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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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nicht leer.
    Die Stirn runzelnd, trat er näher, seine Freunde unmittelbar hinter sich. Gleichzeitig steckte er sein Schwert wieder in die Scheide. Ein grob gearbeiteter fleckiger Silberkelch reflektierte matt den Fackelschein.
    »Mon Dieu!«, flüsterte einer der Männer hinter Severian. »Ist es das, was ich denke?«
    Severian antwortete nicht. Mit zitternder Hand rieb er sich das stoppelige Kinn. Sie alle kannten die Geschichten von den unvorstellbaren Reichtümern der Templer. Man erzählte sich, dass der Orden zahlreiche heilige Reliquien besaß, einschließlich einiger Gegenstände, die einst Christus selbst gehört haben sollten.
    Allein bei dem Gedanken, was sie hier womöglich entdeckt hatten, wollte Severian auf die Knie sinken und sich bekreuzigen. Doch er tat es nicht.
    »Der San Graal!«, raunte Dreux, der voller Ehrfurcht und Erstaunen auf den Kelch starrte.
    Der Heilige Gral.
    Severian betrachtete das klobig geschmiedete Gefäß, dessen Silber vom Alter und mangelnder Pflege eine dicke Patina angenommen hatte. Sollte es tatsächlich der Gral Christi sein, warum bewahrten sie ihn dann in dieser dunklen feuchten Kammer auf? Wenn dies der Kelch war, aus dem Jesus beim Letzten Abendmahl getrunken hatte, warum wurde er dann weder gebührend gepflegt noch angebetet? Es ergab keinen Sinn, und dennoch spürte Severian, dass sie etwas ganz Außergewöhnliches gefunden hatten.
    Das Gefäß schien gleichsam nach ihm zu rufen, ihn zu sich zu locken. Zögernd streckte er die Hand danach aus.
    »Gib acht!«, warnte Dreux. »Es könnte der Blutgral sein.«
    Ein anderer seiner Gefährten stieß einen verächtlichen Laut aus. Dennoch ließ Dreux' Ton Severian innehalten. Wie sie alle die Legende vom Heiligen Gral kannten, war ihnen auch die vom Unheiligen geläufig. Der Sage nach war er aus den Silberlingen geschmiedet worden, welche Judas Ischariot erhalten hatte und die aus einem besonderen Silber geprägt waren. Glaubte man den Geschichten, beherbergte dieses Edelmetall den Geist Liliths, des ersten Weibs Adams und der Dämonenfürstin.
    Doch das erzählte man sich lediglich - wie so vieles. Seit mindestens dreihundert Jahren gab es keinerlei schriftliche Hinweise mehr auf den Gral, und beinahe war er schon zu einem Mythos verblasst.
    Vielleicht hatten die Templer genau darauf gehofft.
    Der schwärzliche Kelch indessen betörte Severian sirenengleich. Zaghaft berührte er seine Oberfläche, doch während er erwartet hatte, dass sie sich kalt anfühlte, war das Silber warm, körperwarm. Severians Hand hörte auf zu zittern, als sie sich um den Kelch schloss, und kaum hielt er ihn richtig umfasst, schien es ihm ausgeschlossen, dass dieses Gefäß in irgendeiner Form böse sein könnte.
    Ein furchtbares Zischgeräusch war die einzige Warnung, bevor Klingen aus der Tischfläche nach oben schossen. Eine durchbohrte seine Hand, so dass sie oben blutig herausragte.
    Zuerst hallte Severians Schmerzensschrei durch die Kammer, gefolgt von einem zornigen Knurren. Seine Freunde wichen zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen riss er seinen verwundeten Arm hoch und fluchte, als der Schmerz in seiner Hand für einen Sekundenbruchteil ins Unermessliche anstieg. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, doch er kämpfte gegen die drohende Ohnmacht. Er war bereits von Schwertern durchbohrt worden und hatte schlimmere Verwundungen erlitten. Gegen manche von ihnen nahm sich diese Wunde hier geradezu nichtig aus.
    Mit der freien Hand trennte er einen Fetzen Stoff von seinem schmutzigen Hemd ab, wickelte ihn um die Wunde und knotete die Enden fest zusammen, um die Blutung zu stillen.
    Heilige Maria, wie konnte er so töricht sein! Gemeinhin war sein Verstand wacher. Hatte er nicht vor wenigen Momenten noch gedacht, dass es viel zu einfach gewesen war, den Weg hierher zu finden? Er hätte erkennen müssen, dass die Templer einen solchen Schatz nicht ungeschützt bewahrten.
    Blut tropfte von seiner Hand, als er zwischen den Klingen hindurchlangte. Ohne Lohn würde er diese Wunde gewiss nicht hinnehmen. Die Klinge jedoch musste etwas in - seiner Hand durchtrennt haben, denn seine Finger waren außerstande, den Kelch zu fassen. Er war gezwungen, die andere Hand zu Hilfe zu nehmen und mit ihr das obere Kelchteil zu packen. Dann riss er ihn rasch zurück, denn diesmal war er auf weitere Fallen vorbereitet.
    Seine Freunde umringten ihn, die Rücken halb zu ihm gekehrt, und sahen sich in der Kammer um, auf erneute Angriffe gefasst.
    Nichts

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