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Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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aufzupassen, das zu weit streunen würde, um noch rechtzeitig unter den Boden zu gelangen, wenn es Alarm geben sollte.
    Hauptmann Chervil, einer der beiden Offiziere des Kennzeichens, war gerade von einer Inspektionsrunde bei seinen Wachtposten zurückgekehrt und sprach mit einigen Weibchen im Zentrum des Kennzeichen-Geländes, als er den General herankommen sah. Er blickte schnell in die Runde, um zu sehen, ob etwas nicht stimmte. Da aber alles in Ordnung zu sein schien, begann er an einem Fleck süßen Ruchgrases mit dem bestmöglichen Anschein von Gleichgültigkeit zu knabbern.
    General Woundwort war ein außergewöhnliches Kaninchen. Vor ungefähr drei Jahren war er – der kräftigste eines Wurfes von fünfen – in einem Bau hinter einem Cottage-Garten bei Cole Henley geboren worden. Sein Vater, ein sorgloser und unbekümmerter Rammler, hatte sich nichts dabei gedacht, ganz in der Nähe menschlicher Wesen zu leben, außer daß er in ihrem Garten am frühen Morgen nach Futter suchen konnte. Er hatte für seine Tollkühnheit teuer bezahlt. Nach zwei oder drei Wochen geplünderten Salates und abgeknabberter Kohlköpfe hatte der Cottage-Besitzer auf der Lauer gelegen und ihn erschossen, als er in der Frühdämmerung durch das Kartoffelfeld kam. Am selben Morgen machte sich der Mann daran, das Weibchen und ihren heranwachsenden Wurf auszugraben. Woundworts Mutter konnte flüchten, raste über das Kohlfeld auf die Downs zu, und ihre Jungen versuchten ihr zu folgen. Keinem außer Woundwort gelang es. Seine Mutter, die aus einer Schußwunde blutete, lief im offenen Tageslicht an den Hecken entlang. Woundwort hinkte neben ihr her.
    Es dauerte nicht lange, ehe ein Wiesel die Witterung des Blutes aufnahm und ihr folgte. Das kleine Kaninchen kauerte im Gras, während seine Mutter vor seinen Augen getötet wurde. Es machte keinen Versuch, wegzurennen, aber da das Wiesel seinen Hunger gestillt hatte, ließ es das Kleine in Ruhe und machte sich durch die Büsche davon. Mehrere Stunden später wanderte ein freundlicher alter Schulmeister aus Overton durch die Wiesen und stieß auf Woundwort, der den kalten, stillen Körper beschnüffelte und weinte. Der Lehrer trug ihn nach Hause in seine Küche und rettete sein Leben, gab ihm Milch aus einem Tropfglas, bis er alt genug war, Kleie und grünes Gemüse zu fressen. Aber Woundwort wuchs ganz ohne Aufsicht heran und biß zu wie Cowpers Hase, wenn er konnte. In einem Monat war er groß und stark und war wild geworden. Er tötete beinahe die Katze des Schulmeisters, die ihn in der Küche frei angetroffen hatte und ihm zu Leibe gehen wollte. Eines Nachts, eine Woche später, zerriß er den Draht vor seinem Stall und entkam ins freie Land.
    Die meisten Kaninchen in seiner Lage, im wilden Leben fast gänzlich unerfahren, wären sofort das Opfer der elil geworden – aber nicht Woundwort. Nachdem er einige Tage herumgewandert war, stieß er auf ein kleines Gehege und zwang sie knurrend und kratzend, ihn aufzunehmen. Bald wurde er Oberkaninchen, nachdem er den vorherigen Anführer und einen Rivalen namens Fiorin getötet hatte. Im Kampf war er erschreckend, kämpfte nur, um zu töten, war unempfindlich gegenüber Wunden, die er selbst empfing, und rückte seinen Gegnern auf den Leib, bis sein Gewicht sie niederdrückte und erschöpfte. Diejenigen, die keinen Mut hatten, sich ihm entgegenzustellen, fühlten bald, daß sie hier tatsächlich einen Führer vor sich hatten.
    Woundwort war bereit, gegen alles zu kämpfen, außer gegen einen Fuchs. Eines Abends griff er einen jungen streunenden Scotch-Terrier an und vertrieb ihn. Er war unempfindlich gegenüber dem Zauber der Musteliden und hoffte, eines Tages einen Marder, wenn nicht ein Hermelin, zu töten. Als er die Grenzen seiner eigenen Kräfte erforscht hatte, machte er sich daran, seine Sehnsucht nach noch mehr Macht auf die einzig mögliche Art zu stillen – durch Erhöhung der Macht der ihn umgebenden Kaninchen. Er brauchte ein größeres Königreich. Die Menschen waren die große Gefahr, die jedoch durch Schlauheit und Disziplin umgangen werden konnte. Er verließ mit seinen Anhängern das kleine Gehege und begab sich auf die Suche nach einem Ort, der, seinem Vorhaben entsprechend, die Existenz von Kaninchen verbarg und ihre Ausrottung sehr schwierig machte.
    Efrafa entwickelte sich um den Kreuzungspunkt zweier grüner Saumpfade herum, von denen einer (der ost-westliche) tunnelartig von einem dichten Wuchs von Bäumen und Büschen

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