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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Dorking.
    »Was würdest du denn gerne machen?«, fragte Stella Sam. »Wir haben den ganzen Nachmittag zur Verfügung. Vielleicht das Schloss in Guildford? Oder doch lieber ein Einkaufsbummel? Schlag was vor.«
    Sam überlegte kurz. Er hatte Dad versprochen, keinem zu sagen, dass er ihn letzten Abend gesehen hatte, aber … »Wir sollten Dad anrufen. Ich glaube, er macht sich Sorgen um uns.« Mum sah ihn so komisch an, und er fürchtete schon, er könnte Dad verraten haben. Und auf ihn konnte man sich doch verlassen. »Was meinst du, Mum?«
    »Gute Idee!« Sie schenkte ihm ihr fröhliches Alles-ist-gut-Lächeln. Also stimmte doch etwas nicht, und das betraf nicht nur die jüngsten Entwicklungen in diesem Mordfall. »Soll ich dir mein Handy geben?«
    Natürlich meldete sich die Voicemail. Mist! »Dad? Hier ist Sam. Ich will nur schnell mal Hallo sagen, und ich hoffe wirklich, wir sehen uns sehr bald wieder. Und noch was, es gibt Neuigkeiten vom Mordschauplatz.« Das dürfte reichen, um ihn neugierig zu machen. Zufrieden klappte er das Telefon zu. »Er ruft zurück, Mum.«
    »Ich weiß, Sam. Macht er sicher.«
    Mum machte sich auch Sorgen. Erwachsene! Dabei sollte sie doch wissen, dass Dad die Lage im Griff hatte. Ein so alter Vampir wie sein Vater hatte fast unbegrenzte Möglichkeiten, und Mum war ja auch nicht gerade ein Schwächling. Sie hatte das Auto in Nullkommanichts eingeholt und mit dem Übeltäter kurzen Prozess gemacht, so wie sie die beiden Kerle in Columbus ratzfatz erledigt hatte. Er schüttelte den Kopf. Erwachsene machten sich viel zu viele Sorgen.
    James war noch geblieben, nachdem alle gegangen waren. Es gab genug Arbeit für Monate, und an einem Tag wie diesem war es besser, draußen im Freien Unkraut zu jäten, als sich durch Papierberge zu quälen, mit denen er scheinbar doch nie zu Rande kommen würde.
    Und Unkrautjäten hatte was durchaus Meditatives. Wie lange würde es wohl dauern, bis er von der Sterbeurkunde über seine Mutter was hören würde? Was bedeutete es, wenn er keine bekommen würde? Dieser Detective hatte von einem Zeitraum zwischen fünfzehn und zwanzig Jahren gesprochen. Das ließ ihm keine Ruhe. Es war beinahe einundzwanzig Jahre her, dass seine Mutter verschwunden war. Sie hätten ihn für verrückt gehalten, wenn er gesagt hätte: »Vielleicht war es meine Mutter.«
    Aber was, wenn sie es tatsächlich war? Vielleicht hatte er nur deshalb nichts gesagt, weil er sich gegen die Wahrheit wehrte. Sollte es tatsächlich so sein … zu viele schreckliche Möglichkeiten zeichneten sich ab. Er zog an einem besonders hartnäckigen Büschel Quecke. Die Wurzeln reichten gut einen halben Meter tief, sodass noch andere Pflanzen angehoben wurden. Aber er schaffte es, warf sie in den Schubkarren und machte weiter.
    Als er schließlich Feierabend machte, hatte er zwei Schubkarren voll Unkraut und Unrat beiseitegeschafft und trotz aller Rückenschmerzen das Gefühl, eine Menge geschafft zu haben. Weite Teile des Gartens jedoch waren nach wie vor ein einziger Dschungel. Arbeit für einen ganzen Sommer, aber warum nicht? Solange sie ihn bezahlten, würde er kommen.
    Er räumte die Geräte auf, kippte das Unkraut auf den frisch angelegten Komposthaufen und machte sich auf den Weg zu seinem Auto.
    Als er um die Ecke des Hauses bog, sah er eine junge Frau die Anfahrt heraufkommen. »Hallo«, sagte sie. »Wissen Sie, ob jemand zu Hause ist? Ich hab hier noch ein paar Musterstücke.« Sie trug einen Stapel dick aufgebauschter Plastiktüten auf den Armen.
    »Sind alle frühzeitig gegangen.« Sie kam ihm bekannt vor. Er musste sie im Dorf schon mal gesehen haben. »Das Haus ist abgeschlossen.«
    »Mist! Ich kam gerade vorbei und dachte, ich geb das ab.«
    »An der Seite gibt es eine Veranda. Dort könnten Sie die Sachen lassen. Müsste eigentlich sicher sein.«
    »Danke.« Sie lächelte, und es bildeten sich Fältchen um ihre blauen Augen und auf dem Kinn ein Grübchen. »Wo denn?«
    Er ging voraus, um ihr den Weg zu zeigen. »Man kommt hier kaum noch durch bei all dem Absperrband.«
    Sie schauderte sichtlich. »Schreckliche Sache. Jeder im Dorf spricht darüber.« Das konnte er sich denken! »Ich hoffe nur, man kann sie identifizieren.«
    Das hoffte er auch. Wenn es nur nicht seine Mutter war. »Bitteschön!« Er öffnete die Glastür. »Ich würd ja die Sachen gern reinstellen, aber meine Hände …« Er zeigte sie ihr. Sie waren schmutzig und voller Blasen. »Eh ich was anfasse, muss ich mir erst die

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