Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12
habe das
Messer in Notwehr nach ihm geworfen.
Patrick
verzog bei dem Gedanken an Daniels kaum verhohlene Genugtuung das Gesicht. Der
Kerl hielt ihn für einen gutgläubigen Trottel, so viel war klar. Um den Schein
aufrechtzuerhalten, hatte Patrick auch Daniel schwören lassen, nichts von dem
Vorfall zu verraten.
Applaus
ertönte, als Angelicas und Violets Musikstück zu Ende ging. Weiß behandschuhte
Kellner gingen mit Silbertabletts herum und servierten Champagner. Die
Musikerinnen tauschten sich leise flüsternd aus und begannen erneut zu spielen.
Patrick, der beobachtete, mit welcher Zuneigung sich die beiden anlächelten,
konnte fast glauben, dass nichts passiert war, dass der Vorfall auf dem Ball,
die Gefangenschaft von Violet, dass das alles nur ein böser Traum gewesen sei
und dort vorne seine Violet stand und engelsgleich wie immer auf ihrer Geige
spielte.
»Das
Schicksal hat sie zu dir geführt, mein Freund«, erklärte Ismail, »die Gründe
dafür sind unwichtig. Es ist keine Schande, eine gute Frau zu lieben.«
»Nicht
jetzt, Ismail«, knurrte Patrick. Er wollte nicht an sie denken, wollte nicht
fühlen, was er fühlte, nie wieder. Warum ließ ihn der Osmane nicht einfach in
Ruhe?
»Sie
liebt dich, Highlander. Keiner von euch wird Frieden finden, ehe du dir das
nicht eingestehst.«
Huzur. Sein bester Freund versprühte mal wieder Mystizismen. Patrick versuchte, Ohr
und Herz davor zu verschließen. Sein Blick ruhte auf Violet in ihrem schlichten
lila Tageskleid, die Geige unterm Kinn. Sie war ganz in ihre Musik versunken,
und er... er spürte ihren Sog und wehrte sich dagegen. Er liebte sie noch
immer, und das machte ihn zum größten Narren, den es gab.
Er
hatte, ebenso wie die anderen, in ihren Geist geblickt. Und wie Ismail und
Angelica glaubte auch er, dass man sie nicht wirklich verurteilen konnte.
Jeder, aber auch jeder Einzelne von ihnen hätte ebenso gehandelt wie sie. Ihre
Gefühle waren verständlich. Nein, sie würden sie nicht für ihr Handeln
verurteilen, das wusste er jetzt. Sie war keine Jägerin. Sie war eine Frau, die
Schlimmes durchgemacht hatte und stärker daraus hervorgegangen war als zuvor.
Wenn
überhaupt, dann liebte Patrick sie jetzt noch mehr als zuvor. Aber das änderte
nichts an der Tatsache, dass sie ihn betrogen hatte. Selbst wenn sie einen
guten Grund dafür gehabt hatte. Logik hatte nichts damit zu tun. Er war ein
Werkzeug für sie gewesen, ein Mittel zum Zweck.
Sie
liebte ihn nicht.
»Sie
liebt mich nicht. Sie hat mich ausgetrickst.«
»Du
bist ein Dickschädel«, flüsterte Ismail, der das Konzert nicht stören wollte,
zornig. »Das ist es also, was dir zu schaffen macht? Dein verletzter Stolz?
Weil du nicht über alles Bescheid gewusst hast, was vorgeht? Davon lässt du
dich blind machen für das, was dein Herz sieht?«
Der
Vorwurf traf sein Ziel; Patrick zuckte innerlich zusammen. Ja, sein Stolz war
verletzt worden, diese Frau hatte ihn blind
gemacht. Er, der sich etwas auf seinen scharfen Verstand einbildete, hatte sich
von ihrer Schönheit, ihrer vermeintlichen Reinheit blenden lassen...
War
alles nur Schauspielerei gewesen? Die Küsse Berechnung, nicht mehr? Er konnte
es nicht ganz ausschließen. Wie sollte er ihr je wieder vertrauen?
»Wir
haben beide ihre Gedanken gelesen, Türke. Was hast du gesehen, was mir
entgangen ist?«
Ismail
legte Patrick die Hand auf die Schulter und blickte seinen Freund mitfühlend
an. Das Musikstück endete, und die Zuhörer applaudierten.
»Ich
sah kalb-i-muztarib, eine gequälte Seele.
Aber mein Herz sah auch eine verwandte Seele.«
Patrick
verstand nicht, was sein Freund meinte, verzichtete aber darauf, ihn um eine
Erklärung zu bitten. Die Gäste erhoben sich. Es wurde spät, und er hatte noch
etwas zu erledigen.
Er
trat vor, als Angelica und Violet inmitten einer Traube bewundernder Gäste auf
ihn zukamen.
»Einfach
atemberaubend, wie immer«, sagte er lächelnd zu den beiden. Er war froh zu
sehen, wie entspannt Angelica wirkte. Ihr Haus wurde jetzt, da sie wussten,
dass Daniel einen Anschlag plante, noch schärfer bewacht. Die loyalen
Clansleute hatten sich als Dienstboten und Nachbarn verkleidet, um die Wahren
Vampire nicht auf die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen aufmerksam zu machen.
Dennoch war Angelica beunruhigt, wie Patrick wusste. Sie war schwanger, und ihr
Bedürfnis, ihr ungeborenes Kind zu beschützen, war verständlicherweise sehr
stark.
»Danke,
Patrick«, erwiderte Angelica lächelnd. Violet sah
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