Unsterbliche Küsse
parken.«
»Und wie komm ich rein?« Noch während sie sprach, ging das Tor auf und hinter ihr wieder zu, als sie in einem kleinen Hof vor einem hohen, dunklen Stadthaus stehen blieb. In einem der offenen, erleuchteten Fenster erschien die Silhouette einer großen dunklen Gestalt.
»Kit?« Eine besorgte Stimme hallte durch die Nachtluft. Er kam über den Hof auf sie zu und riss die Wagentür auf. »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte er, als Dixie ausstieg.
»Ich bin Dixie …« Von ihm aus hätte sie auch Ivana Trump sein können.
»Kit«, rief er und sah dann Christopher, zusammengesunken und reglos auf dem Beifahrersitz. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«, wollte er, über das Autodach gebeugt, wissen. Dann öffnete er die Autotür und empfing Christopher in seinen Armen. Wut flackerte hinter seinen Augen. »Zu Ihrem Glück sind Sie eine Frau. Wenn Sie ein Mann wären, würde ich sie dafür Stück für Stück auseinandernehmen.«
»Für was denn? Dafür, dass ich ihn hierhergebracht habe? Es war sein ausdrücklicher Wunsch. Tun Sie endlich was. Er hat gesagt, Sie sind sein Freund.« Dixie schrie regelrecht. Sie hatte das nicht alles auf sich genommen, nur um sich dumm anmachen zu lassen.
»Wer sind Sie?« Die Stimme schnitt wie ein Messer durch die Nacht, als er auf das Haus zuging. Quer über seinen Armen lag Christopher, scheinbar leicht wie ein Teller Kekse.
»Ich bin Dixie LePage.«
»Oh.« Er trug Christopher durch das Gartentor. Dixie sah das als Einladung und folgte.
Bei Licht sah Christopher noch schlechter aus. Die wiedergewonnene Farbe war verblasst. Kurz zuvor noch bleich, wirkte er nun grüngrau, eine Farbe die an Leichenschauhäuser und kalte Fliesen denken ließ. Ihr Herz krampfte sich zusammen. »Wird er nun sterben?«, fragte sie Tom.
»Er ist schon seit vierhundert Jahren tot«, blaffte er, ohne sich umzudrehen.
Das war zu viel! Mit ein paar schnellen Sätzen holte sie auf, stellte sich neben ihn und packte ihn am Hemdärmel. »Sie wissen genau, was ich meine, Sie Witzbold. Er hat gesagt, Sie würden ihm helfen!«
Der Kerl blieb unvermittelt stehen und sah sie mit einem Paar onyxharter Augen an. Ihr kamen die Tränen, aber sie unterdrückte sie. Vor diesem Bastard wollte sie nicht weinen. Warum war sie nur mitgekommen. Sollte er Christopher auch nur ein Härchen krümmen, würde sie ihn vierteilen. »Bei mir ist er absolut sicher. Eher würde ich mir selbst was antun«, sagte er mit irritierend sanfter Stimme, »aber vielleicht ist es auch schon zu spät.«
»Nein!« Das Wort brauste wie ein Sturm durch ihren Kopf. »Er hat gesagt, er ist in Sicherheit, wenn ich ihn hierherbringe.«
»Sicherheit kann keiner erzwingen, bei allem Mitgefühl. Sie haben ihn hierhergebracht. Dafür danke ich Ihnen, aber es wäre besser, wenn Sie jetzt gehen.«
»Kommt gar nicht in die Tüte! Woher soll ich wissen, dass er hier wirklich sicher ist?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und stellte sich ihm breitbeinig in den Weg. Er sprach kein Wort, schaute sie nur an, als würde er ihre Seele suchen. Das Brummen des Verkehrs und der Duft einer Nachtpflanze draußen vor der Tür bildeten den Hintergrund ihres Kampfes um Christopher.
»Sie hätten ihn nicht gebracht, wenn Sie wirklich Zweifel hätten.« Er drehte den Kopf in Richtung Verandatür. »Ich bring ihn nach oben. Hier gibt es nichts, wo ich ihn hinlegen kann.«
Dagegen war nichts einzuwenden. Deckenhohe Bücherregale, ein schwerer antiker Schreibtisch, ein Computer und zwei Drehstühle waren die einzigen Einrichtungsgegenstände in diesem Raum.
»Machen Sie die Tür zu, wegen der Mücken.«
»Christopher liegt im Sterben, und da scheren Sie sich um Mücken?«
»Nicht nur das, es gibt auch Nachbarn, die mir die Polente auf den Hals hetzen könnten, wenn Sie weiter so herumschreien.«
Schrie sie wirklich? Vielleicht. Es war ein Wunder, dass sie nicht das ganze Haus zusammenschrie. Sie atmete tief ein. Ehe sie ausatmen konnte, sprach er weiter: »Machen Sie schon, Miss LePage. Oder wollen Sie, dass ich Energie verschwende, mit der ich Kit eventuell retten könnte?«
Darauf gab es nur eine Antwort. Bis sie alles verriegelt und verrammelt hatte, war er verschwunden. Aber er sollte ihr nicht entkommen. Sie stürmte durch die offene Zimmertür und erklomm eine breite, gebogene Treppe. Drei geschlossene Türen ignorierte sie. Im vierten Raum beugte sich Tom über Christopher, zwei schwarze Gestalten, die durch ihre tränenverschleierten Augen
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