Unsterbliche Sehnsucht
wegen irgendetwas – irgendjemandem – richtig aufgebracht. Als er Nael befohlen hatte, sicherzustellen, dass sie sich zeigte und bereit war, ihre Wahl zu treffen, hatte er zwar gesagt, ihm sei jedes Mittel recht. Aber nun fragte Zer sich, ob er nicht doch genauere Anweisungen hätte geben sollen.
Sie hatte es eindeutig auf ihn abgesehen, und er wusste nicht einmal, warum.
»Ja, Frau Professorin«, entgegnete er gedehnt. Gedämpfte Geräusche wurden von den versammelten Gefallenen laut, eine Symphonie aus knarzendem Leder und klirrendem Stahl. »Das hier ist dein Hofstaat. Sie alle warten auf dich. Such dir einen meiner Brüder aus und er wird richtig gut zu dir sein.«
Sie kniff ihre dunklen Augen zusammen. Zer starrte zu ihr hinauf und versuchte, durch bloße Willenskraft zu erzwingen, dass sie Folge leistete.
»Mal sehen, ob ich das wirklich richtig verstanden habe«, begann sie und ging auf dem kleinen Balkon vor und zurück. Wie sie sich dabei in den Hüften wog, versprach heißen, leidenschaftlichen Sex. Ein Mann konnte sich im Anblick ihres Körpers verlieren, doch es war der Duft ihrer Seele, ihre köstlich verlockende Aura, wegen der sich alle im Raum zu ihr vorbeugten. Zer verkniff sich ein Knurren.
Konzentrier dich!
»Du möchtest, dass ich einen von euch auswähle«, fuhr sie fort. Sie ließ ihren stechenden Blick durch den Raum schweifen, und er hätte schwören können, dass die Temperatur im Club anstieg. »Nur einen von euch. Egal wen.«
Nicht ganz. Zum Teufel noch eins, er hoffte, dass sie sich Vkhin oder Nael aussuchen würde, denn er wusste, wie sehr der Seelendurst den beiden zusetzte. Tot oder eingesperrt im Schutzgebiet – egal, ihnen allen war klar, dass keiner der anwesenden Männer Zeit zu verlieren hatte. Und dennoch … »Du entscheidest«, bestätigte er. »Hör auf, darüber zu reden, und triff lieber eine Auswahl.«
Ihr Lächeln gefiel ihm gar nicht.
»Ein Gefallen«, sagte sie. »Zum Tausch für eine Seele.«
»Genau. Du musst einen nach dem anderen aufrufen, oder hast du den Richtigen schon entdeckt?«
Er musste wissen, wen sie gewählt hatte, wollte sie in den Armen seines Bruders sehen. Dann wäre seine Arbeit hier getan, es sei denn, der Bruder wünschte, dass er Zeuge des Bündnisses wurde. Oh Mann, er hoffte, er würde nicht darum gebeten werden.
»Okay.« Sie trat ans Geländer, lehnte sich vor und legte die Arme darauf. »Ich habe meine Wahl getroffen.«
Widerstreitende Gefühle tobten in ihr und machten jedes logische Abwägen unmöglich. Etwas in ihr wollte die Tür in ihrem Rücken hinter sich zuschlagen und »Seiner Hochwohlgeborenheit« sagen, wohin er sich seinen teuflischen Pakt schieben konnte. Er durfte sie schließlich nicht dazu zwingen.
Doch sie war von brennendem Verlangen erfüllt und geriet deshalb immer wieder ins Schwanken.
Selbst beim Tanzen hatte sie nur Augen für Zer gehabt, von dem sie beobachtet worden war. Und sie konnte an nichts anderes mehr denken als an die Szene im Fahrstuhl. In seinen Armen hatte sie sich so gut gefühlt. War es jemals zuvor so aufregend gewesen? Würde sie der Anziehungskraft zwischen ihnen wirklich widerstehen können?
Nein zur Hölle!
Erneut kniff sie die Augen zusammen. Er hatte ihr erklärt, dass alle Gefallenen Verbündete finden mussten. Also würde sie ihn nehmen, zumal Nael davon ausging, er werde ihr aus der Hand fressen. Außerdem hatte sie es langsam satt, allein zu sein. Sie würde ihn wählen und dabei zusehen, wie es ihm wohl gefiel, wenn sein ganzes Leben plötzlich kopfstand. Mit diesem Schachzug in ihrem kleinen erotischen Kampf rechnete er ganz bestimmt nicht.
»Du«, sagte sie.
Alle Anwesenden sogen scharf die Luft ein, die Menge glich dem Wasser in einer Bucht kurz vor einem Tsunami, wenn sich die Küstenlinie zurückzog und Wrackteile, Felsen und andere versunkene Teile offenbarte, die schon seit langer Zeit im Meer verborgen lagen.
Zer erstarrte. Oh ja, er konnte es genauso wenig leiden, gejagt zu werden.
»Ich wähle
dich
«, bekräftigte sie.
Ruckartig hob er den Kopf und richtete seinen eiskalten Blick auf sie. Die Situation hätte ihr Angst machen sollen. Schließlich forderte sie gerade das größte Raubtier im ganzen Raum dazu auf, sich an ihr satt zu fressen. Doch verflucht noch einmal, es fühlte sich kein bisschen falsch an. Also wiederholte sie ihre Worte. »Ich wähle dich, Zer. Du möchtest, dass ich mir einen Verbündeten nehme – und ich entscheide mich für dich.«
Sie
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