Unten Am Fluss - Watership Down
Tafel an. Als er hinstarrte, flimmerten die schwarzen Stöcke auf der weißen Oberfläche. Sie hoben ihre scharfen, keilförmigen kleinen Köpfe und plapperten miteinander wie ein Nest voll junger Wiesel. Der Ton, spöttisch und grausam, drang schwach an seine Ohren, wie durch Sand oder einen Sack gedämpft. »Zum Andenken an Hazel-rah! Zum Andenken an Hazel-rah! Zum Andenken an Hazel-rah! Ha ha ha ha ha!« »Nun, das hätten wir, siehste?« sagte der Mann. »Und ich muß ihn an dieser Tafel hier aufhängen. Das heißt, sobald ich sie richtig aufgestellt hab'. Genau wie du hängen würdest, Tölpel. Ah! Ich werd' ihn aufhängen.«
»Nein!« rief Fiver. »Nein, das wirst du nicht!«
»Bloß, daß ich ihn nich' hab'«, fuhr der Mann fort.
»Deshalb kann ich's nicht, Ich kann ihn nich' aufhängen, weil er in das verdammte Loch hinunter is', da is' er hin. Er is' das verdammte Loch hinunter, genau als ich ihn gesehen hatt' und so was alles, und ich kann ihn nicht rauskriegen.«
Fiver kroch bis zu den Stiefeln des Mannes hin und guckte in das Loch. Es war rund, ein Zylinder aus gebrannter Töpferware, der senkrecht im Boden verschwand. Er rief:
»Hazel! Hazel!« Tief unten im Loch bewegte sich etwas, und er wollte schon wieder rufen, da bückte sich der Mann und schlug ihn zwischen die Ohren.
Fiver zappelte in einer dichten Wolke von weicher, pudriger Erde. Jemand sagte: »Ruhig, Fiver, ruhig!« Er setzte sich auf. Erde war in seinen Augen, Ohren und Nüstern. Er konnte nicht riechen. Er schüttelte sich und sagte: »Wer ist da?«
»Blackberry. Ich wollte sehen, wie es dir geht. Es ist alles in Ordnung; ein bißchen vom Dach ist herabgefallen, das ist alles. Es hat heute Einstürze im ganzen Gehege gegeben – es ist die Hitze. Auf jeden Fall hat es dich aus einem bösen Traum geweckt, wenn mich nicht alles trügt. Du hast um dich geschlagen und nach Hazel gerufen. Armer Fiver! Wie traurig, daß das passieren mußte! Wir müssen es, so gut wir können, tragen. Wir müssen alle eines Tages aufhören zu rennen. Man sagt, Frith kenne alle Kaninchen, jedes einzelne.«
»Ist es Abend?« fragte Fiver.
»Noch nicht, nein. Aber es ist gut nach ni-Frith. Holly und die anderen sind zurückgekommen. Strawberry ist sehr krank, und sie haben keine Weibchen mit – nicht eines. Alles ist so schlimm, wie es nur sein kann. Holly schläft noch – er war völlig erschöpft. Er sagte, er werde uns heute Abend berichten, was passiert ist. Als wir von dem armen Hazel erzählten, sagte er – Fiver, du hörst ja gar nicht zu. Ich nehme an, dir wäre es lieber, wenn ich still wäre.«
»Blackberry«, sagte Fiver, »kennst du die Stelle, wo Hazel erschossen wurde?«
»Ja, Bigwig und ich sahen uns den Graben an, ehe wir fortgingen. Aber du darfst nicht –«
»Könntest du jetzt mit mir hingehen?«
»Zurück? O nein. Es ist ein langer Weg, Fiver, und was würde es nützen? Das Risiko und diese furchtbare Hitze, und du würdest dich nur unglücklich machen.«
»Hazel ist nicht tot«, sagte Fiver.
»Doch, die Männer brachten ihn weg. Fiver, ich habe das Blut gesehen.«
»Ja, aber du hast nicht Hazel gesehen, weil er nicht tot ist, Blackberry. Du mußt tun, worum ich dich bitte!«
»Du verlangst zuviel.«
»Dann werde ich allein gehen müssen. Aber was ich dich zu tun bitte, ist, mitzukommen und Hazels Leben zu retten.« Als Blackberry schließlich widerwillig nachgegeben hatte und sie sich den Hügel hinunter auf den Weg machten, lief Fiver fast so schnell, als renne er in Deckung. Immer wieder drängte er Blackberry, sich zu beeilen. Die Wiesen lagen leer in dem grellen Licht. Jedes Geschöpf, das größer als ein Brummer war, suchte Schutz vor der Hitze. Als sie die Außenschuppen neben dem Feldweg erreichten, erklärte Blackberry, wie er und Bigwig zurückgegangen waren, um zu suchen, aber Fiver unterbrach ihn.
»Wir müssen den Hang hinauf, das weiß ich, aber du mußt mir den Graben zeigen.«
Die Ulmen waren still – nicht der geringste Ton in den Blättern. Der Graben war voll von Wiesenkerbel, Schierling und langen Schweifen grünblühender Zaunrüben. Blackberry ging zu dem zertrampelten Nesselpfad voran, und Fiver saß
still zwischen den Pflanzen, schnupperte und blickte sich schweigend um. Blackberry beobachtete ihn unglücklich. Ein leiser Windhauch stahl sich über die Wiesen, und eine Amsel begann von irgendwo hinter den Ulmen zu singen. Endlich bewegte sich Fiver über den Grabenboden. Die Insekten summten ihm
Weitere Kostenlose Bücher