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Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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in ihnen die kleine Gruppe, die zuletzt hinausgegangen war. Sie hatten offenbar das hungrige, hastige Stadium des Fressens hinter sich und naschten und unterhielten sich in Muße, und er konnte sehen, daß eine von ihnen die Aufmerksamkeit der anderen drei auf sich gezogen hatte. Mehr als die meisten Kaninchen liebte Bigwig eine schöne Erzählung, und jetzt wurde er von der Aussicht, etwas Neues in diesem seltsamen Gehege zu hören, angezogen.
    Leise kroch er an den Rand der Mulde, gerade als das Weibchen zu sprechen begann.
    Sofort merkte er, daß dies keine Geschichte war. Und trotzdem hatte er etwas Ähnliches schon mal irgendwo gehört. Die hingerissene Weise, der rhythmische Ausdruck, die gespannten Zuhörer – was riefen sie in ihm wach? Dann erinnerte er sich an den Geruch von Mohrrüben und an Silverweed, wie er die Menge in dem großen Bau beherrschte. Aber diese Verse gingen ihm zu Herzen, wie Silverweeds Verse es nicht vermocht hatten.
    »Vor langer Zeit Sang die Goldammer hoch auf dem Dornbusch.
    Sang nahe einem Wurf, den das Weibchen zum Spielen hinausbrachte, Sang in den Wind, und die Jungen spielten unten.
    Ihre Zeit glitt dahin unter der Holunderblüte.
    Aber der Vogel flog fort, und mein Herz ist jetzt trübe, Und die Zeit wird nie wieder in den Feldern spielen.
    Vor langer Zeit Klammerten sich die orangenfarbenen Käfer an die Roggengrasstengel.
    Das Gras wogte im Wind. Ein Rammler und ein Weibchen Rannten über die Wiese. Sie kratzten ein Loch in die Böschung, Sie taten, was sie wollten, unter den Haselnußblättern. Aber die Käfer starben im Frost, und mein Herz ist trübe, Und ich werde nie wieder einen Gefährten wählen. Der Frost fällt, der Frost fällt in meinen Körper.
    Meine Nüstern, meine Ohren sind erstarrt unter dem Frost. Die Mauersegler werden im Frühling kommen und rufen: ›Nachrichten! Nachrichten!
    Weibchen, grabt neue Löcher und strömt über vor Milch für euren Wurf.‹
    Ich werde nicht hören. Die Embryos kehren In meinen stumpfen Körper zurück. Durch meinen Schlaf Läuft ein Drahtzaun, um den Wind einzufangen. Ich werde nie wieder den Wind wehen hören.«
    Das Weibchen schwieg, und auch seine Gefährtinnen sagten nichts, aber ihr Schweigen bewies deutlich, daß es für sie alle gesprochen hatte. Ein Starenschwarm flog schwatzend und pfeifend über ihnen vorbei, und Vogelmist fiel ins Gras unter die kleine Gruppe, aber niemand bewegte sich oder schreckte auf. Jedes schien völlig von denselben melancholischen Gedanken ergriffen zu sein – Gedanken, die, wie traurig auch immer, wenigstens weit von Efrafa entfernt waren.
    Bigwigs Geist war so zäh wie sein Körper und bar jeder Sentimentalität, aber wie die meisten Geschöpfe, die Not und Gefahr erlebt haben, konnte er das Leiden erkennen und achten, wenn er darauf traf. Er war gewohnt, andere Kaninchen auf ihre Tauglichkeit hin abzuschätzen. Es fiel ihm auf, daß diese Weibchen fast am Ende ihrer Kräfte waren. Ein wildes Tier, das fühlt, daß es keine Lebensberechtigung mehr hat, erreicht schließlich einen Punkt, an dem seine verbleibenden Energien tatsächlich einzig auf den Tod gerichtet sind. Dieser Geisteszustand war es, den Bigwig versehentlich Fiver in dem Gehege der Schlingen unterstellt hatte. Seit damals war sein Urteil reifer geworden. Er fühlte, daß diese Weibchen der Verzweiflung nahe waren; und nach allem, was er von Efrafa gehört hatte, sowohl von Holly als auch von Chervil, begriff er, warum. Er wußte, daß die Wirkungen der Überfüllung und Spannung in einem Gehege sich zuerst an den Weibchen zeigen. Sie werden unfruchtbar und aggressiv. Wenn aber Aggressivität ihre Schwierigkeiten nicht beheben kann, dann beginnen sie oft auf den einzigen anderen Ausweg zuzutreiben. Er fragte sich, welchen Punkt des trostlosen Pfades diese Weibchen erreicht hatten. Er hopste in die Mulde hinunter. Die Weibchen, aus ihren Gedanken aufgeschreckt, sahen ihn voller Groll an und zogen sich zurück.
    »Ich weiß, du bist Nelthilta«, sagte Bigwig zu dem hübschen jungen Weibchen, das Chervil in dem Lauf so schlagfertig geantwortet hatte. »Aber wie heißt du?« fuhr er fort, sich an das Weibchen neben Nelthilta wendend.
    Nach einer Pause antwortete es widerwillig: »Thethuthinnang, Sir.«
    »Und du?« fragte Bigwig das Weibchen, das die Verse gesprochen hatte.
    Sie wandte ihm einen Blick zu, so voller Elend, Anklage und Leid, daß er sich zusammennehmen mußte, sie nicht auf der Stelle zu bitten, ihm zu glauben,

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