Unsterbliches Verlangen
her erinnerte, oder sogar den riesigen Flaschenöfen, die sie vor rund hundert Jahren in Stoke-on-Trent gesehen hatte, hatte dieses Monstrum nichts mehr gemein.
Michael lugte durch ein Guckloch in der Tür. Er wandte sich zu ihr. »Schau mal!«
Sie sah die Rundungen und Umrisse von Krügen oder Vasen oder was auch immer. »Es glüht alles vor Hitze.«
»Ja, da drin ist es gut warm«, erwiderte er. »Siehst du den kleinen Kegel?«
»Du meinst das umgeknickte Ding? Ich dachte, das wäre irgendwo abgebrochen.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist der Temperaturanzeiger, nach dem ich mich richte. Wenn der kleine Kegel sich zur Seite neigt, hat der Ofen seine Temperatur erreicht, und ich schalte ihn aus.«
»Und das war’s dann?« Das konnte nicht sein.
»Dann geht’s erst los. Wenn ich ihn abgestellt habe, gehen wir zurück ins Bett. Wir können schlafen oder …« Sie spürte seine Hand auf ihrer Brust und hatte das Gefühl, das »oder« würde ihr mehr zusagen. »Fünf Stunden später dann, so gegen drei Uhr morgens, müssen wir wieder raus. Dann öffne ich die Ofentür gerade mal einen Spalt weit, und danach können wir entweder wieder ins Bett gehen oder wir genehmigen uns ein frühes Frühstück. Vormittags mache ich die Tür ein Stück weiter auf, und bis zum Mittag sind die Sachen dann ausgekühlt und wir räumen den Ofen gemeinsam aus.«
Klang so verlockend, noch zehn, zwölf Stunden oder mehr mit ihm zusammen. Was sprach dagegen? Über das Wochenende gab es am Haus keine Arbeit, und Elizabeth konnte, falls erforderlich, die Stellung halten und Stella … Mist! Stella und Sam wollten ja kommen – bestimmt waren sie schon da. Aber sie würde sie ja morgen sehen. Elizabeth würde sich schon um sie kümmern.
Das war ihre Zeit.
»Ist was, Liebling?« Er schien bemerkt zu haben, dass sie überlegte.
»Nicht wirklich. Ich kann nur nicht den ganzen Tag über bleiben. Lust dazu hätte ich ja, aber ich habe eine Freundin und ihren Sohn zu uns eingeladen.«
Mit welcher Entschuldigung er auch immer gerechnet hatte, damit jedoch nicht. Er sah sie an, zwischen den Augenbrauen ein paar Furchen. »Ah, verstehe.«
Bestimmt nicht, das war ihr klar. »Ich bleibe bis morgen früh. Wenn es geht, komme ich noch mal wieder, um dir beim Ausräumen zu helfen. Meine Gäste gehen vor.«
»Sicher. Ist nur verständlich, Tonia. Ich komme nur nicht damit zurecht, dass du als Vampirin Freunde mit Kindern hast. Komisch, aber …«
Dies war nicht der geeignete Zeitpunkt, zu erwähnen, dass die Freundin auch Vampirin war. »Elizabeth, meine Assistentin, war früher mal Sams Babysitterin. Wir sind alle recht gute Freunde.«
Klang einigermaßen nachvollziehbar, und er nahm es ihr ab. »Also gehen wir noch ’ne Runde kuscheln, und morgen gibt’s Frühstück … vorausgesetzt, du frühstückst überhaupt. Wie sieht’s aus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, tu ich nicht. Mein Speiseplan ist ziemlich eintönig.«
Er setzte sich auf eine Bank, sodass eine Partie Teller und Tassen am anderen Ende klapperte. »Weißt du, Tonia, es ist wie im Film. Ich liebe eine Frau, die zum Frühstück Blut saugt.«
»Und das aus dem Mund eines Gestaltwandlers. Zu komisch.«
Er warf den Kopf nach hinten und schüttelte sich und seine blonden Haare vor Lachen. »Du hast recht, Liebling. Wenn du mich als Puma bei der Nahrungsaufnahme sehen würdest, würdest du das vielleicht ziemlich abstoßend finden.«
»Im Moment fühl ich mich eher hingezogen.«
Er griff nach ihrer Hand, vielleicht weil er fürchtete, sie könnte ihre Meinung ändern.
Zurück im Schlafzimmer knöpfte Michael ihre Bluse auf und hielt plötzlich inne. »Was ist?«, fragte sie, als sie merkte, dass er zögerte.
»Ich musste nur gerade daran denken, wie du deine Nahrung aufnimmst.«
»Ja?«
»War das, was ich gestern für einen Liebesbiss gehalten habe, ein Vampirbiss?«
Sie nickte. »Wirkt luststeigernd und intensiviert den Höhepunkt.« Ein paar schreckliche Sekunden lang fürchtete sie, sie könnte ihn abgeschreckt haben.
Bis er eine seiner hellen Brauen hochzog und lächelte. Dabei blitzten seine dunklen Augen. »Willst du meinen Lustpegel noch mal hochjagen?«
Sie sparte sich die Antwort und knöpfte dafür ihre Bluse selbst auf.
»Tom, soll das ein Witz ein?«, murmelte Justin, als er die Tür einen Spalt breit öffnete, nachdem er noch schnell in seine Hose geschlüpft war, falls zufällig ein Zimmermädchen oder ein anderer Gast vorbeikäme.
»Es
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