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Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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um die Ohren, und plötzlich flog von einem vorstehenden Stein eine kleine Wolke aufgeschreckter Fliegen auf. Nein, kein Stein. Es war glatt und regelmäßig –
    eine kreisrunde Schnauze aus Steingut. Die braune Mündung eines Abflußrohrs, am unteren Rand durch einen dünnen, trockenen Blutfaden schwarz gefärbt: Kaninchenblut. »Das blutige Loch!« flüsterte Fiver. »Das blutige Loch!«
    Er blickte in die dunkle Öffnung. Sie war blockiert. Blockiert von einem Kaninchen. Das konnte man deutlich riechen. Ein Kaninchen, dessen schwacher Puls in dem verschlossenen Tunnel gerade noch zu hören war. »Hazel?« fragte Fiver. Blackberry war sofort neben ihm. »Was ist, Fiver?« »Hazel ist in diesem Loch«, sagte Fiver, »und er lebt.«
27. »Du kannst es dir nicht vorstellen, wenn du nicht dagewesen bist«
My Godda bless, never I see sucha people.
Signor Piozzi , zitiert von Cecilia Thrale
    In der Honigwabe warteten Bigwig und Holly darauf, die zweite Versammlung seit dem Verlust von Hazel zu eröffnen. Als die Luft kühler wurde, erwachten die Kaninchen und kamen, eines nach dem anderen, durch die Läufe, die von den kleineren Bauen herunterführten. Alle waren gedämpfter Stimmung und trugen Zweifel im Herzen. Wie der Schmerz einer schlimmen Wunde kommen die Folgen eines tiefen Schocks erst nach einer Weile zur Wirkung. Wenn man einem Kinde zum ersten Mal in seinem Leben sagt, daß jemand, den es gekannt hat, tot ist, wird es das zwar nicht bezweifeln, aber einfach nicht verstehen und später – oft mehr als einmal – fragen, wo die tote Person ist und wann sie zurückkommt. Als Pipkin in sich wie einen Baum die düstere Erkenntnis gepflanzt hatte, daß Hazel nie mehr wiederkehren würde, übertraf die Bestürzung seinen Schmerz, und er sah diese Bestürzung überall unter seinen Gefährten. Obwohl sie keiner Handlungskrise oder einer direkten Lebensbedrohung gegenüberstanden, waren die Kaninchen nichtsdestoweniger von der Überzeugung übermannt, daß ihr Glück sie verlassen hatte. Hazel war tot, und Hollys Expedition hatte vollkommen versagt. Was würde folgen?
    Holly, hager und mit Kletten im borstigen Fell, sprach mit den drei Stallhasen und beruhigte sie, so gut er konnte. Niemand konnte jetzt sagen, Hazel habe sein Leben in einem verwegenen Streich weggeworfen. Die beiden Weibchen waren der einzige Gewinn, der einzige Wert des Geheges. Aber sie fühlten sich offensichtlich so unbehaglich in ihrer neuen Umgebung, daß auch Holly insgeheim der Meinung war, es sei wenig von ihnen zu erhoffen. Weibchen, die verwirrt und nervös sind, neigen dazu, unfruchtbar zu sein; und wie sollten diese Weibchen sich unter fremden Bedingungen und an einem Ort zu Hause fühlen, wo jedermann in so trostlose Gedanken verloren war? Sie würden vielleicht sterben oder fortwandern. Er stürzte sich darauf, zu versichern, daß bessere Zeiten kämen, und als er das tat, war er selbst von allen am wenigsten davon überzeugt.
    Bigwig hatte Acorn geschickt, um die übrigen zu holen. Acorn kehrte zurück und sagte, Strawberry fühle sich zu schwach, und er könne weder Blackberry noch Fiver finden.
    »Nun, laß Fiver«, sagte Bigwig. »Armer Junge, er wird eine Zeitlang lieber allein sein wollen, glaube ich.«
    »Aber er ist nicht in seinem Bau«, sagte Acorn.
    »Das macht nichts«, sagte Bigwig. Aber dann kam ihm ein Gedanke: »Fiver und Blackberry? Könnten sie das Gehege verlassen haben, ohne jemandem etwas zu sagen? Wenn ja, was passiert, wenn die anderen davon erfahren?« Ob er Kehaar bitten sollte, sie zu suchen, solange es noch hell war? Aber wenn Kehaar sie fand, was dann? Sie konnten nicht gezwungen werden zurückzukehren. Oder wenn sie gezwungen würden, was hätte das für einen Sinn, wenn sie fortwollten? In diesem Augenblick begann Holly zu sprechen, und alle wurden still.
    »Wir wissen alle, daß wir in der Patsche sitzen«, sagte Holly, »und ich nehme an, daß wir uns sehr bald darüber werden unterhalten müssen, was am besten zu tun ist. Aber ich dachte, ich sollte euch zuallererst erzählen, wie es kommt, daß wir vier – Silver, Buckthorn, Strawberry und ich – ohne Weibchen zurückgekommen sind. Ihr braucht mich nicht daran zu erinnere, daß bei unserem Aufbruch jedermann glaubte, es würde problemlos verlaufen. Und hier sind wir nun, ein Kaninchen krank, eines verwundet – und kein Gegenwert dafür. Ihr fragt euch alle, warum.«
    »Niemand macht dir Vorwürfe, Holly«, sagte Bigwig.
    »Ich weiß nicht, ob ich

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