Unsterbliche Liebe
überhaupt.
»Ja, ich bin es, Dixie LePage.«
Die beiden stellten sich als Angela Ryan und Jane Johnson vor.
»Dann wollen wir uns mal unterhalten«, sagte Angela und ging den Flur entlang voran.
»Wäre es nicht besser, wir suchen uns ein ungestörtes Plätzchen?«, sagte Dixie. Vlad könnte jederzeit zurückkommen.
Beide schauten sie verwundert an.
»Wir machen einfach unsere Zimmertür zu«, sagte Jane. »Vlad würde niemals hereinkommen, ohne anzuklopfen.«
»Schon seit wir hier sind, wollen wir wissen, wie es weitergeht. Er wird sich freuen, dich hier anzutreffen.«
Dixie war sich nicht sicher, ob sie Jane zustimmen könnte, aber Vlad hatte ja um ihre Hilfe gebeten, um Christophers Hilfe, um genau zu sein, und bis jetzt wirkte keine der beiden wie die willenlosen Sklaven, von denen Justin gesprochen hatte.
Dixie beobachtete sie, während sie es sich bequem machten. Sie bestanden darauf, dass sie einen der sehr bequemen Sessel haben sollte; den anderen nahm Jane, während Angela sich aufs Bett legte. Wenn Dixie solche Beine hätte wie sie, würde sie auch keine Gelegenheit auslassen, sie zu präsentieren. Überhaupt sah die Frau aus wie ein Model: Beine, die bis zur Achsel hinaufreichten und honigfarbenes, raffiniert hochgestecktes Haar. Offenbar hatten Ghule, im Gegensatz zu Vampiren, keinerlei Probleme mit Spiegeln.
»Nun«, sagte Angela mit einem Lächeln. »Wieso lange um den heißen Brei herumreden. Wie lautet dein Angebot?« Willenlose Sklaven! Dixie grinste verstohlen. Justin hatte eindeutig eine falsche Vorstellung. Aber Justin war der eigentliche Grund, warum sie hier war, und wenn sie diesen beiden Frauen aus der Patsche helfen könnte, würde Vlad dafür bezahlen müssen.
»Besonders taktvoll bist du ja gerade nicht, Angie«, sagte Jane. »Fällst gleich mit der Tür ins Haus, ohne wenigstens etwas zum Trinken anzubieten.«
Angela reckte die Schultern und zog die Augenbrauen hoch. Sie waren wie ihre Wimpern hellbraun und wölbten sich über blauen Augen. »Ich falle nicht mit der Tür ins Haus. Ich will nur wissen, was sich Dixie vorstellt.«
»Um ehrlich zu sein, habe ich gar keine konkrete Vorstellung.« Was ja auch irgendwie stimmte. »Ich weiß, ihr braucht beide Arbeit und Unterkunft, aber …« – sie unterbrach –, »da ihr die ersten Ghule meines Lebens seid, weiß ich überhaupt nicht, was ihr könnt und welche Art Job ihr sucht. Wie wär’s mit einem Schnellkurs zum Thema Ghule?«
»Es ist nicht so einfach …«, begann Angela. »Hm, wo fängt man am besten an«, unterbrach Jane. Dann schwiegen beide, sahen zuerst sich und dann Dixie an und warteten weiter ab. Sie wirkten nicht so sehr willenlos, vielmehr unentschlossen und verwirrt.
»Okay«, sagte Dixie, »wie wär’s, ihr sagt mir einfach, welche Berufe ihr gelernt habt.«
»Das wissen wir eben nicht mehr«, sagte Angela. »Man könnte verrückt werden. Als ob da ein schwarzes Loch wäre.«
Jane nickte zustimmend. »Wir können uns an überhaupt nichts erinnern, das weiter zurückliegt als Vlad. Wir wissen nicht, woher wir kommen, was wir gemacht haben, nicht einmal unsere Namen kennen wir.«
»Aber ihr habt doch welche?«
»Das sind nicht unsere richtigen«, erwiderte Jane. »Wir haben sie dem Telefonbuch entnommen.«
»Whoa! Einen Moment! Ich komm da nicht mehr mit.« Sie glaubte schon, Musik aus Twilight Zone zu hören. »Vergessen wir das Thema Berufserfahrungen fürs Erste. Ihr erinnert euch also an nichts aus der Zeit, bevor ihr Vlad kennengelernt habt.« Beide nickten. »Lasst uns doch da beginnen. Wann habt ihr ihn kennengelernt, wo und unter welchen Umständen?«
»Es war vor gut einem Monat«, begann Angela. »Er hat uns auf einer Bank im Park gefunden. Wir können uns noch immer nicht erinnern, wie wir da hingekommen sind, aber wir waren schon seit Tagen da.« Sie sah zu Jane, die bestätigend nickte. »Seit mehreren Tagen. Nachts versteckten wir uns vor den Stadtstreichern in den Büschen.«
Angela fuhr fort. »Eines Nachmittags erschien Vlad. Er ging immer wieder unauffällig an uns vorbei, aber wir merkten, dass er uns beobachtete.«
»Wir spürten seine Macht«, sagte Jane, »wie eine Aura. Wir fühlten uns von Anfang an sicher. Dann kam er auf uns zu und fragte, wo unser Schutzherr ist und was er in Chicago macht.« Vlad in Sorge um die Sicherheit seines Territoriums? »Wir sagten ihm, wir wissen nichts über unsere Herkunft. Das schien ihn zu überraschen. Er sagte uns, wir sollen Geduld haben,
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