Unsterbliche Küsse
gesichert hat.« Er lächelte. »Ich gestehe, du siehst eindeutig besser aus als zu dem Zeitpunkt, an dem ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich fürchtete schon, unsere langjährige Freundschaft sei zu Ende.«
Christopher stützte sich mit gespreizten Händen auf die Eichenplatte und baute sich vor seinem Freund auf. »Vielleicht ist sie es! Du hättest das nie zulassen dürfen.«
Tom zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht wollte ich dich ja auch hierbehalten.«
Christophers Ellbogen knickten ein, und sein Kopf fiel nach unten. »Du hättest sie davon abhalten können.«
»Glaubst du das wirklich? Deine junge Freundin ist keine von der Sorte, die sich auch nur irgendetwas sagen lässt. Ich habe ja versucht, sie zur Umkehr zu bewegen, aber sie marschierte einfach schnurstracks an mir vorbei und mitten ins Haus, als würde es ihr gehören.«
»Aber du hast ihr gesagt, was zu tun ist.«
» Gesagt habe ich ihr gar nichts. Sie hat mich einem Verhör unterzogen, das Francis Walsingham alle Ehre gemacht hätte. Sie hat mich direkt gefragt, ob ihr Blut dich retten könnte. Hätte ich da etwa lügen sollen?«
»Klar!«
Um ihn herum drehte sich alles, aber seine Fingernägel bohrten sich Halt suchend in den Schreibtisch.
»Tom, ich habe ihre nette und freundliche Art missbraucht, ihre Gutmütigkeit ausgenutzt.«
»Hast du nicht.« Er wehrte Christophers Einwände mit einem Kopfschütteln und einem Wink mit der Hand ab. »Hör zu! Sie hat dich wild entschlossen aus der Brandzone gerettet, hat dich vor dem Tageslicht geschützt und dir Nahrung zukommen lassen. Dann hat sie dich auf deine Bitte hin hierhergebracht. Und, du kannst mir glauben, sie hat mir wirklich alles erzählt, auch die Geschichte mit den Hühnerlebern. Eine Frau der Tat, Respekt.«
»Wir haben uns im Lauf der Nachtwache unterhalten, und da bin ich draufgekommen, dass ich mich in ihr getäuscht habe. Sie hatte nicht die geringste Absicht, sich an dich heranzuschmeißen. Sie wollte dich retten, nicht mehr und nicht weniger. Nachdem sie dich schon bis hierher gebracht hatte, hatte sie sich auch das Recht verdient, zu bleiben. Sie wollte den Grund für deine Schwäche wissen, und ob es noch irgendetwas gäbe, das dich retten könnte. Da habe ich es ihr halt gesagt. Anfangs graute ihr davor, aber sie hat sich dennoch dazu entschlossen, und zwar freiwillig. Du hast recht, sie ist ehrlich und meint es gut, und, ich glaube, sie liebt dich.«
»Genau das habe ich befürchtet. Ich habe an ihr gesaugt, wir sind ein Paar.«
»Du hast einmal gesaugt und vor einiger Zeit ein Schlückchen probiert. Deshalb ist man nicht auf ewige Zeiten verbandelt.«
»Nein? Bei den Unmengen, die ich zu mir genommen habe, stehe ich ewig in ihrer Schuld. Überhaupt, was ist, wenn es zu viel war? Sie ist schwer verletzt, hat eine Riesenwunde an ihrer Brust.« Er schaute Tom kritisch an. »Versuch bloß nicht, mir weiszumachen, sie hätte dieses Skalpell in ihrer Handtasche mitgebracht.«
»Sie hat es von mir bekommen. Notfalls hätte sie sich auch selbst gebissen. So weit war sie schon. Ich habe ihr das Unvermeidliche damit nur leichter gemacht. Kit. Du warst am Erlöschen, und sie hat sich angeboten, dich zu retten.« Seine Stimme wurde sanfter. »Einmal habt ihr beide, du und Justin, mich vom Tod ins Leben zurückgeholt. Ich habe mich lediglich revanchiert.«
»Auf Dixies Kosten!«
Tom sah zur Decke hinauf. »Gut möglich, dass der Preis in ihren Augen nicht zu hoch war. Aber jetzt ist es schon passiert. Stellt sich nur die Frage, wozu das alles gut war, wenn du dich nicht schonst. Du musst nun deinen Teil dazu beitragen, dass sie sich nicht umsonst geopfert hat.«
»Sie ist verletzt und geschwächt. Soll das der Dank für alles sein, dass ich mich schone? Der Schnitt muss genäht werden. Nur wo? Ein Krankenhaus kommt nicht in Frage. Stell dir mal das Krankenblatt vor! Verletzungsursache: Rettung eines sterbenden Vampirs. Sie würde in der Psychiatrie landen.«
»Justin wird die Wunde nähen und sie mit Blut versorgen.« Er grinste, als Christopher einen Satz auf ihn zu machte. »Versteh mich nicht falsch. Er wird Blutbeutel verwenden.« Tom fasste ihn an der Schulter. »Leg dich jetzt hin, Kit. Es wird bald dämmern, und ich bezweifle, ob du einen weiteren Sonnenaufgang überleben würdest. Wenn Dixie aufwacht, will ich ihr sagen können, dass du sicher ruhst, nicht, dass du, trotz ihrer ganzen Anstrengungen, zu einem Häuflein Asche verkohlt bist. Grausige
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