Unsterbliches Verlangen
bin ich mir bewusst. Deshalb versuche ich auch, ihn zu retten.« Okay, Zeit den Mund zu halten. »Wie sieht’s aus, Justin?«, fragte Gwyltha.
»Ja, aber nur für eine kurze Strecke. Er muss ins Krankenhaus.«
»Alles klar. Wir bringen ihn in deinem Auto in die nächste Klinik. Wir erzählen denen einfach, wir wollten Stella besuchen und hätten die falsche Abzweigung genommen. Schließlich sind wir hier gelandet und sahen ihn auf uns zustolpern. Er wurde ohnmächtig, worauf du ihm in Erfüllung deiner ärztlichen Pflicht Erste Hilfe geleistet hast, um ihn im Anschluss daran auf schnellstem Weg in die Klinik zu bringen.
Tom, du könntest auch noch mit Elizabeth mitfahren. Dieser Van ist sicher groß genug. Unsere beiden schlafenden Schönheiten lassen wir samt allem belastenden Material einfach liegen.«
»Was ist, wenn man die beiden mit Sam und James in Verbindung bringt?«, fragte Elizabeth.
»Kein Problem. James wird sich nicht daran erinnern, wie oder warum es dazu kam, dass er entführt und angeschossen wurde. Man wird ihm das als Gedächtnisverlust infolge des Schocks auslegen. Und das Blut im Van dürfte reichen, den Zusammenhang mit den beiden Hübschen hier herzustellen.«
»Was ist mit Michael?«, fragte Sam, als er, gefolgt von der Katze, herankam. »Kann er mit uns mitfahren?«
»Ich hab eine bessere Idee«, sagte Antonia mit einem Blick in Richtung Gwyltha, um ihre Zustimmung einzuholen. »Michael« – der Puma spitzte die Ohren – »Stella wird Sam zu dir nach Hause bringen, um ihn sauber zu machen. So wie er jetzt aussieht, können sie unmöglich im Hotel aufkreuzen. Ist das in Ordnung?«
Michael gab einen Ton wie ein lautes Schnurren von sich, streifte zuerst an Sams, dann an Antonias Beinen entlang, um dann in Richtung der Bäume davonzutraben.
»Kluges Kind!« Gwyltha sah in die Runde. »Na, dann weiß ja jeder, was er zu tun hat. Also los.«
Tom übernahm das Steuer, nachdem sie Elizabeth, Antonia und Judy vor Orchard House abgesetzt hatten. Judys Gedächtnis würde sich wieder einpendeln, und irgendwann würde sie von James mysteriösem Unfall hören. Mit Hilfe von Antonias Wegbeschreibung fanden sie Michaels Haus, oder vielmehr seine Siedlung. Als Tom sie aussteigen ließ, starrte Stella auf das Sammelsurium von Nebengebäuden. Michael erwartete sie an der Haustür, zurückverwandelt und angezogen, als hätte er den ganzen Nachmittag gearbeitet.
»Sieht ja super aus hier«, sagte Sam. »Da werd ich gleich mal fragen, ob ich mich umsehen darf.«
»Du wirst gar nichts machen, ehe du nicht sauber bist«, warnte ihn Stella. Da seine Kleider vor getrocknetem Blut starrten, gehorchte er, zog sich aus und ging unter die Dusche.
»Soll ich seine Kleider nicht lieber verbrennen?«, fragte Michael. »Die kriegst du doch nie mehr sauber.«
Gute Idee, nur … »Was soll er dann anziehen?«
»Frag doch Antonia, ob sie Ersatz aus dem Hotel bringen könnte. Oder er leiht sich von mir was aus, und wir krempeln die Hosenbeine einfach hoch.«
Ja, es fand sich für alles eine Lösung. »Dann verbrenn sie, bitte.« Michael brachte die Sachen weg.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Sam Seife und ein Handtuch hatte, ging Stella zurück in Michaels Wohnzimmer. Als sie auf die Uhr sah, war sie verblüfft. Es war weniger als eine Stunde vergangen, seit sie in der Küche über diesen gefaxten Tagebuchseiten gesessen hatten.
Sie fühlte sich plötzlich unendlich müde und setzte sich. Wie musste sich Sam wohl erst fühlen? Am Ende seiner Kräfte höchstwahrscheinlich, und, verflixt noch mal, sie musste noch diese Erinnerungen von ihm nehmen. Das war immer eine kniffelige Angelegenheit, und nun, da sie Judy halb ins Koma geschickt hatte, graute ihr regelrecht davor, aber seit wann hatte man es schon leicht als Mutter? Ängste und Sorgen waren ein fester Bestandteil der Tätigkeitsbeschreibung.
Sie wollte, Justin wäre hier gewesen. Seine starke Schulter zum Anlehnen hätte ihr gutgetan, aber er war im Auto unterwegs mit einem Schwerletzten und seiner Exgeliebten.
Schluss jetzt! Sie sollte sich mal am Riemen reißen. Einfach lächerlich ihr Verhalten, und sie wusste es auch, aber sobald Gwyltha im Spiel war, fühlte sie sich auf miese Art und Weise verunsichert. Dabei hatte sie keinerlei Grund dazu. Nicht um einen von Sams sterblichen Herzschlägen hätte sie an Justins Loyalität ihr gegenüber gezweifelt oder gar seiner Liebe zu ihr und Sam, und gerade jetzt sollte sie ihre Verunsicherung
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