schieß los, wenn nicht, dann schleich dich zurück zu deinem Nescafé.«
    Sie schniefte. Am Telefon hörte sich das an, als würde eine Seekuh tuten. »Oh, Sebby, hör schon zu. Du musst. Es ist schrecklich.«
    Nun war er an der Reihe, durchzuatmen. »Was ist denn, verdammt noch mal, so schrecklich?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt! Dixies Konto. Ein immenser Zahlungseingang.«
    »Was verstehst du unter immens?« Emily sagte es ihm. »Was? Bist du dir sicher, das Geld kommt von ihr?«
    »Ja, Samstagnachmittag. Am Bankautomaten.«
    Woher bekam Dixie LePage zusätzliches Geld? Vom Verkauf von Möbeln? Nicht diese Summe. Sie musste den Schatz der alten Damen entdeckt und jemanden erpresst haben. Aber wen? »Cash?«, fragte er.
    »Nein. Genau das versuch ich dir ja zu erklären.« Emily keuchte. Er konnte sich die Schweißperlen auf ihrer Oberlippe vorstellen. »Sie hat einen Scheck eingereicht. Ich bin noch immer fassungslos.«
    »Und von wem kommt dieser Scheißscheck?«
    Sie zuckte hörbar zusammen, rückte aber nun endlich mit der Sprache heraus. »Mr Marlowe. Christopher Marlowe.« Ihm lief kalter Schweiß den Rücken herunter, und die Angst ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Wenn Marlowe ihr schon so viel zahlte, wäre bei ihm sicher eine sechsstellige Summe fällig.
    »Was sollen wir bloß machen?«
    »Ich werde darüber nachdenken, Emily, und ich schlage vor, du beruhigst dich jetzt und tust dasselbe!« Sebastian knallte den Hörer auf die Gabel. Am liebsten hätte er laut losgebrüllt und die

Weitere Kostenlose Bücher