Unsterbliche Sehnsucht
hielt sie denn den Atem an?
»Im Recht?« Mit Leichtigkeit erklomm er trotz der schweren Lederkluft auch die letzten Stufen. »Wer kann das schon beurteilen? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Mach dir darüber keine Gedanken.«
Das tat sie aber. Immerhin bat er sie darum, den Bad Boys des Himmels zu vertrauen.
Nael musterte sie und ganz eindeutig entging ihm nicht, dass ihr die Zweifel förmlich ins Gesicht geschrieben standen. »Er ist es wert, für ihn zu kämpfen, Nessa St. James. Zer ist ein guter Kerl.«
»Meinst du?« Sie sagte es leichthin, konnte es sich jedoch nicht verkneifen, erneut die dunklen Ecken des Clubs abzusuchen.
»Da bin ich mir sicher.« Der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich. »Ich habe geschworen, ihn zu beschützen. Ihm zu dienen. Ich
kenne
ihn. Er hat viel mehr verdient als das hier – und du kannst ihm helfen. Ich nicht.« Er schaute sie eindringlich an. »Du kannst es«, wiederholte er. »Hattest du schon einmal richtig Durst, Nessa?« Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, fuhr er fort, es ihr zu erklären. »Wenn es hinten im Hals kratzt und sich dein Körper nach etwas Flüssigkeit sehnt, nach etwas Kühlem, um die Hitze zu lindern. Stell dir vor, wie dieses Verlangen immer größer wird, bis es schon anfängt wehzutun und du an nichts anderes mehr denken kannst, als einen Zug zu nehmen. Ein winziger Schluck würde schon ausreichen. Nur so viel, um deine Kehle zu befeuchten und dich die nächsten paar Sekunden überstehen zu lassen, eine weitere Minute.«
Sie wussten beide, dass er nicht von Wasser sprach. »Es würde nicht genügen«, bemerkte sie.
»Nein.« Für einen Augenblick spiegelte sich eine ungewohnte Gefühlsregung auf seinem Gesicht wider, doch dann setzte er wieder die Maske des Playboys auf. »Ein Schluck, eine Kostprobe von der süßen Flüssigkeit reicht nicht. Wir sind süchtig und können nie genug bekommen. Wir selbst haben keine Seelen mehr, nicht mehr. Deshalb jagen wir unermüdlich nach einem Ersatz und suchen nach einem Weg, diesen brennenden Durst zu löschen.«
Aber dafür konnte sie nichts, und deshalb sollte sie sich von Nael auch kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Dennoch ließen seine Worte sie nicht kalt, die heftigen Ausführungen brachten ihren inneren Schutzwall zum Einstürzen.
»Er muss diesen Durst Tag für Tag ertragen. Du könntest diesen Zustand beenden. Ein für alle Mal.«
»Wie?«
»Wie?« Ein wilder, animalischer Ausdruck trat in seine Augen. »Du musst dich mit ihm verbünden, Nessa. Mit Leib und Seele. Lass ihn an dich heran. Du liebst ihn doch.«
Zer hatte recht. Das Bündnis konnte man nicht erzwingen oder mit einer Klinge einfordern. Doch zum Glück für sie beide steckte in Nael ein meisterhafter Verführer. Darin war er gut. Also gab er alles, um Nessa St. James mit Worten zu verführen – er sagte ihr, wie einsam und traurig Zer sich fühlte und dass Hoffnung bestand, ihn zu retten. Nael kannte sich mit Frauen aus. Und Nessa wollte diesen Mann eindeutig, war aber sauer auf ihn, weil er sie in diese Zwangslage gebracht hatte. »Sollte Zer etwas anderes denken, irrt er sich. Aber du bist die Einzige, die ihm das klarmachen kann. Du musst zu ihm gehen.«
Du musst dich mit ihm verbünden!
Nael ließ sie los und betrat das Podest, eine Hand auf der Klinke, bereit, die Tür zum Balkon aufzuziehen. Der dicke Teppichboden schluckte das Geräusch seiner Schritte. Als Nessa schließlich zögerlich neben ihn trat, hielt er ihr ihre Schuhe hin. Die unglaublich femininen roten Stilettos baumelten an seinen Fingern. »Nimm die hier. Heiz ihnen höllisch ein.«
Es wird himmlisch für sie sein.
»Du wirst ihn schon dazu bringen, dir zuzuhören.«
Sie starrte ihn an. »Er wird mir zuhören?«
»Schnell«, drängte er, ging neben ihr auf die Knie und schob ihre nackten Füße in die High Heels. Als er dabei ihre Knöchel umfasste, konnte er die angenehme Wärme ihrer Haut spüren.
Glaub mir.
»Er braucht dich. Du kannst ihn retten, Nessa.«
Sie befeuchtete ihre plötzlich ganz trocken gewordenen Lippen. Was, wenn sie Zer gar nicht retten wollte? Nael schien an ihrem Blick erkannt zu haben, wie unschlüssig sie war, denn er streckte eine Hand nach ihr aus. Als sie einen Schritt zurücktrat, ließ er den Arm wieder sinken.
»Er will mich nicht. Und ich bin kein kleines Gastgeschenk, das man an seine Freunde übergibt.«
Sie war für diesen ganzen Mist hier zu besonders. Für einen kurzen Augenblick erfasste Nael Wut auf
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