Unten Am Fluss - Watership Down
nieder und wartete.
In der Dunkelheit kam ein Kaninchen langsam den Lauf herauf und blieb am Eingang zum Bau stehen. Es trat eine Pause ein.
»Hyzenthlay?« fragte Bigwig.
»Ich bin Hyzenthlay.«
»Ich möchte mit dir reden«, sagte Bigwig.
»Ich gehöre zum Kennzeichen, Sir, und unter Euren Befehl. Aber Ihr habt einen Fehler gemacht.«
»Nein, hab' ich nicht«, erwiderte Bigwig. »Du brauchst keine Angst zu haben. Komm herein, dicht neben mich.« Hyzenthlay gehorchte. Er konnte fühlen, wie ihr Puls flog. Ihr Körper war gespannt, sie hatte die Augen geschlossen, und ihre Klauen gruben sich in den Boden.
»Hyzenthlay«, flüsterte ihr Bigwig ins Ohr, »hör gut zu. Du erinnerst dich, daß vor vielen Tagen vier Kaninchen abends nach Efrafa kamen. Eines hatte ein sehr fahlgraues Fell, und eines hatte einen verheilten Rattenbiß im Vorderlauf. Du sprachst mit ihrem Führer – er hieß Holly. Ich weiß, was er dir sagte.«
Sie wandte ängstlich den Kopf. »Woher wißt Ihr das?«
»Gleichgültig. Hör mir nur gut zu.«
Dann sprach Bigwig von Hazel und Fiver, von der Zerstörung des Sandleford-Geheges und der Reise nach Watership Down. Hyzenthlay bewegte sich nicht, noch unterbrach sie ihn.
»Die Kaninchen, die an jenem Abend mit dir sprachen«, sagte Bigwig, »die dir von dem Gehege erzählten, das zerstört wurde, und daß sie gekommen waren, um Weibchen aus Efrafa zu erbitten – weißt du, was aus ihnen wurde?«
Hyzenthlays Erwiderung war nicht mehr als das leiseste Murmeln in seinem Ohr.
»Ich weiß, was ich gehört habe. Sie entflohen am nächsten Abend. Hauptmann Charlock wurde bei ihrer Verfolgung getötet.«
»Und wurde ihnen noch eine Patrouille nachgeschickt, Hyzenthlay? Am nächsten Tag, meine ich.«
»Wir hörten, daß man keinen anderen Offizier entbehren konnte, da Bugloss in Haft und Charlock tot war.«
»Diese Kaninchen kehrten sicher zu uns zurück. Eines von ihnen befindet sich zur Zeit nicht weit von hier, zusammen mit Hazel und Fiver und mehreren anderen. Sie sind schlau und erfinderisch. Sie warten darauf, daß ich Weibchen aus Efrafa herausbringe – so viele, wie ich dazu überreden kann. Ich werde ihnen morgen früh eine Botschaft senden können.«
»Wie?«
»Durch einen Vogel – wenn alles gutgeht.« Bigwig erzählte ihr von Kehaar. Als er geendet hatte, erwiderte Hyzenthlay nichts, und er konnte nicht sagen, ob sie über all das, was er gesagt hatte, nachdachte, oder ob Angst und Unglaube sie so sehr besorgt machten, daß sie nicht wußte, was sie sagen sollte. Hielt sie ihn für einen Spion, der ihr eine Falle stellen wollte? Vielleicht wünschte sie sich nur, daß er sie gehenlassen würde? Schließlich sagte er:
»Glaubst du mir?«
»Ja, ich glaube dir.«
»Könnte ich nicht ein vom Rat geschickter Spion sein?«
»Das bist du nicht. Ich weiß es genau.«
»Wieso?«
»Du sprachst von deinem Freund – demjenigen, der wußte, daß dieses Gehege ein schlimmer Ort ist. Er ist nicht das einzige Kaninchen dieser Art. Manchmal kann ich solche Dinge auch vorhersagen; aber jetzt nicht mehr oft, denn mein Herz ist im Frost erstarrt.«
»Wirst du dich mir also anschließen – und deine Freundinnen auch dazu überreden? Wir brauchen euch; Efrafa braucht euch nicht.«
Wieder schwieg sie. Bigwig konnte einen Wurm sich in der nahen Erde bewegen hören, und durch den Tunnel drang schwach das Geräusch eines kleinen Geschöpfes, das durch das Gras draußen trappelte.
Er wartete ruhig, wußte, es war entscheidend, daß er sie nicht aus der Fassung brachte.
Schließlich sprach sie wieder so leise in sein Ohr, daß die Worte kaum mehr als unterbrochene Atemzüge waren.
»Wir können aus Efrafa entkommen. Die Gefahr ist sehr groß, aber es kann uns gelingen. Das, was danach kommt, ist es, was ich nicht sehen kann. Verwirrung und Angst in der Nacht – und dann Menschen, Menschen, es sind alles Menschen-Dinge! Ein Hund – ein Seil, das zuschnappt wie ein trockener Zweig. Ein Kaninchen – nein, es ist nicht möglich! –, ein Kaninchen, das in einem hrududu fährt! Oh, ich bin närrisch geworden – Geschichten für die Jungen an einem Sommerabend. Nein, ich kann nicht mehr sehen wie früher; es ist wie Umrisse von Bäumen hinter einem Regenschleier.«
»Nun, du solltest mitkommen und diesen Freund von mir kennenlernen«, sagte Bigwig. »Er redet genauso, und ich habe gelernt, ihm zu vertrauen, also vertraue ich dir auch. Wenn du der Meinung bist, daß es uns gelingt, fein. Aber
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