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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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seinen Augen lag ein geheimnisvolles Versprechen, doch im Moment brauchte sie genau das: Trost.
    Es kam ihr so vor, als ginge es ihm ebenso, während ihr die Lider vor Müdigkeit bereits ganz schwer wurden. Mit einer Hand zog er die Samtdecke über sie beide, die sich schwer auf ihre Körper senkte. Um sie herum gingen flackernd die Kerzen aus. Dieser Anführer der Gefallenen, der Herr, fühlte sich ebenso einsam wie sie selbst. Doch sie würde nicht den Fehler begehen und annehmen, dass ihn das schwächte oder dass er gar nicht so ein Mistkerl wäre. Er würde seine Forderungen aufrechterhalten, aber vielleicht konnte sie zumindest das zulassen, was er ihr gegenwärtig anbot. Und vielleicht, aber nur vielleicht, würde sie zu verhindern wissen, dass sie später den Preis dafür zahlte.

9
    Gott, wie er es genoss, die Gefallenen zu rekrutieren und die damit einst so unbestechlichen Herrschaften zu korrumpieren. Er liebte diesen fast schon sinnlichen Rausch, den er erlebte, wenn er sie verführte – einen nach dem anderen. Er manipulierte sie zu seinen Zwecken, indem er ihnen geheimnisvolle Versprechungen machte, ihnen Macht und Vergnügen in Aussicht stellte. Er hatte den Männern zugesagt, ihnen ihre Flügel zurückzugeben, damit die ganze Welt endlich erführe, dass diese Mitglieder der Herrschaften sich wieder auf dem Pfad der Tugend befanden.
    Einige von ihnen hatten ihm geglaubt.
    Diese Narren …
    Ein kaltes Lächeln erschien auf Cuthahs Gesicht, das schon viele als attraktiv bezeichnet hatten. Doch gutes Aussehen hin oder her, es stellte bloß eine weitere Waffe dar. Nun sog er die bitterkalte Luft ein, die durch seine mächtigen Schwingen strömte, und jeden kräftigen Flügelschlag begleitete ein betörendes Rauschen.
Dort!
Er gab seinen Soldaten ein Zeichen und fuhr hinunter zum Boden, der förmlich auf ihn zuzustürzen schien. Offen gestanden wusste er nicht, wie die Gefallenen so lange ohne ihre Flügel überlebt hatten. Trotzdem war er dankbar dafür, denn so gestaltete es sich lächerlich einfach, sie zu verführen.
    Denn bei Gott, die Abtrünnigen taten alles, um ihre Flügel wiederzubekommen, verkauften ihm sogar die kümmerlichen Überreste ihrer Seelen. Gewissenhaft suchte er die postapokalyptische Landschaft ab, die sich unter ihm erstreckte. Die Mauern des Schutzgebiets ragten unheilvoll leuchtend auf, ihre magischen Bereiche glitten unter ihm dahin.
    Er selbst brauchte nicht durch sie hindurchzugehen, sondern konnte einfach darüberschweben.
    »Landet hier«, befahl Cuthah, und die Männer, die mit ihm flogen, gingen sofort tiefer, hüteten sich davor, zu zögern, auch wenn der Boden unter ihnen felsig und karg war und sie durch die Last, die sie mit sich trugen, behindert wurden. Bei den hier eingekerkerten Abtrünnigen handelte es sich um billige Huren, die sich an jeden verkauften, der es sich leisten konnte. Er mochte sie nicht und setzte sie nur äußerst ungern ein, doch er musste eine Armee zusammenstellen, und dann würde er die Hoffnung der Gefallenen auf Erlösung endgültig zunichtemachen.
    Als er seine Füße auf den Boden setzte, klappte er seine Flügel zusammen. Er hätte sich zwar auch in eine menschliche Gestalt wandeln können, doch er wollte die in den Schatten lauernden Abtrünnigen daran erinnern, was sie verloren hatten. Im Gehen zog er seine Feuerklingen aus den Scheiden auf seinem Rücken, während hinter ihm seine Offiziere landeten.
    »Alles ist vorbereitet.« Hesath sah ihn nicht an, sondern eilte nur voraus.
    Das wollte er ihnen auch geraten haben. Cuthah verschränkte die Arme vor der Brust, blieb stehen und wartete. Die Feuerklingen wirkten wie ein intensives Leuchtfeuer in der Dunkelheit – die Abtrünnigen konnten nicht anders, als sich zu nähern. Darauf setzte er. Das Schutzgebiet war eine magische Einöde, ein Gefängnis, das man einzig und allein als Verwahrungsort für jene abtrünnigen Gefallenen geschaffen hatte, die nur nach
einem
lechzten …
    … Seelen.
    Sie würden buchstäblich wie die Motten zum Licht strömen.
    Er verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. Trotz allem hatte er kein Verlangen danach, länger an diesem Ort zu bleiben als unbedingt nötig. Er schaute über seine Schulter zu seinem Stellvertreter. »Hast du es verkündet?«
    »Genauso, wie Sie es befohlen haben, Herr.« Mit den Augen suchte der Offizier beständig die tiefen Schatten um sie herum ab, wobei er den Griff seines Messers dermaßen fest umfasst hielt, dass die

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