Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
gesamte Kennzeichen draußen ist, fügen wir vier hinzu und behalten zwei in Reserve. Wir treffen uns an dem großen Kieselstein auf der Böschung.«
    Bigwig folgte Chervil durch den Lauf, in den hinunter der Geruch von warmem Gras, Klee und Hopfenkleeblatt drang. Er hatte die meisten Läufe schwüler und stickiger gefunden, als er es gewohnt war, zweifellos, weil so wenig Löcher ins Freie mündeten. Die Aussicht auf ein Abend silflay, selbst in Efrafa, war angenehm. Er dachte an die raschelnden Buchenblätter über der fernen Honigwabe und seufzte. »Wie geht es wohl dem alten Holly?« dachte er. »Und werde ich ihn je Wiedersehen – und natürlich auch Hazel? Nun, ich werde diesen Affen etwas zu denken geben, ehe ich fertig bin. Aber ich fühle mich einsam. Wie schwer ist es, ein Geheimnis mit sich allein herumzutragen!«
    Sie erreichten die Mündung des Loches, und Chervil ging hinaus, um sich umzublicken. Als er zurückkehrte, nahm er seinen Posten am Anfang des Laufes ein. Als Bigwig einen Platz längsseits fand, bemerkte er zum ersten Mal in der gegenüberliegenden Wand des Baus eine Art Nische, wie eine offene Höhle. In ihr hockten drei Kaninchen. Die auf beiden Seiten hatten das zähe, sture Aussehen von Mitgliedern der Owslafa. Aber er starrte das in der Mitte an. Dieses Kaninchen hatte ein sehr dunkles, beinahe schwarzes Fell. Aber das war nicht das Bemerkenswerteste an ihm. Es war schrecklich verstümmelt. Seine Ohren waren nur noch formlose Lappen, an den Rändern zerfetzt, übersät mit schlecht verheilten Narben und da und dort mit Klumpen wilden nackten Fleisches. Ein Augenlid war ungestalt und schräg geschlossen. Trotz der kühlen, erregenden Luft des Juli-Abends schien es apathisch und betäubt. Es hielt den Blick auf den Boden gerichtet und blinzelte dauernd. Nach einer Zeit senkte es den Kopf und rieb matt seine Nase an seinen Vorderpfoten. Dann kratzte es seinen Hals und ließ sich wieder in seiner früheren schlaffen Haltung nieder.
    Bigwig, dessen herzliche, impulsive Natur von Neugier und Mitleid erregt war, ging über den Lauf hinüber.
    »Wer bist du?« fragte er.
    »Mein Name ist Blackavar«, erwiderte das Kaninchen. Es blickte nicht auf und sprach ohne Ausdruck, als ob es diese Frage schon viele Male beantwortet hätte.
    »Gehst du zum silflay?« fragte Bigwig. Zweifellos, dachte er, war das ein Held des Geheges, verwundet in einem großen Kampf und jetzt gebrechlich, dessen frühere Dienste eine ehrenhafte Eskorte verdienten, wenn er ausging.
    »Nein«, antwortete das Kaninchen.
    »Warum denn nicht?« fragte Bigwig. »Es ist ein wundervoller Abend.«
    »Ich silflaye nicht um diese Zeit.«
    »Warum bist du dann hier?« fragte Bigwig mit seiner üblichen Offenheit.
    »Das Kennzeichen, das den Abend -silflay hat«, begann das Kaninchen. »Das Kennzeichen, das – sie kommen – ich –« Es zögerte und fiel in Schweigen.
    Einer der Owslafa sprach. »Weiter«, sagte er.
    »Ich komme hierher, damit das Kennzeichen mich sieht«, sagte das Kaninchen mit seiner leisen, erschöpften Stimme. »Jedes Kennzeichen soll sehen, wie ich bestraft worden bin, wie ich es für meinen Verrat verdiene, weil ich versuchte, das Gehege zu verlassen. Der Rat war gnädig – der Rat war gnädig – der Rat – ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ich kann es wirklich nicht«, sprudelte es heraus, sich an den Posten wendend, der gesprochen hatte. »Ich scheine mich an gar nichts mehr erinnern zu können.«
    Der Posten sagte nichts, und Bigwig schloß sich, nachdem er einige Augenblicke schockiert gestarrt hatte, wieder Chervil an.
    »Er soll es jedem sagen, der fragt«, sagte Chervil, »aber er wird nach einem halben Monat langsam dumm. Er hat versucht, davonzulaufen. Campion erwischte ihn und brachte ihn zurück, und der Rat zerfetzte seine Ohren und sagte, er habe bei jedem Morgen- und Abend -silflay als abschreckendes Beispiel für die anderen herumgezeigt zu werden. Aber wenn du mich fragst, wird er es nicht mehr viel länger machen. Er wird eines Abends ein schwärzeres Kaninchen, als er selbst es ist, treffen.«
    Bigwig schauderte es, teilweise über Chervils Ton abgestumpfter Gleichgültigkeit und teilweise über seine eigenen Erinnerungen. Die Kennzeichen traten jetzt an, und er sah zu, als sie vorbeigingen und jedes einen Augenblick den Eingang verdunkelte, ehe es unter den Hagedorn hinaushopste. Es war klar, daß Chervil sich etwas darauf zugute hielt, daß er seine Kaninchen mit Namen kannte. Er

Weitere Kostenlose Bücher