Unsterbliche Liebe
auch, Corvus?«
»Was hätte ich bei ihrem Anblick anderes glauben sollen?«
Vlad sah aus, als würde er gleich platzen. Ob aus Empörung oder Schuldbewusstsein war nicht ganz klar.
»Vlad«, ergriff Dixie das Wort, »warum sagst du uns nicht einfach, wie du zu den beiden gekommen bist?«
»Genau.« Das hätte Justin auch gerne gewusst.
Dixie konzentrierte sich auf Vlad. Sie hatte nie richtig verstanden, warum Kit und Justin ihn so verabscheuten. Sicher, Justin und er hätten sich wegen Gwyltha beinahe die Schädel eingeschlagen, aber zum Teufel noch mal, hing er denn immer noch so an ihr? Er hatte jetzt Stella und sollte endlich zur Vernunft kommen. »Also rück schon raus damit, Vlad«, wiederholte sie.
»Nichts lieber als das, Gnädigste.« Er ließ ihr eine seiner höflichen Verneigungen zuteil werden und sah dann abwartend zu Christopher. Ihm tat das in der Seele weh. Konnte er ihre Frage denn nicht einfach beantworten?
Christopher nickte. »Dürfte interessant werden.«
»Eher beunruhigend als interessant.« Vlads Stimme klang schärfer als Dixie sie gehört hatte. »Ich habe sie herrenlos aufgefunden, oder, um genau zu sein, sie haben mich gefunden, vor einem Monat oder so, sie irrten alleine in einem Park in Chicago umher. Anscheinend hat ihr Schöpfer sie im Stich gelassen, oder aber er hat einen vorzeitigen schicksalhaften Tod erlitten. Jedenfalls waren sie völlig durcheinander und klammerten sich in ihrer Hilflosigkeit sofort an mich als einzige ihnen verbliebene Hoffnung. Entgegen deiner geringen Meinung von mir«, er warf einen Seitenblick auf Justin, »brachte ich es nicht über mich, sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Anscheinend müssen sie einmal recht intelligent gewesen sein, und sie haben noch, zugegebenermaßen vage, Erinnerungen an ihr früheres Leben. Ich habe mich ihrer also angenommen, und seitdem haben sie für eines meiner Geschöpfe gearbeitet, in einer Gothic-Bar, Dr. Corvus kann das bestätigen. Kein sehr eleganter oder besonders angenehmer Laden, aber immerhin waren sie sicher versorgt. Leider verfügt der Betreiber nun nicht mehr über die entsprechenden Mittel, sie weiter zu unterstützen. Dazu kommt, dass sie sich als Frauen in weiblicher Umgebung sicher wohler fühlen würden.« Vlad wartete ab. »Wie ich weiß, betreibt ihr hier ein eigenes Unternehmen, und so kam ich auf die Idee, ob nicht ihr sie, in welchem Umfang auch immer, beschäftigen könntet.«
»Entgegen dem Ethos der Kolonie, sich keine abhängigen Untergebenen anzuschaffen?«, fragte Kit.
»Dir wäre es also lieber, sie fallen dem erstbesten Zuhälter oder Dealer zum Opfer, der ihnen über den Weg läuft? Das kann und werde ich nicht zulassen. Die beiden sind keine hirnlosen Automaten, sondern lebendige, fühlende und schutzbedürftige menschliche Wesen.« Seine Augen funkelten beim Sprechen, und Dixie sah erstmals, zu welcher Wut er fähig war, wenn man ihn reizte.
»Sollte ich zustimmen, bleibt immer noch die Frage, wie Gwyltha darauf reagieren würde«, wandte Dixie ein. »Offenbar verbieten es die Gesetze der Kolonie nun mal, Ghule anzunehmen.« Wenn es nach ihr ginge, könnte ihr Gwylthas Meinung gestohlen bleiben, aber Dixie wusste, welchen Respekt ihr die anderen entgegenbrachten, und wollte auch niemanden verletzen.
»Soweit ich weiß, ist es in eurer Kolonie verboten, Ghule zu erschaffen, aber wie steht es damit, herrenlosen Ghulen Obdach zu geben?« Der Hinweis »eure Kolonie« war nicht zu überhören. Dixie vergaß gern, dass Vlad und seine Vampire nach ihren eigenen ethischen Gesetzen lebten.
»Das ist doch jetzt Haarspalterei«, wandte Christopher ein. Dixie hätte ihm einen Tritt verpassen können.
»Nein«, sagte Justin, ehe Dixie antworten konnte. Galt sein Nein Kit oder Vlad? »Vlad hat recht, mit ihrer Erschaffung haben wir nichts zu tun, und allein auf sich gestellt würden sie zugrunde gehen oder einem Unhold zum Opfer fallen. Du hast noch keinen Ghul gesehen, Kit, und auch ich bin vor diesen beiden erst einmal einem begegnet. Sie brauchen Schutz.«
Vlad wäre beinahe das Kinn heruntergefallen. »Vielen Dank für deine Unterstützung, Corvus.«
Justin nickte knapp. »Bei allen Differenzen zwischen uns. Hier geht es um eine gerechte Sache.« Er sah zu Dixie. »Wäre denn eine Anstellung möglich?«
»Ja.« Ihre Antwort wäre beinahe unter Kits »Natürlich« untergegangen. Sie hätte ihm um den Hals fallen können für seine Unterstützung.
»Wo könnten wir sie denn
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