Unsterbliche Sehnsucht
vom Bösen durchdrungen, aber trotzdem immer noch gefährlich, urteilte Cuthah.
»Eure Dienste. Zum Tausch dafür habe ich euch Seelen mitgebracht.« Er wartete ab.
»Nein.« Der Durst hatte dem Mann ein wildes Aussehen verliehen und alle Schönheit, die er einst besessen haben musste, vernichtet. Eine schon vor langer Zeit entstandene Narbe verlief über seine Wange, und der metallische Geruch von Blut, der auf versteckte frische Verletzungen schließen ließ, haftete an ihm. Cuthah nahm an, dass der Mann hungerte, doch dessen Blick war verschlossen und verriet nichts. Ganz anders als der Körper. Dieser sah angespannt und dünn aus, zu dünn. Wenn der Seelendurst den Gefallenen nicht vernichten würde, dann täte es der physische Hunger. »Ich will keine Seelen. Keiner von uns hier will die.«
»Du sprichst nur für dich selbst«, gab Cuthah zurück. Im Schutzgebiet gab es keinen Anführer, sondern nur die brutale natürliche Selektion. Würde er mehr Zeit haben, hätte Cuthah den Abtrünnigen wahrscheinlich umgebracht oder versucht herauszufinden, wer er einmal gewesen war. Aber mal ehrlich, warum sollte er sich mit so etwas befassen? Der Mann würde an diesem Ort nicht lange überleben. Das tat keiner von ihnen.
»Zum Trinken?« Eine andere kehlige, kratzige Stimme erklang, diesmal kam sie von links und übertönte den erbärmlichen Fluch des ersten Abtrünnigen. Dieses Exemplar scherte sich anscheinend weniger um ethische Fragen. Gut. Wie alle von ihnen war auch dieser neue Rekrut verloren. Ohne jeden Zweifel musste er ein gut aussehender Kerl gewesen sein, ehe er sich in der Schlacht im Himmel für die Seite der Verlierer entschieden hatte. Nun lag Gier in seinen Augen und er wirkte irgendwie getrieben.
Er war einfach perfekt für Cuthahs Zwecke.
Zum Glück konnte Zer nicht alle von seinen Männern kontrollieren. Und noch viel besser, dieser hier schien sich immer noch an den alten Verhaltenskodex zu halten. Was hieß: Solange er nicht dazu gezwungen war, tötete er nicht. Und genau diese Schwäche würde Cuthah so was von ausnutzen.
»Natürlich. Ich habe zwei Stück mitgebracht. Aber wenn du deine Flügel wiederbekämest, könntest du dich nur noch von Seelen ernähren. Du hättest Zutritt zu M City und würdest an all die köstlichen Menschen herankommen, die noch immer dort leben.«
In der Dunkelheit ertönte Geknurre, und Cuthah bemerkte, dass die dunklen Schatten um ihn herum näher kamen. Der Mann, von dem sein erstes Angebot abgelehnt worden war, schlich sich zwar davon, doch der Rest der Meute hatte ganz offensichtlich angebissen.
»Wo ist der Haken an der Sache?«
Die meisten von ihnen waren kaum mehr als Männer zu erkennen, die abtrünnige Seite in ihnen überwog, sodass sie kaum mehr tun konnten, als zu knurren. Das Schutzgebiet existierte bereits seit Hunderten von Jahren. Nach so langer Zeit blieb nicht viel von einem Mann übrig. Nichtsdestotrotz reichten sie noch für seine Zwecke.
»Es gibt keinen«, versicherte Cuthah seinen verborgenen Zuhörern. »Ich mache euch ein einfaches Angebot. Ihr habt euch dem Schicksal von Zer und den anderen Gefallenen angeschlossen – und seid tief gefallen. Ihr habt viel verloren – eure Flügel, eure Rechte und eure Kraft. Das alles kann ich euch zurückgeben. Zum Tausch dafür schwört ihr mir Treue. Ihr kämpft für mich, wann ich es sage, wie ich es sage.«
»Wir werden Ihre Leibeigenen sein.«
»Eine ziemlich mittelalterliche Sicht der Dinge, aber ja. Mein, mit Leib und Seele.«
»Und Sie können uns wirklich unsere Flügel wiedergeben?«
Es langweilte ihn, zu verhandeln, deshalb entschied sich Cuthah für eine Demonstration seines Könnens. »Du«, schnauzte er und deutete auf den ersten Freiwilligen, der noch immer im Licht stand.
Während er Magie durch seinen Körper fließen ließ, konzentrierte Cuthah sich auf den Gefallenen vor sich. Er hätte auch geschickter vorgehen können, sah aber keinen Sinn darin. Diese Kerle wollten eine dramatische Vorführung, also ließ er Magie durch die Luft schießen und als gleißend hellen Strom aus Licht und Klängen über den Boden rinnen. Schließlich traf die Energie den Gefallenen, der einen tiefen, nahezu animalischen Schmerzensschrei ausstieß. Cuthah erhöhte das Magielevel, und der Mann krümmte sich, während sein Körper in die Luft gehoben wurde. Das primitive Geknurre der Schattengestalten um ihn herum schwoll an.
Jetzt!
Cuthah setzte die Energie frei und die Magie floss von der
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