Unsterbliche Liebe
und wahrscheinlich auch ausgesetzt worden waren. »Haben euch Jane und Angela irgendwelche Hinweise gegeben? Irgendetwas, woran sie sich erinnern?«
»Gar nichts«, erwiderte Tom. »Ich habe mit Angela gesprochen. Sie hat sich jedoch gefragt, ob die Sachen überhaupt ihre eigenen waren, oder ob sie ihnen nicht vielleicht jemand geschenkt hat, so wie Vlad ihnen neue Sachen gekauft hat.«
»Nein.« Dixie hielt inne, ihr Blick ruhte auf einem Hard-Rock-Café- Sweatshirt. »Ich bin mir sicher, es sind ihre eigenen Sachen.«
»Woher willst du das wissen?« Tom sah sie an, als hätte sie soeben die Quadratwurzel aus minus eins gezogen.
Christopher lächelte ihn selbstgewiss an. »Ich wusste, sie würde uns helfen.«
»Moment. Ich habe nicht gesagt, ich könnte ihre Vergangenheit aus dem Hut hervorzaubern. Ich meine nur, die Sachen sind höchstwahrscheinlich ihre eigenen.«
»Wie willst du das wissen?« Tom starrte auf den Blazer in ihren Händen.
»Eine wohlbegründete Vermutung. Denk mal drüber nach. Bei den Sachen, die Angela und Jane heute tragen, würde dir auffallen, dass sie alle sehr neu sind, nicht einmal eine Woche alt. Dagegen sind diese Sachen hier unterschiedlich alt, was eigentlich auch normal ist.« Sie nahm Janes Baumwoll-BH in die Hand. »Bei diesem sieht man, dass er getragen und sogar schon ziemlich ausgeleiert ist. Dasselbe gilt für das Höschen.« Während sie sich die Sachen so ansah, musste sie an ihre Großmutter denken und deren Warnung, stets hübsche Wäsche zu tragen, da man leicht überfahren werden könne. Und Jane würde bei der Vorstellung, sie reichten sich hier ihre heißen Höschen weiter, wahrscheinlich vor Wut ausrasten. »Seht euch ihren Pullover an, die Ränder sind ausgefranst, aber ihre Hose ist neu. Wisst ihr, was ich meine?« Sie kehrte eine Tasche nach außen. »Die Taschen sind noch fest und ganz sauber. Keine Spur von dem Fusselzeug, das sich nach einigen Monaten des Tragens darin ansammelt.«
»Angelas Sachen sind auch ganz unterschiedlich. Der BH und die Höschen wurden schon einige Male gewaschen, aber sie sind nicht lappig wie die Sachen von Jane, und der Gummi ist auch noch gut. Ihre Jeans dagegen sind alt. Seht ihr, wie verwaschen sie sind und abgescheuert unten am Saum und an den Nähten? Ihr T-Shirt ist getragen, aber nicht alt, und das hier …« – Dixie nahm das Hard-Rock-Café -Sweatshirt – »ist ziemlich neu. Erst ein paar Mal gewaschen.«
»Und hier!« Tom zeigte auf den Städtenamen unter dem Logo. »Chicago. Sie muss es dort gekauft haben.«
»Vielleicht leben sie ja dort«, sagte Christopher. »Das würde die Suche eingrenzen.«
»Das glaub ich eher nicht.« Sie dämpfte seinen Enthusiasmus ungern. »Die meisten besuchen ein Hard Rock Café doch eher im Urlaub, wenn sie verreist sind. Ich war zum Beispiel in Atlanta in so einem Laden.«
»Du glaubst, sie waren als Touristen in Chicago?«, fragte Tom.
Sie ließ mit ihrer Antwort warten. »Ich vermute mal, ja.« Sie sah von Christopher zu Tom. »Das wäre doch möglich, oder?«
»Du hast recht.« Christopher nickte. »Damit hätten wir die Sache also eingegrenzt auf alle jungen, weiblichen Chicago-Besucher in den letzten weiß Gott wie vielen Monaten.«
»So groß ist der Zeitraum gar nicht.« Beide blickten sie an. »Das hier sind alles Wintersachen. Wer würde schon im Sommer in Sweatshirts und Daunenjacken rumlaufen?«
»Hey, du bist gut!«, sagte Christopher. »Fällt dir sonst noch was auf? In Kriminalromanen sind sie immer ganz scharf auf Reinigungszettel oder Herstelleretiketten.«
Reinigungszettel konnte man vergessen – sie wuschen ihre Wäsche sicher selbst –, aber Etiketten wären eine Möglichkeit. Dixie sah sich jedes einzelne Kleidungsstück daraufhin noch einmal an. Janes Unterwäsche und die T-Shirts waren gute Marken, wie sie in jedem Kaufhaus in jeder Mall des Landes zu haben waren. Ihre Hose stammte von einem gehobenen nationalen Hersteller, und ihre Turnschuhe waren so gut wie überall zu haben. Der Pullover war handgestrickt. Das könnte eventuell ein Hinweis sein, aber Dixie war sich nicht sicher worauf. Janes Daunensteppjacke war wiederum eine hochwertige Marke, die man aber auch wieder in jeder Stadt oder im Versandhandel bekommen konnte, vorausgesetzt, man konnte es sich leisten. Hatte Jane nicht davon gesprochen, sie erinnere sich daran, ihre Kreditkarte überzogen zu haben?
Jane war die typische gut verdienende amerikanische Singlefrau mit ausgereiztem
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