Unsterbliche Liebe
ich kann jetzt den Kühlschrank vorziehen, um dahinter sauber zu machen?«
»Mit links.«
Das klang vielversprechend.
»Ich habe dir mit Justin zusammen ein paar brauchbare Sachen zum Anziehen geholt«, sagte Dixie schließlich. »Ist doch besser, hab ich mir gedacht, auch auf die Gefahr hin, dass du mir jetzt den Kopf abreißt.«
Dixie hatte verdammt recht. Nachdem sie ihr eigenes Sweatshirt und die eigenen Jeans angezogen hatte, fühlte sie sich gleich ein gutes Stück normaler. So normal eben, wie das in ihrem Fall möglich war, als Vampir. Sie gestattete sich ein unmerkliches Glucksen. Sie hatte keinerlei Ahnung, wie es nun weitergehen würde, mit ihrem Leben, mit Sam, vor allem mit Justin, aber sie spürte, dass auf Dixie Verlass war, und in ihrer Situation brauchte sie dringend eine gute Freundin.
»Was hältst du von ein bisschen Einkaufstherapie?«, fragte Dixie, als Stella die Treppe herunterkam. »Ein Trip ins Zentrum würde dir doch sicher guttun, oder nicht?«
Das kam genau richtig! Möglicherweise war die Mall Dixies Mittel gegen ihre Melancholie, aber ein ungezügelter Kaufrausch wäre das Letzte, was Stella sich leisten konnte. »Schon, aber ich hab’s nicht so mit dem Einkaufen.«
»Wir müssen ja auch nicht gleich die halbe Stadt leer kaufen«, fuhr Dixie fort, »nur ein netter kleiner Bummel. Es ist bedeckt draußen. Somit wäre der Weg zum Auto kein Problem. Parken tun wir in der Tiefgarage und sind dann gleich in der Mall. Mach dir also keine Sorgen wegen der Sonne.« Dixie wartete ab. »So könntest du dich auch langsam daran gewöhnen, von Sterblichen umgeben zu sein.«
Sie brachten Stunden im City Center zu, fuhren die Fahrstühle rauf und runter, flanierten die endlosen Einkaufsmeilen auf und ab, machten Rast in einem der Coffee Shops. »Ein paar Schlucke sind fürs Erste genug«, warnte Dixie. »Später kannst du literweise von dem Zeug trinken. Es schadet uns nicht, genauso wenig wie Alkohol, hilft uns aber, als Sterbliche durchzugehen.«
Stella erinnerte sich daran, dass Justin in ihrer Küche auch Kaffee getrunken hatte, ehe er sich die Day-Jungs vorknöpfte. Sie setzte die weiße Kaffeetasse mit beiden Händen an die Lippen und trank. Zweimal. Hatte sie jemals eine derartige Plörre getrunken?
»Schmeckt nicht so wie sonst, oder?«
»Schmeckt nach nichts.«
Dixie nickte. »Ich weiß. Ich vermisse nichts mehr als Schokoladentrüffel, und morgens beim Frühstück wünsche ich mir oft nichts sehnlicher als ein schönes Wurstbrötchen.«
»Es schmeckt also nichts mehr?« Klar! Natürlich nicht. Sie würde niemals wieder richtig essen.
»Nur wenn wir trinken«, Dixie zögerte, »schmecken wir was.«
»Genau. Justin hat das Thema kurz angeschnitten, ehe ich wutschnaubend davongerannt bin, aber Genaueres weiß ich nicht.«
Dixie wartete ab und nippte an ihrem Kaffee. »Ja, das hat ihn doch leicht aus der Fassung gebracht.«
Gut möglich. Aber die geschlossene Tür zumindest hatte er respektiert, obwohl es feige war, Zuflucht in Sams Bett zu suchen. »Ich war sauer! Der Mann stellt sich einfach hin und verlangt von mir, ich soll meinen Job aufgeben, alles liegen und stehen lassen und Hals über Kopf mit ihm nach England gehen. Ich war drei, als wir von dort weggegangen sind! Das Land ist mir fremd, und ich habe nicht vor, Sam ins Ausland zu verschleppen.«
»Ich versteh dich ja«, sagte Dixie und drückte Stellas Hand. »Auf mich kannst du dich verlassen.«
»Er ist so verdammt diktatorisch!«
Dixie nickte. »Das haben sie so an sich.« Sie nahm noch einen Schluck Kaffee. »Ich muss Christopher oft genug daran erinnern, dass wir nicht mehr im sechzehnten Jahrhundert leben.«
Stella zwinkerte. Hatte sie da richtig gehört? »Wann zum Teufel wurde er denn geboren?«
»Fünfzehnhundertvierundsechzig. Walter Raleigh zählte zu seinen Freunden. Kaum vorstellbar, oder?« Dixie lächelte. »Er ist der Christopher Marlowe.«
Stella wusste, dass sie ziemlich verdutzt und hilflos dreinschauen musste. »Wer war er?«
Dixie drückte noch einmal Stellas Hand. »Tut mir leid, aber aus mir spricht die ehemalige Bibliothekarin. Er war ein Stückeschreiber und Dichter. Ich habe noch immer nicht so ganz kapiert, dass der längst tote elisabethanische Dramatiker, den ich am College gelesen habe, jetzt mein über alles geliebter Mann ist.«
»Du liebst Kit wenigstens. Ich liebe Justin nicht.«
»Aber er liebt dich.«
»O bitte, hör doch auf.«
»Im Ernst. Er war von Anfang an hin und
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