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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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mich zu sprechen.« Er stützte sich auf einen Arm, sackte aber wieder auf das Kissen zurück. Am Ende würde er noch sterben, während sie sich unterhielten.
    »Christopher«, sagte sie und strich das dunkle Haar aus seinem Gesicht, »du musst mich jemanden rufen lassen.« Er war nun nicht mehr blass, sondern aschfahl, und seine Haut saß so lose wie bei einem Stück Geflügel.
    »Es geht zu Ende mit mir, Dixie.« Eine hagere, schrumplige Hand griff neben ihrem Bein ins Leere. »Hilf mir.« Es klang wie ein erbärmliches Quäken.
    »Aber wie?«
    Darauf drehte er sich um und schob die Decken beiseite. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie sein knackiges Hinterteil bewundert. Aber im Moment war ihr nicht danach zumute.
    »Die Wunde. Sie schwärt schon seit Samstag vor sich hin. Es steckt eine Klinge drin. Hol sie raus. Ich bitte dich.«
    »Da ist nichts. Nur eine abscheuliche Schnittwunde. Du musst genäht werden.«
    Abscheulich war gar kein Ausdruck. Es sah aus wie rohes Fleisch.
    »Sieh genau hin. Sie ist überdeckt, aber sie steckt trotzdem drin. Das spüre ich genau. Ich habe den Griff des Messers abgebrochen, und die Klinge ist stecken geblieben.«
    Seine Haut brannte unter ihren Händen. Die Wunde war eindeutig infiziert. Warum mussten Männer immer nur so stur sein? Vielleicht hatte er ja recht, was den Arzt betraf, aber was konnte sie für ihn tun? »Ich sehe nichts, nur eine ganz schlimme Wunde.«
    »Sieh genauer hin. Du musst den Schnitt aufdehnen.«
    Das geschwollene Fleisch fühlte sich ebenso weich an wie die eklige Leber, die sie gerade erst verarbeitet hatte, aber wenigstens blutete es nicht. War das nicht seltsam? Ein derartiger Schnitt hätte doch bluten müssen. Sie biss sich auf die Lippen und versuchte mit gespreizten Fingern die Wunde zu öffnen. Tief in geschwollenem Fleisch vergraben steckte etwas, das aussah ein riesiger Splitter. »Ich muss eine Pinzette holen. Warte einen Augenblick.«
    »Das ist eine zwanzig Zentimeter lange Klinge, Dixie, und kein Dorn von einem deiner Rosenstöcke. Eine Pinzette hilft da nicht weiter.«
    »Was soll ich denn dann nehmen?« Sie wollte nicht pampig werden, verzieh sich aber selbst. Immerhin waren die letzten zwölf Stunden mehr als stressig gewesen.
    »Eine Zange«, keuchte er. Nun spürte sie die obere Kante des vermeintlichen Splitters. Holz war das keins. Sollte er etwa recht haben?
    Der Werkzeugkasten auf der staubigen Werkbank war museumsreif, aber egal – auch Reliefgriffe und Messingverzierungen hätte sie in dieser Situation in Kauf genommen. Sie fand zwei passende, wenn auch altertümliche Teile. Zuerst würde sie es mit der Spitzzange versuchen. »Ich hab schon eine Zange gefunden«, rief sie. »Ich muss nur kurz nach oben, um sie zu sterilisieren.«
    »Unsinn!«
    Das schlug doch dem Fass den Boden aus! Sie bereitete sich auf eine Ad-hoc-Operation in ihrem Keller vor und er sprach von Unsinn. »Sie ist schmutzig, Christopher, versteh doch.«
    »Sepsis ist jetzt nicht das Thema.«
    »Aber vielleicht später. Es dauert nur ein paar Minuten.«
    Nun sah er sie auch noch schräg an. »Ich bin immun gegen Blutvergiftung, aber nicht gegen diese Klinge. Wenn du sie nicht entfernst, erlösche ich, und das Problem ist gelöst.«
    Nein, nicht so lange sie am Leben war! Auf dem kalten Steinfußboden kniend, inspizierte sie abermals die Wunde. Sie wirkte noch röter und größer als zuvor. Sie musste beide Hände anlegen, um das Fleisch aufzudehnen. Starke Zweifel befielen sie. War sie wirklich in der Lage dazu? Heftpflaster und Nasenbluten waren die eine Sache, aber das … Wenn sie es nicht tat, würde er – wie hatte er gesagt? Erlöschen. »Ich habe Angst, dir wehzutun.«
    Er drehte sich halb auf einer Schulter herum, sein Auge fahl im Dämmerlicht leuchtend. »Dixie, Liebes. Zieh das Ding raus. Bitte!«
    Sie zog das angeschwollene Fleisch über der Wunde auseinander. Als sie den Druck verstärkte, bewegte sich die Abrisskante der Klinge. Nun packte sie mit der Zange fest zu und begann zu ziehen. Aber die Zange rutschte ab, und als die Spitze das weiche, geschwollene Fleisch anriss, zuckte er zusammen.
    »Tut mir leid. Vielleicht ist die große besser.«
    »Und du hast geglaubt, eine Pinzette würde reichen.«
    »Hör endlich auf, herumzumeckern! Ich wollte dich ja gleich ins Krankenhaus bringen, aber du hast ja auf Amateurarbeit bestanden.« Die Zange grub sich tief in das Fleisch zu beiden Seiten der Wunde, hielt aber und rutschte nicht ab, als sie zog.

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