Unsterbliche Liebe
Bruder vorbeischaut.«
»Wie bitte, Mom? Joe?« Jimmy Holts Bruder, dieser Taugenichts. War der nicht auch im Knast? Sie hätte besser zuhören sollen. »Warum will denn Joe Holt bei mir vorbeischauen?«
»Er braucht einen Schlafplatz, nur für ein paar Tage. Und Platz hast du ja genügend«
Aber nicht für Moms kriminelle Freunde. »Mom, er wird nicht bei mir wohnen, und wenn er auf der Straße schlafen muss, ist mir das auch egal.«
»Es ist immerhin mein Haus.« Moms Augen blitzten.
»Es ist immerhin das Zuhause von meinem Sohn. Ich will nicht, dass ihn Joey Holt mit seinen Knastgeschichten unterhält. Draußen auf der Straße passieren schon genug üble Dinge.« Aber zum Glück nicht mehr ganz so viele, dank Justin und Kit. »Ich werde garantiert niemanden auf meinem Sofa schlafen lassen.«
»Ist ja schon gut.« Mom winkte mit der Hand ab. »Du brauchst dir nicht gleich in die Hosen zu machen. War ja bloß eine Frage.«
»Weiß ich ja, Mom, aber es geht nicht, unmöglich.«
»Manchmal frage ich mich, Stella, ob du überhaupt meine Tochter bist. Die Tugendhaftigkeit in Person. Hältst dich immer an die Spielregeln und machst immer brav, was man dir sagt. Hast du denn niemals Lust auf Spaß und Abenteuer?«
Stella lachte laut auf. In der letzten Woche hatte sie mehr Abenteuer erlebt, als sich ihre Mutter vorstellen konnte. Beinahe war sie versucht, ihrer Mutter in die Augen zu sehen und ihr zu sagen, dass die eigene Tochter vor kurzem eine Vampirin geworden war. Besser nicht.
»Ich vermisse nichts, Mom. Mir geht’s gut.« Vorausgesetzt, ihr würde es gelingen, ihrem Mann aus der Patsche zu helfen. »Ich muss dir noch was sagen, Mom. Ich habe da jemanden kennengelernt …«
»Das ist es also.« Mom meldete sich mit einem süffisanten Gesichtsausdruck wieder zu Wort. »Darauf hätte ich auch selber kommen können. Hab mir gleich gedacht, die Kleine sieht doch ganz anders aus. Du bekommst es also jetzt regelmäßig besorgt, oder? Aber nimm bloß die Pille.«
»Mom!«
»Jetzt tu bloß nicht so. Ich kenn dich doch. Mit Männern konntest du noch nie umgehen. Sieh doch, was mit Sams Dad passiert ist. Hat dich einfach sitzen gelassen. Am Ende passiert genau wieder dasselbe, und du stehst mit zwei kleinen Sammys da, für die du Schuhe kaufen musst.«
»Sei unbesorgt, Mom. Ich werde garantiert nicht schwanger.«
»Hast dich wohl sterilisieren lassen, oder? Ist sowieso besser, wenn du mich fragst.« Stella fragte sie nicht. »Jetzt kapier ich auch, warum Joe nicht bei dir wohnen darf. Männer verstehen in solchen Dingen nun mal keinen Spaß.«
»Schlecht gelaufen, oder?«, fragte Dixie, nachdem sie gut zwanzig Meilen gefahren waren.
»Nicht schlechter als sonst. Wir sind noch nie so richtig klargekommen miteinander, aber sie ist meine Mutter … und …« Stella gab auf. Wie sollte sie ihre gemischten Gefühle ihrer Mutter gegenüber erklären, wenn sie sie selbst nicht verstand.
»Wegen ihr wolltest du nicht mit Justin nach England gehen, stimmt’s?«
»So ungefähr. Mir geht es immer ziemlich schlecht, nachdem ich bei ihr war. Sie ist meine Mutter und zufällig eine verurteilte Verbrecherin – eines von diesen dunklen Familiengeheimnissen, die man gern verschweigt.«
»Kommt vielleicht öfter vor, als du glaubst. Nur werden manche nicht verurteilt.«
Stella nickte. »Könnte was Wahres dran sein. Wie ist eigentlich England so im Großen und Ganzen?« Sicher kein niedriger, endloser Horizont und Maisfelder so weit das Auge reicht.
»Sehr grün, und die Leute reden sehr anders, glauben aber, du selbst hättest einen Akzent.« Dixie nahm den Blick von der Straße. »Du denkst ernsthaft darüber nach, oder?«
»Ja. Darüber und über anderes. War ’ne Menge los in letzter Zeit.«
Dixie lachte. »Eine Menge los! Du hast zu viel mit Christopher und Justin herumgeschäkert. Ich würde sagen, es war der reine Wahnsinn.«
»Das auch! Und langsam wird mir klar, dass ich, wenn heute alles klappt, ewig leben werde.«
»Das ist normal für uns, es sei denn, es passiert etwas ganz Schreckliches. Du musst dir Mühe geben heute Nachmittag.«
»Glaubst du, Justin wird aus der Kolonie verbannt?«
»Wenn sie das Gesetz strikt anwenden, ja. Ob das unfair und ungerecht ist, interessiert keinen.«
»Wenn er rausfliegt, kann er dann nicht einfach hier bleiben?« Das schien naheliegend.
»Hab ich auch gesagt. Es ist nur so«, fuhr Dixie fort, »dass Justin so gut wie überall überleben könnte; er ist alt und ist
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