Unsterbliche Sehnsucht
glückliche Ende, das sie sich erhofft hatte. Sie war auf der Suche nach Tanten, Onkeln, einem Großvater, einer Großmutter oder sogar beiden gewesen und hatte stattdessen den Schwarzen Peter entdeckt. Bei der Analyse ihres eigenen Stammbaums, ihres eigenen genetischen Erbguts, war sie auf etwas Überraschendes gestoßen. »Wir sind miteinander verbunden.«
»Ich weiß.«
»Nicht so – dein Bündnis meine ich nicht. Wir haben eine genetische Verbindung miteinander.« Es schmerzte sie, das zugeben zu müssen, doch die Fakten ließen sich nicht verleugnen. »Das wusstest du doch schon«, warf sie ihm vor.
»Nein, das habe ich nicht.« Mit seinen großen Händen befingerte er einen der Ständer mit Glasröhrchen. »Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du meinen Stammbaum analysieren würdest.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist meine Arbeit. Besorg mir mehr Proben, damit ich meine Theorie belegen kann. Ich brauche welche von euch allen.«
»Wir sind keine Laborratten, aber ich werde sehen, was sich machen lässt.« Diese Entwicklung hatte er definitiv nicht vorhergesehen.
»Du bist also dazu in der Lage, die Seelenverwandten zu identifizieren.«
»Nein. Nur vielleicht.« Sie zog unter ihrem weißen Laborkittel die Schultern hoch. »Das Ganze ist nicht so einfach. Ich kann euch den Genpool nennen und euch sagen, ob jemand wahrscheinlich ein Treffer ist oder nicht. Irgendwie«, erklärte sie, »ist eure DNA bis in diese Gegend verteilt worden. Stell mal eine Vermutung auf«, forderte sie. »Wie könnte es dazu gekommen sein?«
Er hätte ihr gern ein Märchen erzählt. Damit es romantisch klang. Doch so war es nicht. »Die Herrschaften sind gelegentlich herunter auf die Erde gekommen.« Um zu vögeln und zu kämpfen. Oh ja, das Ganze hatte nicht viel mit Romantik zu tun, sondern war mehr so eine Art Landgang für einen Haufen Berserker aus dem Himmel.
Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, zog sie die richtigen Schlüsse. »Zur Fortpflanzung.« Sie sagte es, als handelte es sich dabei um eine Krankheit. Aber na ja, sie hatte auch gerade erst herausgefunden, dass sie das uneheliche Kind eines Mitglieds der Herrschaften war, das sich mit einer Menschenfrau eingelassen hatte. Da konnte er ihre Abneigung verstehen. »War das zu erwarten?«
»Nein. Meistens gab es keinen Nachwuchs.«
Sie tippte sich mit einem Finger an die Zähne und nickte langsam. »Unfruchtbare Verbindungen. Üblicherweise. Aber nicht immer. Das ist ja reizend, Zer.« Sie dachte nach. »Es muss aber mehr als nur ein paar vereinzelte Vorfälle gegeben haben. Eine solche genetische Veränderung – die tritt in Gemeinschaften auf. Unter Menschen, die über Jahrhunderte hinweg in nächster Nähe zusammengelebt haben. Zumindest so lange, dass sich diese Nähe in ihrer DNA widerspiegelt.«
Er verzog das Gesicht. »Offensichtlich ist es nicht unmöglich.« Moralisch gesehen erschienen ihm solche Verbindungen allerdings seltsam beunruhigend. Wie war es möglich, dass die Erlösung der Seelen seiner Brüder mit dem Fronturlaub ihrer Ahnen zusammenhing?
»Du kannst uns sagen, wer die Seelenverwandten sind, indem du dir ihre DNA anschaust«, wiederholte Zer.
»Das könnte ich, denke ich.« Sie zögerte und warf ihm dann den Fehdehandschuh hin. »Aber ich werde es nicht tun. Ich werde nicht für dich forschen, Zer.«
»Warum nicht?« Er klang hart und unerbittlich, nun kehrte er ganz den Anführer heraus. »Ich brauche diese Informationen, Nessa. Als ich dieses Labor für dich eingerichtet habe, bin ich davon ausgegangen, dass du für mich arbeiten würdest. Und jetzt möchtest du mich hinhalten?«
»Ich kann es nicht machen.« Sie sprach ganz leise und schnell.
»Das wirst du aber.« Er fragte sich, was in ihrem Kopf vorging. Vermutlich hätte er sich hineindrängen und es selbst herausfinden können. Stattdessen schlug er jedoch mit einer Hand auf den Tisch neben ihr, wodurch alle Glasgegenstände heftig erbebten und dadurch klirrten. Er wollte ihr nicht drohen.
Doch das würde er.
Diese Angelegenheit war viel zu wichtig. Da durfte er sich keine Gefühlsduselei erlauben.
»Okay … Ich werde es aber dennoch nicht tun.« Sie hob den Kopf und starrte ihn an. »Ich weiß zwar nicht, was du mit dieser Information anfangen möchtest, Zer, aber ich denke, einen ziemlich guten Tipp abgeben zu können. Sag mir, dass du nicht hinter diesen Frauen herjagen wirst, dass du nicht vorhast, sie hierherzuschleppen, um sie mit deinen Brüdern zu
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