Unsterbliche Leidenschaft
Augen. »Dann wirst du jetzt erst mal was Richtiges essen. Wir legen auf dem Nachhauseweg einen Zwischenstopp ein.« Sie hakte sich bei Elizabeth unter. »Wirklich schön, dich zu sehen. Und jetzt erzähl. Was gibt es Neues in England?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob dich das interessiert!«
»Und ob. Ich will alles wissen! Auch das, was dir Sorgen bereitet. Aber zuerst das Essen. Du darfst wählen: Pizza, chinesisch, indisch oder die fettigsten, leckersten Kebabs von ganz Chicago.«
Sie kehrten in einem kleinen, schlauchförmigen Kebabshop ein, in dem es nach Essen und warmen Gewürzen roch. Als sie schon bestellt hatten, bestand Heather unbedingt darauf, auch noch eine Flasche Wein zu teilen. »Ich kann es gar nicht erwarten, dir mein Haus zu zeigen«, sagte sie. »Klar, es ist alt, und man muss einiges daran machen, aber …« Heather schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie daran gedacht, nicht im Traum, dass ich mich einmal so niederlassen würde, aber als ich zu unterrichten begann, kam das Angebot meiner Mom, für die Anzahlung was dazuzuschießen. Und um ehrlich zu sein, es gefällt mir, was Eigenes zu haben.«
»Bist du gerne Lehrerin?«
»Ich unterrichte für mein Leben gern. Nur den vielen Papierkram hasse ich, aber dafür habe ich ein geregeltes Einkommen, und mir bleibt genügend Zeit zum Töpfern. Ich habe genügend Geld für Ton, und die horrenden Rechnungen der Stadtwerke kann ich auch bezahlen. Mein Traum ist es ja, irgendwann einmal von meinen Töpferarbeiten leben zu können, aber bis es so weit ist, bleiben mir die Sonderschüler der Klassen sieben und acht.«
»Wie läuft’s denn so mit der Keramik?«
»Ich kann nicht klagen. Es gibt ein paar Läden, die meine Sachen in Kommission nehmen, und wenn ich genügend Zeit und Geld habe, besuche ich Handwerksmärkte. Eine weitere Absatzmöglichkeit verdanke ich Mom. Ich mache Weiheschalen, Kelche und Räuchergefäße, zum Teil mit Verzierungen aus Email, und verkaufe sie bei Wiccatreffen.«
»Verstößt das nicht gegen deine Überzeugungen?« Diesen Seitenhieb konnte sie sich nicht verkneifen.
Heather grinste. »Es ist Geld, liebe Schwester. Und gutes Geld. Ich stelle gute Ware her und verkaufe sie zu einem fairen Preis. Wenn die Kunden sie dann für ihre abergläubischen Zwecke verwenden, ist das deren Sache.«
»Ich nehme an, deinen Kunden gegenüber bist du nicht so offen.«
»Lizzie, bin ich etwa blöd? Nie gewesen.«
»Nur wenn du die Rufe deiner Mutter in den Wind schlägst.«
Heather kicherte. »Sie verzeiht mir. Außerdem hat sie ja dich als Tochter im Geiste.«
»Ihre magischen Fähigkeiten sind für mich so gut wie unerreichbar.«
»Mom ist da aber entschieden anderer Meinung.«
Das hatte Adela ihr wiederholt selbst gesagt, und Elizabeth würde eine so erfahrene Hexe wie ihre Stiefmutter niemals anzweifeln.
Ihr Essen kam, und nachdem der Kellner gegangen war, fragte Heather: »Und jetzt würde ich gerne wissen, was dir so einen Schrecken eingejagt hat.«
»Könnten wir nicht zuerst essen?« Ihr knurrte der Magen, und außerdem glaubte sie, dass es ihr danach leichterfiel, von den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden zu berichten – und davon, was in den zwei Wochen davor geschehen war.
Heather nickte. Nach gut zehn Minuten und einem weiteren Glas Shiraz aus Australien hatte sich Elizabeth einigermaßen beruhigt.
»Also schieß los«, sagte Heather mit einem kumpelhaften Lächeln und füllte erneut ihre Gläser. »Was führt er denn Schlimmes im Schilde, mein gemeiner Stiefvater?«
Dieser Spaß war zu nahe an der Wahrheit und von daher komplett daneben. »Bist du dir wirklich sicher, dass du es wissen willst?«
Heather nahm die Flasche. »Willst du den Rest? Erzähl schon!«
Elizabeth berichtete.
Ihr Essen wurde kalt, und ihre Gläser blieben unangetastet.
Heather hörte mit großen Augen zu, und als Elizabeth alles wiederholte, fiel ihr prompt das Kinn herunter. »Mein Gott!« Heather atmete heftig, als ihre Schwester fertig war. »Wenn jemand anders mir das erzählt hätte, hätte ich glatt gesagt, das ist alles erfunden.«
»Aber mir glaubst du die Geschichte?«
»Natürlich! Du hast doch noch nie gelogen, und ich habe schon am Telefon gehört, wie sehr du außer dir warst. Ich glaube dir aufs Wort. Aber was sollen wir denn jetzt tun? Meinst du, sie sind hinter dir her?«
Dieser Gedanke war Elizabeth noch gar nicht gekommen. »Du meine Güte! Hoffentlich nicht. Ich will dich nicht mit
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