Unsterbliches Verlangen
Ordnung« schloss sie es gleich wieder. »Tom. Justin ist offenbar unterwegs hierher. In Fledermausgestalt, weil es noch nicht dunkel ist. Sie wollen zusammen kommen. Wir sollen ›still sitzen‹ und ›nichts machen‹, bis sie hier sind.«
Elizabeth genoss das »Stillsitzen« offenbar ebenso sehr wie sie. »Wie lange könnte es denn noch dauern?«, fragte Stella.
»Ein Weilchen schon noch. Ich denk mal, Justin wird nach seiner Ankunft erst mal saugen müssen. Und dann müssen sie durch den Freitagabendverkehr hier runter. Das kann ewig dauern.«
»Und bis dahin sitzen wir hier auf einer millionenschweren Diebesbeute.«
»Wir könnten die Fernsehnachrichten gucken, um zu sehen, ob wo eingebrochen wurde«, schlug Sam vor.
»Kluger Junge«, sagte Elizabeth. »Vielleicht kommen wir dadurch ein Stück weiter.« Leider mussten sie aber feststellen, dass das Bringham Manor Hotel keine Satellitennachrichten anbot.
»Wenn wir einen Polizeiscanner hätten, könnten wir reinhören«, meinte Sam.
»Ich glaube nicht, dass deine Mutter daran gedacht hat, einen einzupacken«, sagte Elizabeth mit einem Lächeln. »Ich jedenfalls bin mir sicher, dass ich keinen dabei habe.«
»War ja nur so eine Idee von mir«, schmollte er. »Aber eines sag ich euch«, fuhr er fort. »Eigentlich zwei Sachen: Ich krieg langsam Hunger, und ich wette, dass Elizabeth auch längst wieder essen muss. Warum gehen wir also nicht gleich? Wenn nur Mum nichts isst, fallen wir nicht weiter auf, aber mit drei Vampiren am Tisch wird’s schwierig.«
»Wo er recht hat, hat er recht«, sagte Stella. »Was ist das zweite?«
»Wir können uns eine Karte besorgen und versuchen herauszufinden, wo wir waren, als das Auto gestohlen wurde. Wenn der Räuber zu Fuß unterwegs war, muss der Überfall irgendwo in der Nähe passiert sein.«
»Kluger Junge«, sagte Elizabeth. »Überaus klug sogar. Gut gedacht.«
Sam grinste. »Ich geb mir Mühe.«
»Zwischendurch kann er auch sehr anstrengend sein«, sagte Stella, ohne jedoch den Stolz in ihrer Stimme zu verbergen. »Das gibt ’nen extra Pluspunkt, Sam. Würdest du mir einen Gefallen tun?«
»Klar, Mum.«
»Wasch dir die Hände, mach dich ausgehfertig – viel fehlt ohnehin nicht mehr – und dann geh bitte nach unten und frag nach, wann es Abendessen gibt und ob man uns vielleicht eine Karte leihen könnte.«
»Klar, Mum.«
Kaum war die Tür zu, hielt es Stella nicht länger aus. »Okay, geklaute Juwelen jetzt mal beiseite. Was ist mit Antonia? Ist alles in Ordnung mit ihr?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Wo ist sie?« Das Verschwinden eines ihrer Vampirfreunde hätte ihr nach der versuchten Entführung ihres Autos samt Sohn gerade noch gefehlt.
»Ich weiß es nicht, aber ich habe eine Vermutung.« – »Und die wäre?«
Elizabeth schien schier zu platzen. »Vielleicht ein bisschen trivial im Vergleich damit, was hier sonst so passiert.« Sie warf einen Blick auf den Riesenberg Schmuck auf dem Bett. »Aber wenn ich mich nicht täusche, lag Sam goldrichtig. Antonia hat sich einen Kerl angelacht.«
»Bist du sicher?«
»Nicht hundertprozentig, aber gestern Nachmittag war sie unterwegs und als sie zurückkam, schwärmte sie nur noch von diesem unglaublichen Töpfer, den sie aufgetan hatte. Am Abend ist sie dann auf Jagd gegangen – okay, sie musste –, aber als sie heute Morgen herunterkam, strahlte sie wie eine Jungfrau nach dem ersten Sex. Ich hab nichts gesagt, aber ich habe Augen im Kopf, und sie war den ganzen Tag völlig daneben. Als ich von meinen Erledigungen zurückkam, war sie weg. Ich hab ein paar Mal versucht, sie anzurufen, aber sie hat entweder ihr Handy ausgeschaltet oder ist außer Reichweite.«
»Du glaubst nicht, es könnte ihr was passiert sein?«
»Welche Kreatur könnte es schon mit Antonia aufnehmen? Sie ist mehr als fünfzehnhundert Jahre alt und fast so stark wie Justin.«
Das stimmte. Antonia war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Aber komisch war es schon, dass sie einfach so verschwand. »Sie hat ihn erst gestern kennengelernt? Ein bisschen schnell, oder?«
»Mag sein. Aber wenn es richtig funkt?«
Auch richtig. Um ihr Herz war es im ersten Moment geschehen gewesen, in dem sie Justin sah. Beruhigt hatte es sich, was das betraf, noch immer nicht, und sie hoffte eigentlich, es würde immer so bleiben. »Dann müssen wir wohl ohne sie auskommen, bis sie wieder auftaucht.« Dem Himmel sei Dank, dass Justin und Tom unterwegs waren. Sie gestand es sich ungern ein, aber
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