Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
ich
hätte den ganzen Abend noch nicht getanzt. Es hat sich einfach kein passender
Partner gefunden.«
Das
stimmte. Violet hatte tatsächlich den ganzen Abend noch nicht getanzt, aber das
lag mehr an ihrer Nervosität als an einem Mangel an willigen Tanzpartnern.
»Das
ist kaum zu glauben, Lady Violine. Wenn Sie vielleicht mir die Ehre erweisen
würden...? Ich würde mich wahrhaftig glücklich schätzen!« Daniel hob ihre
behandschuhte Hand an die Lippen.
Violet
strahlte so überzeugend sie konnte und ließ sich von Daniel auf die Tanzfläche
führen, nachdem dieser sich bei der Prinzessin empfohlen hatte.
Violet
musste ein Schaudern unterdrücken, als er den Arm um sie schlang und mit ihr zu
tanzen begann.
»Ich
gestehe, ich bin beeindruckt«, verkündete er wie nebenbei.
»Ach
ja?« Sie versuchte, seinen lockeren Ton zu imitieren.
»Es
überrascht mich nicht, dass Sie es geschafft haben, aus der Hütte zu entkommen.
Aber dass Sie sie so schnell übertölpelt haben, ist doch erstaunlich.«
War
er misstrauisch? Violet musste ihre aufsteigende Panik gewaltsam unterdrücken.
Sie holte tief Luft. Daniels moschusartiger Geruch drang ihr in die Nase, vermischt
mit Blut, Schweiß, verschiedenen süßlichen Parfüms und Zitrone: ein beliebtes
Mittel bei den Damen, die um ihre blütenweiße Haut besorgt waren.
»Es
war leichter als erwartet«, räumte sie ein. Um ihn von weiteren Fragen
abzulenken, fügte sie rasch hinzu: »Wie lange muss ich noch warten?«
Er
schwieg. Hatte sie einen Fehler gemacht?
Ein
plötzlicher Kopfschmerz verriet ihr, was er zu tun versuchte. Violet
konzentrierte sich: Dunkelheit, Leere, das Hier und Jetzt verblasste. Sie
suchte Zuflucht bei ihrem alten Hass. Ich werde ihn
töten. Ismail wird büßen. Es fiel ihr leichter, als sie gedacht hätte.
Sie dachte an ihr Messer, dachte an das Blut an ihren Händen.
Der
Schmerz verklang, zurück blieb Frieden.
»Heute
in sechs Tagen werden Sie eine Nachricht erhalten. Keine Sorge, wir werden
sicherstellen, dass Lord Bruce nicht anwesend ist«, erklärte Daniel.
Violet
nickte.
»Ich
kann mir vorstellen, wie schwer es für Sie sein muss, in diesem Haus zu
wohnen.«
»Ja.
Ich kann's kaum abwarten, dort wegzukommen«, pflichtete sie ihm in einem, wie
sie hoffte, ausreichend angeekelten Ton bei.
Daniel
zog sie enger an sich; ihre Brüste wurden an seinen Smoking gepresst. »Sie
werden feststellen, Lady Violine«, flüsterte er, »dass Vampire weitaus bessere
Liebhaber sind als Menschen. Ich überlege, ob ich Ihnen nach Patricks Tod nicht
einen Platz in meinem Bett einräumen soll.«
Violet
geriet ins Stolpern und wäre hingefallen, wenn Daniel sie nicht aufgefangen
hätte.
»Wie
nett«, bemerkte sie höflich.
»Ja«,
stimmte Daniel zu, »ich bin nun mal ein netter Mann.«
»Darf
ich?«, unterbrach Patrick ihr Gespräch. Violet konnte nur mit Mühe einen
Seufzer der Erleichterung unterdrücken. Sie spürte, wie Daniel sich versteifte,
doch dann ließ er sie los.
»Selbstverständlich,
Lord Bruce.«
Kurz
darauf tanzte Patrick mit ihr von Daniel fort, und ihr Puls beruhigte sich
wieder.
»Alles
in Ordnung?«, erkundigte sich Patrick sichtlich besorgt.
Sie
nickte. »Das Treffen findet in sechs Tagen statt.« Auf einmal wollte sie nichts
weiter als fort von diesem Ball.
»Würdest
du mich nach Hause bringen?«
Patrick
drückte ihre Hand, während er sie herumwirbelte. »Natürlich. Du kannst ein
heißes Bad nehmen, und dann setzen wir uns vor den Kamin im Schlafzimmer, und
ich werde dir vorlesen.«
Bei
dieser Vorstellung wurde ihr ganz warm und wohlig zumute. »Und Bess darf auch
dabei sein«, sagte sie lächelnd.
»Und
Bess darf auch dabei sein«, bestätigte Patrick und streichelte mit dem Daumen
ihre Hand.
36.
Kapitel
Wie
kannst du nur so früh schon was essen?«, erkundigte sich Mikhail mürrisch, als
er Patricks Frühstückszimmer betrat.
Patricks
Stimmung war ebenfalls nicht die beste. »Tatsächlich ist es relativ einfach.
Nimm eine Scheibe Toast vom Tisch da drüben, und fang an zu kauen«, erwiderte
er.
Mikhail
hob die Braue und setzte sich neben den schweigsamen Ismail an den Tisch. Er
gab einem Pagen einen Wink, ihm eine Tasse Tee einzuschenken.
»Stimmt
was nicht?«, erkundigte er sich unschuldig.
Patrick
warf einen Blick auf den Osmanen, der aussah, als würde er gleich losplatzen.
War er hier der Einzige, der begriff, wie groß die Gefahr war, die von den
Wahren Vampiren ausging?
»Ich
glaube nicht, dass dem
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