Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
wie es wäre, jahrhundertelang Geige zu spielen.
Wann würde es aufhören, ihr Freude zu machen? Hatte Patrick dasselbe erlebt?
Hatte auch er seine Passion verloren? Der Gedanke machte sie traurig.
»Was
für ein Problem?«, fragte sie.
»Nun,
Vampire und Menschen passen nicht zusammen. Ich meine damit, sie können keine
Kinder miteinander zeugen.«
Ein
Pfeil bohrte sich in Violets Herz. Sie konnte keine Kinder von Patrick
bekommen? Aber wieso kümmerte sie das überhaupt? Beinahe hätte sie traurig
aufgelacht. Es zerriss ihr das Herz, dass sie mit einem Mann, der sie hasste,
keine Kinder haben konnte?
»Und
warum ist das ein Problem?«, erkundigte sie sich.
»Weil
wir erst mit fünfhundert Jahren zeugungsfähig werden. Und die meisten von uns
haben sich zu dem Zeitpunkt bereits das Leben genommen.«
Violet
wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich die Bluttrinker - oder
Vampire - immer als stark, als unbesiegbar vorgestellt. Dabei waren sie eine
fragile Spezies, ebenso fragil wie Menschen.
»Unsere
Spezies stirbt aus«, fuhr Patrick sachlich fort. »Seit Jahrhunderten warten wir
auf die Ankunft der Auserwählten, einer Spezies, die mit Vampiren Kinder zeugen
kann, Kinder, die unsere Fähigkeiten besitzen, aber von der Blutlust befreit
sind. Wesen, die sowohl mit Vampiren als auch mit Menschen Kinder zeugen
können. Das Bindeglied, das uns alle wieder vereint.«
Violet
begriff. »Und Prinzessin Belanow ist diese Auserwählte.«
»Ja.
Und deshalb wollen diese sogenannten ›Wahren Vampire‹ ihren Tod. Sie ist unsere
Zukunft, sie kann uns wieder vereinen, aber Daniel und seine Jünger haben
andere Pläne. Sie streben die Weltherrschaft an. Die Unterdrückung der
Menschheit und die Gewaltherrschaft der Vampire.« Patricks Stimme bebte vor
Zorn. »Sie wollen einen Krieg entfachen, der Jahrhunderte dauern wird. Aber wir
werden sie aufhalten.«
Violet
hatte keinen Zweifel daran. »Ich werde helfen, so gut ich kann«, versprach sie.
Er
schwieg eine ganze Weile.
Schließlich
sagte er leise: »Ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst.«
Sie
versuchte, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Aber ich muss. Ich
muss helfen.«
Patricks
Duft wurde stärker. War er näher gekommen? Sie konnte es nicht hören, weil ihr
das Blut in den Ohren rauschte.
»War
alles nur Verstellung, Violet?«, flüsterte er.
Violets
Augen füllten sich mit Tränen, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie spürte seine
Körperwärme; er schien direkt vor ihr zu stehen. Sie schüttelte den Kopf: Nein,
natürlich nicht.
»Ich
dachte, ich wüsste, was du für mich empfindest. Aber jetzt weiß ich gar nichts
mehr.«
Violet
stemmte sich zitternd aus dem Sessel. Zögernd streckte sie die Hände aus und
berührte sein Gesicht. Das letzte Mal, als sie sein Gesicht berührte, hatte sie
kurz zuvor ihr Messer aus seiner Brust gezogen. Der Gedanke daran war so
schmerzhaft, dass sie ihn sofort wieder verdrängte.
Es
spielte keine Rolle, ob er sie hasste oder nicht. Er musste erfahren, was sie
für ihn empfand, selbst wenn sie ihr Herz dafür entblößen musste.
Eine
Träne rollte über ihre Wange, an Nase und Mundwinkel vorbei, blieb zitternd an
ihrem Kinn hängen und tropfte dann auf ihre Brust. Sie beugte sich vor und
drückte ihre Lippen auf seine Wange. Er stand reglos vor ihr, tat aber nichts,
um sie abzuwehren. Ihre Finger vergruben sich in seinem Haar, ihre Lippen
fanden die seinen.
Zunächst
reagierte er nicht, dann jedoch stieß er einen Seufzer aus, schlang die Arme um
sie und zog sie an sich. Der Geruch nach Blut erfüllte sie, als er sie küsste
und seine Zunge in ihren Mund drang. Sie schmiegte sich enger an ihn, wollte
ihm alles geben, was sie zu geben hatte und mehr.
»Du
sollst es sehen«, flüsterte sie, »mit deinem eigenen Geist. Komm und lies meine
Gedanken.«
Violet
spürte, wie er sich sanft in ihren Geist schob. Sie öffnete sich. Er sollte
sehen, wie sehr sie ihn begehrte, wie sehr er sie erregte. Wie sehr sie ihn
liebte.
Ich liebe dich, dachte sie, bitte verzeih, dass ich dir wehgetan habe.
Patrick
brach den Kuss ab und hob sie auf seine Arme. Dann ging er mit ihr in sein
Schlafzimmer hinauf. Und dort, in der Dunkelheit, zeigte er ihr, dass er sie
ebenfalls liebte.
35. Kapitel
Prinzessin
Belanow und ihr Bruder sind eingetroffen, Mylord«, verkündete Mrs. Devon durch
den Türspalt und entfernte sich wieder. Patrick legte die Feder beiseite und
streichelte Bess, die leise schnurrend auf
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