Unten Am Fluss - Watership Down
der Waldung, fern von der Böschung, trockener sei, und zuerst hatte Hazel die Idee, sich eine neue Stelle auszusuchen und wieder zu graben. Aber bald wurde der Tag so heiß und feucht, daß jede Aktivität gelähmt wurde. Die leise Brise legte sich. Die Sonne zog eine träge Feuchtigkeit aus den nassen Dickichten an. Der Geruch nach Minze erfüllte die mit Wasser geladene Luft. Die Kaninchen krochen in den Schatten, unter jede Deckung, die sich bot. Lange vor niFrith dösten sie im Unterholz.
Erst als der Nachmittag kühl zu werden begann, erwachte Hazel plötzlich und fand Kehaar neben sich. Die Möwe stolzierte mit kurzen schnellen Schritten von einer Seite zur anderen und pickte ungeduldig in dem hohen Gras herum.
Hazel setzte sich schnell auf.
»Was ist, Kehaar? Doch eine Patrouille?«
»Ne, ne. Is' alles fein für Schlaf wie verdammte Eulen.
Vielleicht ich geh' zu Großes Wasser. Miiister Hazel, du Mütter jetzt bald holen? Worauf du warten noch?«
»Nein, du hast recht, Kehaar, wir müssen jetzt aufbrechen.
Die Schwierigkeit ist nur, daß ich zwar weiß, wie wir beginnen, aber nicht, wie wir zu einem glücklichen Ende kommen sollen.«
Hazel ging durch das Gras, weckte das erste Kaninchen, das er fand – zufällig war es Bluebell –, und schickte es weg, Bigwig, Blackberry und Fiver zu holen. Als sie kamen, nahm er sie zu Kehaar auf das kurze Gras der Flußböschung mit. »Das Problem ist folgendes, Blackberry«, sagte er. »Du erinnerst dich, als wir an jenem Abend unter dem Hügel waren, daß ich sagte, wir müßten drei Dinge erreichen: die Weibchen aus Efrafa herausholen, die Verfolgung behindern und dann sofort entwischen, so daß sie uns nicht finden können. Der Plan, den du entworfen hast, ist klug. Er wird die ersten beiden Probleme lösen, da bin ich ganz sicher. Aber wie steht's mit dem letzten? Die Efrafa-Kaninchen sind schnell und wild. Sie werden uns finden, wenn es nur die geringste Möglichkeit dafür gibt, und ich glaube nicht, daß wir schneller fortrennen, als sie uns folgen können – besonders mit einer Menge Weibchen, die noch nie außerhalb von Efrafa gewesen sind. Wir können uns unmöglich stellen und gegen sie kämpfen – dazu sind wir zu wenige. Und obendrein scheint mein Lauf wieder schlimm zu sein. Was tun?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Blackberry. »Aber offensichtlich müssen wir spurlos verschwinden. Könnten wir den Fluß durchschwimmen? Es bliebe dann kein Geruch zurück, verstehst du?«
»Er ist zu schnell«, sagte Hazel. »Wir würden fortgerissen werden. Aber selbst wenn wir schwimmen, können wir nicht damit rechnen, nicht verfolgt zu werden. Nach dem, was ich von diesen Efrafas gehört habe, würden sie bestimmt ebenfalls den Fluß durchschwimmen, wenn sie dächten, wir hätten ihn überquert. Worauf es hinausläuft, ist, daß wir mit Kehaars Hilfe die Verfolger behindern können, während wir die Weibchen herausholen, aber sie werden wissen, welchen Weg wir gegangen sind, und sie werden es nicht dabei bewenden lassen. Nein, du hast recht, wir müssen verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen, so daß sie uns nicht nachspüren können. Aber wie?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Blackberry wieder. »Sollen wir ein kurzes Stück den Fluß aufwärts gehen und ihn uns ansehen? Vielleicht gibt es da etwas, das wir als Versteck benutzen können. Bringst du das mit deinem Bein fertig?« »Wenn wir nicht zu weit gehen«, erwiderte Hazel. »Kann ich mitkommen, Hazel-rah?« fragte Bluebell, der wartend ein bißchen abseits gestanden hatte.
»Ja, gut«, sagte Hazel gutmütig, als er die Böschung entlang flußauf hinkte.
Sie merkten bald, daß das Waldgelände an diesem linken Ufer einsam, dicht und überwuchert war – dichter als die Nußsträucher und Glockenblumen-Gehölze von Sandleford.
Mehrmals hörten sie das Trommeln eines großen Spechtes, des scheuesten der Vögel. Als Blackberry vorschlug, vielleicht irgendwo in diesem Dschungel nach einem Versteck Ausschau zu halten, wurden sie sich eines anderen Geräusches bewußt – des fallenden Wassers, das sie beim Näherkommen tags zuvor gehört hatten. Bald erreichten sie eine Stelle, wo der Fluß sich in einer Biegung von Osten krümmte, und hier stießen sie auf den breiten, seichten Fall. Er war nicht mehr als dreißig Zentimeter hoch – einer dieser künstlichen, bei Kreidebächen üblichen Fälle, die angelegt werden, um Forellen anzuziehen. Mehrere sprangen bereits, um nach den abendlichen
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