Unsterbliche Liebe
einsetzen?«, fragte er.
Gute Frage. »Letzte Woche habe ich noch nach einer Aushilfe für den Laden gesucht, aber das ist erledigt. Außerdem …« – sie brach ab und sah Vlad an – »weiß ich herzlich wenig über Ghule, abgesehen von den Sensationsgeschichten à la Hollywood, wie Justin gerne sagt. Können sie bei Tageslicht ins Freie gehen? Sich bewegen wie Sterbliche? Essen sie?«
»Sonnenlicht schadet ihnen nicht. Sie sind zwar auch unsterblich, haben aber nicht die Kraft und die Macht wie wir. Auch auf die Pirsch gehen sie nicht, ernähren sich vielmehr wie Sterbliche, ziehen aber rohes Fleisch vor. Im Übrigen sind sie ausdauernder als Menschen, aber unfähig zu selbstständigem Denken und von daher anfällig für blinde Gefolgschaft und die Gefahr, dass sie jemand missbraucht.«
»Hm.« Dixie dachte einen Moment lang nach. »Ich frage mich, ob nicht eine von ihnen Stellas alten Job übernehmen könnte. Sie hatte sich Sorgen gemacht, ihren Chef einfach sitzen zu lassen. Wenn sie nun sagen könnte, eine Freundin von ihr würde die Stelle übernehmen, ginge es ihr sicher besser.« Sie sah wieder zu Vlad. »Sie haben in einer Bar gearbeitet, sagst du. Hier in der Umgebung gibt es doch jede Menge Restaurants. Da müsste sich was finden lassen.«
Vlad schenkte ihr ein Lächeln, das bei Christopher die Alarmglocken schrillen ließ. Jedenfalls machte er seinem Ruf als Verführer alle Ehre. »Ich bin Euch ewig dankbar, Gnädigste. Und nun, wenn ihr gestattet, würde ich gerne gehen.« An der Tür blieb er noch einmal kurz stehen. »Kann ich euch in den nächsten ein, zwei Tagen kontaktieren, um die Sache festzumachen?«
»Ich melde mich bei dir, Vlad«, sagte Christopher. »Du bist im Southern abgestiegen, richtig?«
Vlad Tepes’ dunkle Augen blitzten erstaunt auf. »Richtig. Ich erwarte also deinen Besuch.«
»Woher zum Teufel weißt du denn, wo er wohnt?«, fragte Justin, nachdem Vlad endgültig weg war.
»Das war einfach. Nur ein paar Telefonate. Nachdem Dixie gesagt hat, sie hätte ihn gestern getroffen, hielt ich es für ratsam, zu wissen, wo er lauert. Wenn ich bloß wüsste, was er eigentlich im Schilde führt.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was er in Erfahrung bringen will.«
»Einen Moment.« Dixie musste das klarstellen. »Du hältst diese Ghule für Spitzel? Warum lassen wir uns dann darauf ein?«
»Schadet nicht, zu wissen, wer uns ausspioniert«, erwiderte Christopher. »Damit wissen wir gleich, wen er auf uns angesetzt hat.«
»Könnte es nicht doch sein, dass er sie nicht einfach schutzlos zurücklassen will?«
Sie schauten sie beide an, als sei sie reichlich naiv.
Dixie verließ das Haus frühzeitig, angeblich weil sie noch Papierkram zu erledigen hätte und im Giant Eagle vorbeifahren wollte, um für Sam etwas zum Abendessen zu besorgen. In Wahrheit jedoch wollte sie einfach aus dem Haus sein, ehe sie mit den beiden Herren zusammenstieß. Sie waren so verdammt überzeugt davon, dass Vlad nichts Gutes im Schilde führte. Dabei hatte sie durchaus Verständnis für Justins Misstrauen. Er hatte die Frau, die er liebte, an Vlad verloren, aber das war an die hundert Jahre her. Außerdem hatte Justin nun Stella. Christophers Misstrauen gegenüber Vlad indes führte sie auf die gute alte männliche Solidarität zurück. Oder hatten die beiden am Ende doch recht? Hatte etwa Vlad sie mit seinem legendären Charme um den Finger gewickelt? Sie lachte. Dieser Mann ließ sie doch kalt. Christopher übertraf ihn um Längen, und das an jedem Wochentag und rund um die Uhr.
Sie hatte ihren kleinen Schreibtisch aufgeräumt und zwei frische Büchersendungen ausgepackt, als Justin zur Tür hereinkam.
»Was hältst du davon, wenn wir unsere Vereinbarung ändern?«
»Ist Stella okay?«
»Ja. Ich habe soeben bei ihr vorbeigeschaut. Sie schläft tief und fest. Zum Glück hat sie keinen bleibenden Schaden genommen, aber ich will bei ihr sein, wenn sie aufwacht und …« Er hielt inne, als sei er unsicher, was er als Nächstes sagen sollte. »Sie muss lernen, mir zu vertrauen, Dixie. Wie sollen wir sonst zusammenleben?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr klipp und klar gesagt, untertags nicht das Haus zu verlassen, aber sie ignoriert es einfach, und zu was das geführt hat, siehst du ja. Eines sag ich dir …« Er knirschte mit den Zähnen. »Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn.«
Seinem Gesichtsausdruck nach war er auf dem besten Weg dorthin. »Justin, ich gebe dir einen guten
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