Unsterbliches Verlangen
»Vielen Dank.«
»Gern geschehen, Madam, und rufen Sie uns, wenn Sie das Abendessen bestellen möchten. Master Sam sagt, Sie würden noch Besuch erwarten und wollten deshalb frühzeitig essen.«
Wüsste die arme Kleine, um welche Art von Besuchern es sich dabei handelte, würde sie auf der Stelle ohnmächtig, aber da sie es ja nie erfahren würde … »Wäre toll, wenn es sich machen ließe. Wir hatten kein Mittagessen, und wie ich sehe, ist Sam ohnehin schon dabei.«
»Oh, Mum! War doch nur ein Päckchen Chips!«
An einem Tisch in der Erkernische mit Blick auf den Rasen, auf atemberaubende Rosenbeete und eine Staudenrabatte wie aus einem Gartenkalender gaben sie die Bestellung auf. Elizabeth hatte sich für Steak entschieden, und zwar »sehr, sehr blutig, bitte«.
»Gut, dieses Steak, richtig schön blutig«, sagte Elizabeth, als sie den letzten Bissen von Steak Nummer zwei verschlang.
»Du hast das erste praktisch inhaliert, und mit dem zweiten warst du fast genauso schnell fertig«, sagte Stella.
»Wegen dir und deinem ›Abenteuer‹ hab ich seit fast vier Stunden nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.«
»Dabei sagt Mum andauernd, ich würde ihr die Haare vom Kopf fressen«, sagte Sam mit einem kleinen Lächeln.
»Und hat sie damit so ganz unrecht?«
Stella und Sam drehten sich um, Sam kreischte vor Freude. Beide wären sie sie fast von den Stühlen gesprungen, als sie die Stimme hörten.
»Justin!«
»Dad!«
Und neben Justin stand der Mann, oder vielmehr der Vampir, dem Elizabeth entgegengelaufen war. »Du bist tatsächlich gekommen, Tom. Danke!«
»Mm-hmmm«, erwiderte Tom. »Erst kann frau es nicht erwarten, alleine loszuziehen, und kaum wird es schwierig, wen ruft frau dann zu Hilfe?«
Dafür hätte er einen Rippenstoß verdient, nur leider konnte man ihm nicht wehtun. »Na dann hoffen wir, wenn du schon mal hier bist, du wirst den großen Tönen auch gerecht.«
»Hab ich dich je enttäuscht?«
Die Antwort kannten sie beide. Als ein Lächeln ihren Mund umspielte, grinste Tom triumphierend.
Sam, gefangen in einer Doppelumarmung zwischen Mutter und Stiefvater, drehte den Kopf herum und lachte. »Besser du küsst sie jetzt gleich«, riet er, »wo sie gerade lächelt.«
Tom gehorchte brav und murmelte dann: »Bei Abel! Ein Zehnjähriger erteilt mir Beziehungsratschläge!«
»Ein Rat, der sich sehen lassen kann, wenn du mich fragst«, sagte Justin sichtlich zufrieden, die Arme noch immer um seinen Sohn geschlungen.
»Benehmt euch, ihr zwei!« sagte Stella, trat ein wenig zurück und sah Tom stirnrunzelnd an. Sie war sich nicht sicher, welche zwei sie meinte, aber … »Mit dem Abendessen sind wir fertig. Lasst uns nach oben gehen. Dann erklären wir, was passiert ist.«
»Wir haben das Auto gesehen«, sagte Justin.
»Das«, sagte Elizabeth, »ist mehr ein Detail am Rande«.
»Aber euch beiden ist nichts passiert?«, fragte Justin, der Sam und Stella noch immer im Arm hielt.
»Mit uns ist alles in Ordnung«, versicherte ihn Sam. »Als es passiert ist, ging’s mir nicht gut, aber jetzt schon. Aber das Abendessen ist noch nicht vorbei. Ich hatte noch keinen Nachtisch.«
»Wir sind fertig«, beharrte Stella.
»Wie wär’s, wenn ich frage, ob sie Nachtisch zum Mitnehmen haben?«
»Versuch ruhig dein Glück, mein Kleiner«, schlug Justin vor.
»Er wird Glück haben«, sagte Stella, als sie Sam durch den Speisesaal in Richtung Küche traben sah. »Das Personal frisst ihm jetzt schon aus der Hand.«
»Wie wär’s, ihr berichtet mal, was passiert ist, während er sich um seinen Nachtisch kümmert«, schlug Justin vor.
So wäre es eigentlich am besten. Elizabeth schnappte sich die geliehene Karte, und alle zusammen gingen sie auf Stellas Zimmer, dicht gefolgt von Sam, der eine doppelte Portion Blaubeerkuchen mit Sahne vor sich hertrug.
»Wie kommt es, dass ihr so schnell da wart?«, fragte Stella. »Wir dachten, bei dem Verkehr würde es länger dauern.«
»Dachten wir auch. Aber wir fuhren, nachdem ich bei Tom angekommen war und mich zurückverwandelt hatte, zum City Airport und ließen uns von Jude per Hubschrauber hierherfliegen. Er ist nahe Leatherhead gelandet, wo er schon ein Auto reserviert hatte.«
Stella hoffte, sie würden für ihr Juwelenproblem auch so eine simple Lösung parat haben. »Apropos Auto, meines wird wohl in die Werkstatt müssen.«
»Einverstanden.« Er lächelte ihr zu. »Wo ist das eigentlich passiert?«
»Schuld war die Hecke oder vielmehr die
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