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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Verstümmelung durch die Folter nicht wiedergutmachen.«
    »Sie haben Christoper zum Vampir gemacht?« Er nähte jetzt; sie sah die Handbewegungen und spürte das Ziehen, aber diese Unterhaltung hätte sie auch von einer Beinamputation abgelenkt.
    »Mir ist der Ausdruck Wiedergänger lieber. Der Begriff ›Vampir‹ ist durch Hollywood und die Unterhaltungsliteratur auf den Hund gekommen.«
    Sie zuckte, als er an einer empfindlichen Stelle besonders kräftig anzog. »Lassen Sie mich eines klarstellen. Kit, Christopher, ist der Christopher Marlowe, der in einer Schänke in Deptford umkam.«
    Sie ging von einem bejahenden Nicken aus, umhauen würde es sie nicht. Trotzdem hätte sie gerne eine Bestätigung für etwas, das sie ohnehin schon wusste.
    »Sie stehen noch immer unter Schock, und wahrscheinlich gehen Ihnen hundert Fragen im Kopf herum. Ich trage gerne meinen Teil zu ihrer Aufklärung bei, wo es möglich ist, will aber nichts über Kit oder Tom sagen. Deren Vorgeschichte geht mich nichts an. Was aber mich betrifft oder unsere Art im Allgemeinen …« Die Wunde war genäht, und er verpflasterte sie mit einem dicken Stück Verbandmull. »Nach ein paar Wochen können die Fäden raus, das war’s dann, und auch die Narbe ist nach einem Jährchen oder so verschwunden.«
    »Ich melde mich also einfach in der nächstbesten Landarztpraxis und sage: ›Ein siebzehnhundert Jahre alter Arzt hat mich genäht, ziehen Sie bitte die Fäden.‹«
    Er kicherte. »Sie haben recht, das geht nicht. Da gäbe es kein passendes Formular für den Nationalen Gesundheitsdienst. Nun will ich sehen, wo ich etwas Blut für Sie auftreiben kann.«
    Dixie zog sie ihr T-Shirt über, als er draußen war, und fragte sich, wo er wohl Blut »auftreiben« würde. Na ja, er würde es wissen. Immerhin war das sein täglich Brot. Sie verzog das Gesicht bei dem Gedanken. Wenige Minuten später kam Justin mit zwei Beuteln Blut zurück. »Hat Tom Blutvorräte im Haus?«
    »Natürlich.« Justin grinste. »Haben Sie etwa keinen Notvorrat an Lebensmitteln?«
    Während sie diese Bemerkung verdaute, befestigte Justin den Beutel am Kopfende des Messingbetts und fummelte am Ventilrädchen des Infusionsschlauchs herum. »Noch mehr Fragen?«
    »Ja, jede Menge. Das Thema Spiegel zum Beispiel. Hollywood hat recht, was das fehlende Spiegelbild betrifft.« Sie erinnerte sich daran, dass Christopher nicht in ihrem Dielenspiegel zu sehen war.
    »Zum Teil. Wir besitzen zwar kein Spiegelbild, aber wenn wir lange genug hineinschauen, sehen wir unser ganzes Leben darin.« Er lächelte und legte den Kopf zur Seite. »Stellen Sie sich mal vor, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie jedes Mal mit sämtlichen Fehlern konfrontiert würden, sobald Sie in einen Spiegel schauen. Dazu kommt die Dauer unserer Existenz. Aus dem Grund vermeiden wir diese Erfahrung lieber.«
    Dafür hatte sie vollstes Verständnis. An die Jahre mit ihrem Exverlobten wollte sie schließlich auch nicht andauernd erinnert werden. »Das versteh ich, aber die Sache mit den Tages- und Nachtzeiten kapier ich nicht. Ich habe Christopher bei vollem Tageslicht draußen gesehen, aber Tom hat gesagt, dass das Sonnenlicht ihn beinahe umgebracht hätte. Was gilt nun?«
    Er ersetzte den leeren Beutel durch einen neuen. »Das kann man so und so sehen. Wir können zwar ausgehen untertags, aber direkte Sonneneinstrahlung kann uns schwächen. Nur wenn wir regelmäßig saugen, haben wir eigentlich keine Probleme.« Er hielt kurz inne, um das Ventil neu zu positionieren und den zweiten Beutel Blut ins Laufen zu bringen. »Tatsächlich ist der Hollywoodmythos über das ach so fatale Tageslicht sogar ein Vorteil für uns. Fast jeder glaubt daran, auch viele unserer Feinde. Bram Stoker wusste besser Bescheid, jedenfalls was das betrifft. Aber dieser ganze Hokuspokus über Kruzifixe, Kirchen und geweihte Hostien – der blanke Unsinn!«
    »Aber warum hat die Morgensonne Christopher verbrannt? Und er hat tatsächlich gebrannt . Der Geruch war mehr als eindeutig.«
    »Er war nackt, ohne jede schützende Kleidung. Und sie kannten seine verwundbarste Phase. Es war der Tag seiner Wiederkunft, an dem er aus größter Todesnähe zurückkehrt. Er wiederholt sich jedes Jahr.«
    »Wäre es da nicht sinnvoll gewesen, sich für ein paar Tage in Sicherheit zu bringen?«
    »Durchaus.«
    Er sagte nichts weiter, brauchte er auch gar nicht. »Er ist meinetwegen zurückgekommen.«
    »Genau. Weil er es so wollte. Kit ist ein Sturkopf. Mir ist

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