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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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seinen Herrn, der knapp davorstand, sich sein nahezu unsterbliches Leben zu verkorksen. Noch während er gegen das Gefühl ankämpfte, suchte Nael nach Worten. »Dann zeig ihm, dass er sich täuscht, Süße. Zeig ihm, dass er vor
dir
nicht davonlaufen kann.«
    Sie schloss einen Moment lang die Augen und riss sie dann unvermittelt wieder auf. »Und zu welchem Preis?«
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Wade und löste seine Lippen nur widerwillig wieder von ihrer Haut. »Du bist in der Position, es dir leisten zu können, Süße. Dafür wirst du Zer dann genau da haben, wo du ihn haben möchtest. Er wird dir aus der Hand fressen.«
    Zer war ein mächtiges Raubtier, das niemand wirklich zu zähmen vermochte. Doch durch sie gab es die Hoffnung, etwas zu bewirken, und für diese Chance wollte Nael alles geben. Wenn Nessa St. James seinen Herrn tatsächlich retten konnte, dann würde Nael verdammt noch einmal dafür sorgen, dass sie es auch tat.
    Er erhob sich anmutig, trat einen Schritt zurück und machte die Tür auf.
    Auch ohne das stumme Vibrieren seines Videofons hätte Zer gewusst, dass es Mitternacht war. Im Club herrschte eine angespannte Atmosphäre, eine erwartungsvolle Stille setzte ein, und die Tänzer traten zur Seite, um den Weg freizugeben. Über ihm schritt Nessa St. James auf den Balkon und hielt sich an dem Geländer aus Glas und Chrom fest. Stumm starrte sie hinunter auf seine Brüder und wirkte wie eine lebendige, tiefrote Flamme. Das scharfe knappe Korsett umschloss ihre Brüste wie ein Liebhaber. Zer verspürte das brennende Verlangen, neben ihr zu stehen und mit den Fingern über die sich hebende und senkende Haut streichen. Er wollte sie beruhigen und sie gleichermaßen erregen.
    Mitternacht. Es war an der Zeit für sie, einen anderen zu wählen.
    Zer zwang sich, den Blick von ihr zu lösen, und schaute in die Menge. Einem seiner Brüder würde gleich Erlösung gegeben. Mit kalter, unnachgiebiger Miene und vor der breiten Brust verschränkten Armen beobachtete Vkhin die Szenerie. Der Bruder versperrte den weg zu der Treppe, die Nessa kurz zuvor hinaufgegangen war. Nur ihr Verbündeter würde nun noch dort hochkommen. Der glückliche Mistkerl …
    Zer verdrängte den Gedanken daran.
    Wenn Nael seinen Job erledigt hatte, war sie nun bereit. Sie wusste, was die Gefallenen ihr bieten konnten. Und die Aussicht darauf, dass ein Traum für sie wahr werden würde, müsste verlockend genug gewesen sein. Wie auch immer dieser genau aussehen mochte. Rein theoretisch könnte sie nun auch verlangen, zur Tür hinausspazieren zu dürfen. Er hatte zwar nicht vor, sie gehen zu lassen, ehe sie ihm – ihnen – gab, was sie wollten und brauchten. Trotzdem kostete er den Anblick ihrer Haare und ihrer Augen bewusst ein letztes Mal aus. Sie war wie ein leckeres Stück Schokolade, das unbedingt ausgepackt werden musste. Gott, der Bruder, der sie bekam, durfte sich glücklich schätzen.
    Ihr schön gerundeter Busen hob und senkte sich – welch weibliche Verlockung, eingerahmt von der blutroten Korsage. Egal, was ihr gelassener Gesichtsausdruck zu verraten schien, Nessa St. James war weder ruhig noch gefiel ihr die Lage, in der sie sich gerade befand. Sie war wie flüssiges Wachs, das nur noch entzündet werden musste. Und zwar durch den richtigen Mann.
    Er schritt auf die leere Mitte der Tanzfläche zu. Die Gefallenen um ihn herum zeigten ihm den Respekt, der ihrem Herrn gebührte, und machten ihm sofort Platz. Ihre Anerkennung hatte er zwar nicht verdient, doch für einen von ihnen würde er nun alles wieder in Ordnung bringen.
    »Nessa St. James.« Genau in der Mitte blieb er stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte zu ihr hoch. Er hatte diese abwehrende Haltung eingenommen, um seine Verkündung zu machen.
    »Wähle!«
    Er machte keine großen Worte, sondern fand, dass die Aufforderung genügte.
    Vierhundert Gefallene gafften sie an. Einer von ihnen musste der Richtige für sie sein.
    Doch statt sich seine Brüder anzuschauen, sah sie zu ihm herunter. Obwohl sie sich dabei mit einer Hand am Geländer festklammerte, schien sie nicht nervös zu sein. Nein, sie wirkte vielmehr wütend, war richtig sauer. Und zwar auf ihn. Zer kniff die Augen zusammen und suchte nach Nael, doch der Bruder verschmolz wie gewohnt mit der Dunkelheit.
    »Du möchtest, dass ich wähle?« Sie sprach kühl und gelassen, kehrte die Professorin heraus, doch ihm entging nicht der leise, heisere Klang ihrer Stimme. Oh ja, sie war

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