Unsterbliche Liebe
nicht in dem Maß von seiner Heimaterde abhängig wie du und ich. Du aber kannst ohne sie nicht leben – deshalb wollte er dich auch unbedingt dazu überreden, mit ihm nach England zu gehen.«
»Gut, dann gehen wir nach England, in eine Gegend weit weg von Gwyltha und der Kolonie.«
Dixie schüttelte den Kopf. »Stella, Gwyltha und Großbritannien sind eins. Es gibt kein Außerhalb.«
»Dann soll sie endlich Vernunft annehmen«, sagte Stella wütend.
»Das musst du ihr sagen, Mädchen! Sonst gibt es keine Hoffnung. Justin ist wild entschlossen, sich nicht zu verteidigen und wie ein Gentleman in Würde abzutreten. Irgendjemand muss das Wort erheben und kämpfen.«
»Ich bin bereit.« Sie war tatsächlich bereit, sich nötigenfalls mit dem gesamten Gremium anzulegen.
Für den Rest der Fahrt schwiegen beide. Stella hatte den Eindruck, Dixie würde beten. Sie wusste genau, dass sie es tat.
»Ich werde dich hinten an der Straße aussteigen lassen«, sagte Dixie. »Ich glaube zwar nicht, dass sie den Vordereingang überwachen, aber man weiß ja nie, bei so viel Vampiren unter einem Dach.«
»Wie viele werden es denn sein?« Stella ignorierte das mulmige Gefühl, das sie plötzlich befiel. Sie würde Justin nicht im Stich lassen.
»Wohl an die zwölf, höchstens fünfzehn Leute. Vielleicht aber auch weniger. Könnten auch nur sechs sein.«
Stella versteifte sich auf die sechs. Justin, Kit und Dixie vertraute sie, das waren schon mal drei. Blieben also nur noch weitere drei. Aber so genau ging es nicht. Sie sprach von Vampiren, ihr feindlich gesinnten Vampiren, die dem Mann, den sie liebte, den Garaus machen wollten. Nicht solange sie lebte und atmete! Sie unterdrückte ein Lächeln. Dass sie nicht mehr atmete, war ein Teil des Problems.
»Ich gebe dir zehn Minuten, dann parke ich vorne und komm ganz selbstverständlich rein.«
»Du kannst nicht reinkommen.«
»Und ob.«
»Unmöglich, Dixie. Ich will dich nicht da mit hineinziehen.«
Dixie grinste. »Ich bin schon mittendrin. Du kannst doch niemandem weismachen, du kommst rein zufällig von hinten ins Haus geschneit, um uneingeladen mitten in dieses Tribunal zu platzen.«
Das stimmte. »Trotzdem …«
»Hör mal, ich bin mir sicher, sollte es wirklich ganz schlimm kommen, dass sich Christopher auf Justins Seite schlägt. Und wenn er das macht, mach ich es auch. Damit stecken wir sowieso alle bis zum Hals mittendrin.« Dixie grinste, als sie bremste und von der Third Avenue links abbog. Sie brachte den Wagen zum Stehen. »Steig aus, ich fahr ein paar Mal um den Block herum und komm dann durch den Vordereingang herein.«
»Könntest du kurz nach Sam sehen?«
Dixie schüttelte den Kopf. »Sam ist gut aufgehoben bei Mrs Zeibel. Du hast fünf Minuten.«
Stella war in null Komma nichts über den Zaun. Sie bückte sich und sah sich in dem makellos gepflegten Garten um: winterkahle Blumenbeete, ein frisch gepflasterter Ziegelweg und eine kreisrunde, schmiedeeiserne Bank um einen fast entlaubten Baum. Aber für eine Gartenbesichtigung war jetzt keine Zeit! Sie rannte den Pfad entlang zum Hintereingang und öffnete die Tür mit Dixies Schlüssel.
»Wer ist da noch gekommen?«, fragte eine unbekannte Stimme.
»Ich!«, antwortete Stella und ging mit schnellen Schritten durch das Esszimmer ins Wohnzimmer. Alle, außer den beiden Frauen, erhoben sich, als Stella hereinkam.
»Stella!«, sagten Justin und Kit sofort.
»Was machst du denn hier?«, fragte Justin.
»Wo ist Dixie?«, fragte Kit.
»Sie parkt das Auto«, erwiderte sie, ohne auf die Frage Justins einzugehen.
Sieben, nein acht Vampire standen im Halbkreis. Die Gelegenheit, sie genauer anzusehen, hatte Stella nicht.
»Ist das der neue Frischling?«, fragte jemand. Sonst sagte niemand etwas.
Die Frau war klein von Wuchs, dunkelhaarig und von einer machtvollen Aura umgeben. Sie war alt, sehr alt, Stella spürte das, und sehr schlecht gelaunt. Verdammt aber auch! »Ich bin Stella Schwartz. Sie müssen Gwyltha sein.« Stella wollte ihr die Hand geben, und sah ihr in die Augen.
Darauf traf sie ein harter Strahl wie von einem Wasserwerfer mitten auf die Brust. Sie stolperte, fing sich aber wieder. Was war das, zum Teufel?
»Gwyltha, bitte! Das ist nicht nötig. Sie geht auch so wieder.« Stella drehte sich erstaunt um, als Justin auf sie zukam. Was meinte er? Über welche Kräfte verfügte diese Frau, dass sie jemanden wie mit Geisterhand angreifen konnte?
»Justin«, sagte Stella, die langsam den Schock
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