Unsterbliche Liebe
soll bei der Arbeit plötzlich schlecht geworden sein. Ich habe am Nachmittag bei ihr geklingelt, aber sie hat wohl geschlafen.«
Hatte sie wohl, ja, und tiefer als die gute Frau es sich vorstellen konnte. »Sie hatte eine kleine Grippe am Wochenende und ist zu früh wieder zur Arbeit gegangen.«
»Das ist typisch für Stella. Sie arbeitet überhaupt viel zuviel.« Sie zeigte auf die vollen Einkaufstüten. »Wie ich sehe, bringen Sie ihr ein paar Lebensmittel. Nett von Ihnen. Sie soll sich richtig ausruhen.« Sie unterbrach kurz, um ihren Mantel zuzumachen. »Wenn ich zwischendurch mal auf Sam aufpassen soll, sagen Sie es bitte. Ich hab ihn so gern bei mir. Und sagen Sie Stella, ich stehe natürlich auch am Samstag wieder zur Verfügung, falls es ihr dann besser geht. Samstags besucht sie doch immer ihre Mutter.«
»Danke, ich werd’s ihr ausrichten«, erwiderte Justin. »Stella kann sich glücklich schätzen mit Ihnen als Nachbarin.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Stella ist auch eine sehr gute Nachbarin. Bei dem Ärger den wir hier haben, muss man aber auch zusammenstehen. Dieses Haus da unten …« Sie deutete mit dem Kopf die Straße hinunter. »… und jetzt das ganze Wochenende ständig die Polizei im Haus der Days.«
Day! So hieß doch der Bursche, der Stella erschossen hatte. »Was ist denn passiert?«
Mrs Zeibel schüttelte ihren ergrauten Kopf. »Ach, weiß der Himmel! Diese Jungs machen nichts als Ärger. Genau wie ihr Vater übrigens. Anscheinend haben sich Johnny und einer seiner Kumpel dieses Mal gehörig übernommen, jedenfalls sind beide im Krankenhaus gelandet. Sind wohl auf einen noch übleren Gesellen gestoßen, als sie selber es sind.« Sie lachte trocken auf. »Ich wünsche ja niemandem was Böses, aber diese Jungs …« Sie schnalzte mit der Zunge. »Sie kennen sie ja, sind ja mit Johnny an Halloween zusammengestoßen und zuvor mit den jüngeren wegen der Flaschen, die sie gegen Stellas Garage geschmissen haben. Stella hat mir davon erzählt.« Sie lächelte und trat einen Schritt zurück. »Sagen Sie Stella, sie soll sich schonen, dafür bringe ich morgen eine schöne Kasserolle vorbei.«
Wieso eine Kasserolle? So viel er wusste, hatte Stella doch genügend Kochtöpfe. »Sehr nett, und wenn Sie mich jetzt entschuldigen …«
»Lieber Himmel, natürlich! Sie haben alle Hände voll, und ich quatsche Sie zu.« Sie ging zu ihrer Haustür. »Wir sehn uns.«
Justin stellte die Taschen auf der Verandabrüstung ab und kramte die Schlüssel hervor. Er musste unbedingt herausfinden, welche bleibenden Schäden er diesen Jungs zugefügt hatte. Wie konnte er nur so die Kontrolle über sich verlieren? Und warum hatte Stella ihre Mutter niemals erwähnt? Offenbar wohnte sie nur eine kurze Autofahrt entfernt. Justin sperrte die Tür auf. In Wahrheit wusste er herzlich wenig über Stella. Nur in einem Punkt war er sich sicher – er brauchte sie.
Stella erkannte sofort, dass Justin die Haustür öffnete. Schon seit etwa einer Stunde war sie in einem seltsamen Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen gelegen, darauf eingestellt, dass Dixie kommen würde, und nun war es Justin. Mit allen Sinnen begleitete sie seinen Weg in die Küche und wieder heraus und schließlich die Treppe hinauf. Sie saß auf dem Bett, die Füße auf dem Boden und bereit, aufzustehen, als er zur Tür hereinplatzte, in der einen Hand einen Strauß Rosen, in der anderen ihren Zettel für Dixie.
»Justin!« Sie freute sich so sehr, ihn zu sehen, war aber gleichzeitig schon wieder verärgert, weil er ihren Zettel gelesen hatte. Er hatte natürlich offen dagelegen, war aber eindeutig nicht für ihn bestimmt.
»Stella!« Noch während er lächelte, schossen seine Augenbrauen in die Höhe. »Tu mir bitte einen Gefallen und bleib im Bett.«
»Wirklich?« Sie sollten sich eigentlich unterhalten, aber wenn sie an die letzte Nacht dachte … Wie furchtbar! Ihre Hormone spielten total verrückt. Sie grinste. »Hast du was Bestimmtes vor?«
»Ja. Dich ans Bett zu fesseln, wenn du nicht bald zur Vernunft kommst.«
»O ja, mach das!«
»Ehe ich dich wieder vor mir liegen sehe und mich fragen muss, ob du überhaupt noch lebst, kette ich dich lieber fest und verriegle die Tür.« Er setzte sich neben sie. »Ich will so etwas nicht noch einmal erleben, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt könnte. Kannst du dir denn überhaupt vorstellen, was ich durchgemacht habe?«
Langsam wurde ihr manches klarer. »Glaub mir bitte, so habe
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